Im Herzen von Europa ist der Puls erhöht. In dem vergangenen Jahr genoss Eintracht-Trainer Dino Toppmöller noch den Ruf als Gareth Southgate der Bundesliga, mittlerweile, in nur wenigen Monaten, hat sich das Blatt komplett gewendet. Eintracht Frankfurt ist wieder wer, weil die Hessen in ihrer Spielweise an die Grundtugenden der erfolgreichen Vergangenheit anknüpfen.
Bei drei Siegen aus vier Bundesliga-Spielen geht die SGE mit gestählter Brust in die Europa League. Am Donnerstag steht der Auftakt gegen den tschechischen Erstligisten Viktoria Pilsen an. In dem Wettbewerb also, den Frankfurt als erster deutscher Verein am 18. Mai 2022 gewinnen konnte.
Dabei, könnte man meinen, hängt der aktuelle Höhenflug auch maßgeblich von den Ausnahmestürmern Omar Marmoush und Hugo Ekitiké ab. An einem Großteil der Eintracht-Tore war mindestens einer der beiden beteiligt.
Dass der Erfolg deshalb aber auf wackeligen Beinen stünde, "entspricht nicht meinem Gefühl", sagt RTL-Experte Lothar Matthäus im Gespräch mit watson. "Der Kader hat eine gute Breite und erscheint mir in dieser Saison stärker als in der letzten Spielzeit. Darüber hinaus verfügt man mit Igor Matanović über einen interessanten weiteren Offensivspieler."
Die teils schwankenden Leistungen von Eintracht Frankfurt erklärt sich Matthäus mit Wachstumsschmerzen.
"Die Kritik war überzogen", sagt der Rekord-Nationalspieler über die teils scharfe Beurteilung von Dino Toppmöller. "Dino musste nahezu eine neue Mannschaft entwickeln, bedingt durch diverse Abgänge." Ein Beispiel sei etwa der sehr späte Wechsel von Randal Kolo Muani, der kurz vor dem Ende des Transferfensters im Sommer 2023 zu Paris Saint-Germain gewechselt war.
"Die aufkommende Kritik durch das frühe Ausscheiden im Achtelfinale des DFB-Pokals sowie in der Conference League ist gegebenenfalls nachvollziehbar", ergänzt Matthäus. "Aber für einen sechsten Platz in der Bundesliga nicht – das war okay."
Eintracht Frankfurt hat sich mittlerweile seit Jahren im oberen Drittel der Bundesliga etabliert. 2018 gewann man den DFB-Pokal, 2022 die Europa League. Die Qualifikation für das europäische Geschäft ist mittlerweile Pflichtaufgabe.
Allerdings ist die Konkurrenz an der Spitze auch größer geworden. RB Leipzig gehört zum festen Favoritenkreis, Bayer Leverkusen hat sich mit der Deutschen Meisterschaft ebenfalls in der Beletage etabliert. Ist der Abstand, um sich dauerhaft als Champions-League-Kandidat zu etablieren, also womöglich doch zu groß?
"Die Lücke kann geschlossen werden, man benötigt neben der vorhandenen Qualität auch mal ein wenig Spielglück", sagt Matthäus. "Ich sehe die Eintracht als ersten Verfolger der sogenannten Top 5."