Es traf die deutsche Fußballlandschaft am Mittwochmorgen wie ein Erdbeben der Stärke zehn: Jürgen Klopp kehrt in den Fußball zurück. Nicht aber etwa als Trainer, auch nicht etwa bei einem Verein, der sich in der breiten Öffentlichkeit großer Sympathien erfreut.
Ab dem 1. Januar 2025 wird Klopp Head of Global Soccer bei Red Bull, ist im erweiterten Sinne also für RB Leipzig, RB Salzburg, RB New York und RB Bragantino zuständig. Deutschlands größte Grinsebacke, everybodys Lieblingstrainer, landet in jenem Kosmos, auf den sämtliche Traditionalisten höchst allergisch reagieren.
Die Idee, die Red Bull mit der Verpflichtung verfolgt, ist offensichtlich. Der Konzern will sich einerseits das Fachwissen des Godfather of Gegenpressing ins Haus holen. Klopp hat ähnlich wie Pep Guardiola eine ganze Generation von Spielern und Trainern inspiriert, soll sein Wissen in dieser Rolle nun weiter vermitteln.
Andererseits erhofft sich das Unternehmen eine Aufbesserung des Images, verkörpert RB für viele Fußballfans doch das Feindbild schlechthin im modernen Fußball. Reiner Calmund ist davon überzeugt, dass der Klopp-Coup nun die gewünschte Wirkung erzielt. "Er ist das Aushängeschild des deutschen Fußballs, das ist ein Glücksfall für RB. Davon wird auch Leipzig profitieren", sagt er im Gespräch mit watson.
Der langjährige Leverkusen-Boss wusste, dass Red-Bull-CEO Oliver Mintzlaff für den Posten nach einer prominenten Besetzung Ausschau hält. Dass es Klopp wird, habe aber auch den gut vernetzten Calmund "überrascht".
Generell sieht der 75-Jährige den Deal äußerst positiv. "Für Jürgen und den Fußball ist es schön, für Leipzig ist es ebenfalls großartig", sagt er und vertritt damit einen gänzlich anderen Standpunkt als ihn viele Fans einnehmen. Denn gerade in Social Media sieht sich Klopp heftiger Kritik ausgesetzt.
Er beschmutze sein eigenes Denkmal, schließe einen Pakt mit dem Teufel oder habe den Fußball verraten, heißt es da. Viele Anhänger:innen haben mit diesem 9. Oktober einen persönlichen Fußballhelden verloren, weil sie in RB das Böse sehen. Dem tritt Calmund entschlossen entgegen:
Ob der Wechsel von Klopp ins RB-Imperium künftig bei weiteren Fußballfans für einen Meinungsumschwung sorgt, bleibt abzuwarten.
Unabhängig davon sieht Calmund für RB aber auch noch einen anderen Vorteil in der Verpflichtung des Kulttrainers. "Seit dem Tod von Dieter Mateschitz konnte sich Oliver Mintzlaff nicht mehr so sehr auf den Fußball konzentrieren, weil er auch andere Aufgaben übernehmen musste", verweist er auf ein gewisses Machtvakuum. "Da wird Klopp nun helfen."