Vor mehr als neun Jahren verunglückte Michael Schumacher bei einem Ski-Unfall in den französischen Alpen schwer. Seit diesem tragischen Ereignis lebt der ehemalige Rennfahrer aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Wie es ihm heute geht, ist unklar – seine Familie schützt seine Privatsphäre konsequent. Trotz des massiven Interesses vieler Medienhäuser wurden keine Interviews mit der Formel-1-Legende mehr gestattet. Akzeptieren können das jedoch wohl nicht alle Klatschblätter. So prangt nun auf dem Titelblatt der Illustrierten "Die Aktuelle" in fetten Buchstaben die Schlagzeile: "Michael Schumacher: das erste Interview".
Dieser Titel irritiert aufgrund der geschilderten Umstände zunächst sehr. Wer jedoch hinter der Schlagzeile ein tatsächliches Exklusiv-Interview erwartet, fällt auf eine täuschende Berichterstattung herein.
So verbirgt sich hinter der ganzen Aktion ein Fake-Gespräch, bei welchem die Redaktion der Zeitschrift "Die Aktuelle" eine Künstliche Intelligenz Antworten auf die Interviewfragen formulieren ließ.
Als einen Hinweis darauf, dass das Interview ein Fake ist, findet sich unter der fett gedruckten Schlagzeile in klein der Zusatz "Es klingt täuschend echt". Dieser dürfte jedoch eher als ein juristischer Trick einzuordnen sein, als ein ernstgemeinter Versuch, die Aktion aufzuklären.
Denn um den Anschein eines echten Gespräches so lange wie möglich zu wahren, lässt sich auf der Innenseite des Magazins folgendes vermeintliches Zitat als Überschrift finden: "Mein Leben hat sich total verändert."
Im Verlauf des Fake-Interviews gibt der KI-Schumacher schließlich Antworten darauf, ob er beispielsweise zukünftig wieder in die Öffentlichkeit zurückkehren werde oder wie es um seinen Gesundheitszustand stehe.
Im kompletten Verlauf des vermeintlichen Interviews werden die Leser:innen des Klatschmagazins dreist an der Nase herumgeführt. Lediglich in der Quellenangabe finden aufmerksame Konsument:innen der Illustrierten den Hinweis: "Das Interview war im Internet. Auf einer Seite, die mit Künstlicher Intelligenz, kurz KI genannt, zu tun hat."
Das Online-Portal "Übermedien" fasst die unseriöse Aktion in einer Medienkritik treffend zusammen: "Zu dumm, um wahr zu sein." Mit Journalismus hätte diese "bemerkenswerte Frechheit" nichts zu tun.
Um das Fake-Interview zu rechtfertigen, gibt "Die Aktuelle" an, dass die für das Gespräch genutzte KI ihre Informationen schließlich auch nur aus dem Internet beziehen würde, irgendwo müssten diese also dort geschrieben stehen.
Die KI, auf die sich das Klatschmagazin mutmaßlich bezieht, scheint "character.ai" zu sein. Dort können Nutzer:innen mit Prominenten Gespräche führen.
Das Fake-Interview wird für "Die Aktuelle" offenbar ein böses Nachspiel haben. Denn die Familie Schumacher will das nicht auf sich beruhen lassen und laut "Espn" rechtliche Schritte einleiten. Das hat ein Sprecher der Familie dem Sportportal bestätigt.
Seit Schumachers Ski-Unfall scheut die Familie keine Mühen und Kosten, die Formel-1-Legende vor der Öffentlichkeit zu schützen. Dazu gehören auch jegliche Spekulationen über seine Gesundheit – und nun auch Fake-Interviews.