Dauerregen, übergetretene Flüsse und Autos, die völlig unter Wasser stehen. Die Bilder, die aktuell aus der norditalienischen Region Emilia-Romagna an die Öffentlichkeit kommen, sind verstörend. Mehrere tausend Menschen mussten in der vergangenen Nacht zu Mittwoch sogar evakuiert werden.
Kein Wunder, dass die Formel 1 nun auch reagiert hat und das Rennwochenende in Imola abgesagt hat. Am Dienstag Nachmittag mussten die Aufbauarbeiten sowohl der Medien an der Strecke als auch der Formel-1-Teams selbst abgebrochen werden.
"Die Lage war sehr prekär", berichtet Sky-Reporter Peter Hardenacke beim hauseigenen TV-Sender. Demnach sei auch der Fluss Santerno, der direkt neben der Strecke liegt, teilweise übergetreten. Die Strecke selbst soll bislang noch nicht von Überschwemmungen betroffen sein. Das Fahrerlager allerdings schon.
Wie der spanische Journalist Albert Fabrega berichtet und auf einem Bild auch zeigt, soll das Paddock und die Boxen der Formel 1 zwar unversehrt sein. Die Bereiche, die an der Strecke allerdings tiefer gelegen sind, sollen mit viel Wasser überschwemmt worden sein. Vor allem das Fahrerlager der Formel 2 soll betroffen sein.
Hardenacke berichtet zudem davon, dass der TV-Compound, also die Zentrale, von der die Fernsehbilder in die Welt geschickt werden, einen halben Meter unter Wasser steht.
Zusätzlich wurde es sämtlichem Personal verboten, am Mittwoch zur Strecke zu gehen. Die Situation sei zu gefährlich. Die Wetterlage soll sich zunächst etwas beruhigen. Sky-Moderator Hardenacke meinte aber auch, dass der Regen zum Wochenende wieder zunehmen solle.
Fabrega veröffentlichte einen weiteren Tweet mit einem Video aus dem Fahrerlager, das die Situation von Dienstag zeigen soll. Darin ist ein Hang im Fahrerlager mit einer kleinen Mauer zu sehen. Hinter dieser Mauer fließt der Santerno. Allerdings nicht wie sonst weiter unten im Flussbett, sondern nur noch wenige Meter unterhalb der Mauer. Es wird demnach klar, steigt der Fluss noch weiter an, droht auch eine Überschwemmung der Strecke.
Wie Fabrega schreibt waren allerdings schon alle Materialien vor Ort. Das weit größere Problem wird allerdings die Anreise der Fans dargestellt haben. Rund 160.000 Tickets wurden für das Wochenende verkauft. Die Anreise der Fans wäre nicht sicher gewesen.
Wie geht es nun also weiter? Ob das Rennen in Imola zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt wird, ist offen. Da der Rennkalender allerdings sehr eng getaktet ist, ist es wahrscheinlicher, dass das Rennen ersatzlos ausfällt.
Der aktuelle Vertrag für Formel-1-Rennen in Imola läuft 2025 aus. Daher hoffen die Macher, dass durch diesen Ausfall eine Verlängerung für ein Jahr in Frage kommt. "Angesichts der Komplexität des Kalenders kann man durchaus davon ausgehen, dass die Ausgabe 2023 im Jahr 2026 stattfinden wird", sagte der Präsident des italienischen Automobilverbands, Angelo Sticchi Damiani.
Diese Option zieht auch der Formel-1-Boss Stefano Domenicali in Betracht. Es sei "eine Option, die auf dem Tisch liegt", verriet er am Donnerstag.
Domenicali sagte in einem Statement zur Absage, dass es eine Tragödie für Imola und die Region Emilia Romagna sei: "Meine Gedanken und Gebete sind mit den Flut-Opfern, den Familien, und Gemeinden, die betroffen sind." Zum letztlichen Entschluss fügte er an: "Die Entscheidung, die getroffen wurde, ist für jeden in den Gemeinden und der Formel-1-Familie richtig, weil wir Sicherheit garantieren müssen und keinen Mehraufwand für die Behörden darstellen müssen, während sie sich um die schreckliche Situation kümmern."
FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem ergänzte das Statement des Formel-1-Bosses: "Meine Gedanken und die der gesamten FIA-Familie sind bei den Menschen, die von dieser schrecklichen Situation in der Emilia Romagna betroffen sind. Die Sicherheit von allen und die Schutzmaßnahmen stehen aktuell an oberster Priorität."