Mick Schumacher fährt im Haas vorne mit, Mercedes ist nach acht Konstrukteurs-Weltmeisterschaften in Folge nur noch ein Team unter vielen – ein wenig übertrieben erscheint beides, doch komplett ausschließen will beide Szenarien vor dem Start in die Formel-1-Saison auch kaum jemand. Grund ist der größte Regel-Umsturz in der Königsklasse seit Jahrzehnten. Die wichtigsten Änderungen auf einen Blick.
Stolze 169 Seiten Regelwerk wurden den Teams vom Automobil-Weltverband FIA zugeschickt. Mit einem Jahr Verspätung – wegen der Coronakrise wurde das neue Reglement aufgeschoben – müssen die Vorgaben künftig umgesetzt werden.
Zuallererst: Front- und Heckflügel sind nun deutlich vereinfacht. Das Konzept schreibt ein bestimmtes Design vor, welches weniger Luftverwirbelungen erzeugt. Das Hinterherfahren – und idealerweise auch das Überholen – soll so deutlich einfacher werden.
Hinzu kommt das Comeback des Ground-Effekts, den es schon zu aktiven Zeiten von Niki Lauda gab. Unter den Boliden wird ein Sog erzeugt, der ganz ohne komplexe Flügelsysteme für jede Menge Abtrieb sorgt.
Weiterhin sind die Reifen von 13 Zoll auf 18 Zoll gewachsen, dies soll das berüchtigte "Reifenfenster" vergrößern und Racing am Limit erleichtern. Trotz des vermeintlich rigiden Reglements haben die Designer dennoch höchst unterschiedliche Ansätze gefunden, wie die spitze Nase beim Ferrari oder die schmalen Seitenkästen beim Mercedes.
Hier tut sich nichts, doch auch das ist eine wesentliche Neuerung. Die sogenannten Power Units sind technologisch eingefroren. Dies ermöglicht es Weltmeister Max Verstappen und seinem Red-Bull-Team, die Aggregate von Honda auch nach dem Ausstieg des japanischen Automobilriesen weiterzunutzen.
Erst zur Saison 2026 soll es ein neues Motorenreglement geben, mit einfacheren und "saubereren" Power Units. Zumindest einen kleinen Schritt Richtung mehr Nachhaltigkeit geht die Formel 1 bereits jetzt: Der Anteil an Biosprit steigt von knapp sechs auf zehn Prozent.
Mehr als 400 Millionen Dollar sollen Mercedes und Ferrari 2019 noch ausgegeben haben, in der kommenden Saison liegt der Budgetdeckel pro Rennstall bei 140 Millionen. Fahrergehälter sind allerdings nicht inbegriffen.
Dennoch: Kleinere Teams erhalten größere Chancen anzugreifen, für die einstigen Big Spender ist die Formel 1 zunehmend rentabel zumal der Wert der Rennställe durch den aktuellen Boom der Rennserie beständig steigt.
Neu ist der Sprint nicht, aber er wird aufgewertet: Acht Punkte statt drei gibt es in der Saison 2022 für den Sieger des Rennens über gut 100 km vor dem eigentlichen Grand Prix.
Die Formel-1-Führung hatte eigentlich sechs bis sieben Sprints im Sinn. Nach Intervention der Rennställe (Stichwort: Kosten) werden es nun erneut drei sein: in Imola, Spielberg und São Paulo.
(lgr/afp)