Erst Regenchaos, dann eine entspannte Triumphfahrt: Oscar Piastri hat am Sonntag den Großen Preis von Belgien souverän gewonnen und seine Führung im Gesamtklassement der Formel 1 ausgebaut. Der Australier feierte in Spa-Francorchamps seinen sechsten Saisonsieg und durfte zum ersten Mal seit Anfang Juni wieder ganz oben auf dem Treppchen jubeln. McLaren-Teamkollege Lando Norris musste sich mit Platz zwei begnügen.
Der Brite verpasste unter den Augen seiner belgischen Mutter einen Achtungserfolg – ausgerechnet bei seinem "zweiten Heimrennen", wie er es einmal bezeichnete. Im Kampf um die WM-Spitze büßte Norris auf der Ardennen-Achterbahn wertvollen Boden ein – weil er sich beim fliegenden Start von Teamkollege Oscar Piastri überrumpeln ließ.
Bis es losging, mussten die Fahrer und Fans dabei lange warten. Wegen anhaltenden Regens musste der Start des 70. Grand Prix in Belgien um 80 Minuten verschoben werden. Dritter wurde Charles Leclerc vor Weltmeister Max Verstappen im Red Bull.
Beste Unterhaltung hatten an diesem Rennwochenende aber nicht nur die aktiven Fahrer auf der Strecke abgeliefert, sondern mit Nico Rosberg auch ein ehemaliger Pilot am Rande der Piste.
Der Weltmeister von 2016 begleitete den GP von Belgien als TV-Experte für Sky und scheute dabei vor keiner unbequemen Frage zurück. So stichelte er etwa im Gespräch mit dem Vater von Max Verstappen.
"Letztes Jahr hast du gesagt, dass Horner gehen muss, weil er das Team zerstört", konfrontierte Rosberg Jos Verstappen mit dem ehemaligen Aus des einstigen Red-Bull-Bosses, mit dem sich der Niederländer öffentlich angelegt hatte.
"Das ist anderthalb Jahre her. Also, es ist anders", versuchte Verstappen das Thema herunterzuspielen. "Ich habe nichts zu sagen. Es ist okay." Rosberg aber wollte sein Gegenüber nicht so einfach davonkommen lassen: "Jetzt bist du ruhig." Verstappen reagierte verdutzt, beugte sich nach vorne. "Du bist ruhig jetzt?", wiederholte Rosberg. "Ich bin immer ruhig", entgegnete Verstappen genervt.
Es war nicht das einzige unterhaltsame Hin und Her, das Rosberg den Zuschauenden am Wochenende geboten hat. Die Leistungen von Lando Norris und Rookie Kimi Antonelli ordnete er kritisch ein, Valtteri Bottas fragte er ganz direkt nach einem Cadillac-Vertrag.
Bei einer anderen Vertragsfrage scheint nun indes Klarheit zu herrschen. Max Verstappen wird laut der niederländischen Zeitung "De Telegraaf" auch kommende Saison für Red Bull an den Start gehen. Zuletzt hatte es immer wieder Gerüchte um einen Wechsel zu Mercedes gegeben.
Demnach kann eine Klausel, die in Verstappens Vertrag steht und ihm einen Wechsel ermöglicht hätte, seit Sonntag nicht mehr greifen. Ein WM-Rang jenseits der Top drei zur Sommerpause hätte ihm mutmaßlich eine Vertragsauflösung erlaubt. Der 27-Jährige wird aber unabhängig vom Ausgang des kommenden Rennens in Ungarn Dritter bleiben.
Dem Bericht zufolge habe sich Verstappen auch unabhängig von der Klausel dafür entschieden, bei Red Bull zu bleiben. Sein Kontrakt läuft noch bis 2028.
(mit Material vom SID)