Fußballvereine verstehen sich gern als Ort für alle – unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder Überzeugung. Doch was geschieht, wenn die politische Haltung eines Mitglieds mit den Grundwerten des Vereins kollidiert?
Wenn jemand sich offen zu einer Partei bekennt, die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird – und zugleich im Mitgliederblock sitzt?
Diese Frage stellt sich derzeit bei der TSG Hoffenheim. Der Bundesligist hat ein vereinsinternes Ausschlussverfahren gegen ein Vereinsmitglied eingeleitet. Der Grund: Es handelt sich um einen AfD-Funktionär.
Der Name des Mitglieds lautet Patrick Andreas Bauer. Bauer ist AfD-Kommunalpolitiker, sitzt für die Partei im Kreistag und Gemeinderat von Sinsheim und im relativ neu gegründeten Mitgliederrat der TSG. Auf Instagram hatte er seine Vorfreude auf die neue Saison mit einem Bild seiner Dauerkarte und einer TSG-Kappe geteilt.
Zur Begründung erklärte die TSG in einer offiziellen Mitteilung am Mittwoch: Es bestehe eine "schwerwiegende Unvereinbarkeit zwischen öffentlichen Aussagen und politischen Aktivitäten des Mitglieds mit den Werten und Grundprinzipien des Vereins".
Man berufe sich auf die Satzung. Dort heißt es unter anderem: "Der Verein […] tritt verfassungs- und fremdenfeindlichen sowie antidemokratischen Bestrebungen und jeder Form von Diskriminierung entschieden entgegen."
Weiter heißt es: "Die Ruhendstellung [...] soll verhindern, dass der Vereinsfrieden gefährdet oder das Ansehen des Vereins beschädigt wird."
Bis zur Klärung des Falls hat der Vereinsvorstand die Mitgliedschaft Bauers "bis auf Weiteres ruhend gestellt". Auch seine Tätigkeit im Mitgliederrat wurde vorläufig ausgesetzt. "Der Entscheidung ging eine Anhörung des Mitglieds durch den Vorstand voraus", teilte der Klub am Mittwoch offiziell mit. Bauer sei schriftlich informiert worden.
Bauer hingegen sieht sich im Unrecht. "Die TSG Hoffenheim will mich aus dem Verein werfen", erklärte er in einem Tiktok-Video.
"Nicht wegen etwas, was ich in meiner Tätigkeit im Verein gesagt oder getan habe. Nicht wegen etwas, was ich als gewählter Mitgliederrat der TSG Hoffenheim getan habe, sondern wegen meiner Parteimitgliedschaft in der Alternative für Deutschland." Von "Diskriminierung aufgrund einer Parteizugehörigkeit" ist die Rede.
Das Verfahren in Hoffenheim ist damit auch ein öffentliches Zeichen gegen die antidemokratische Partei. Es setzt die Botschaft, dass Rassismus, Hass und rechtspopulistische Ideologien im Verein keinen Platz haben.
In der Vergangenheit haben auch andere Bundesligisten Haltung gezeigt. Der SV Darmstadt 98 etwa verzichtete vor einem Heimspiel im Bundestagswahljahr auf den klassischen Trikotsponsor – und ließ seine Mannschaft stattdessen mit der Botschaft "Demokratie wählen. Gegen Ausgrenzung und Rassismus" auflaufen.
Der Verein sei parteipolitisch neutral, betonte die Klubführung damals, aber nicht beliebig: In der Satzung bekenne man sich ausdrücklich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und lehne jede Form von Diskriminierung und Verfassungsfeindlichkeit entschieden ab.