Nach seinen ersten zwei Jahren als Stammfahrer bei Team Haas ist die Formel-1-Karriere von Mick Schumacher derzeit pausiert. Als Testpilot bei Mercedes wird er zwar weiterhin hautnah dabei sein, doch – sofern Lewis Hamilton und George Russell einsatzbereit sind – wird der 23-Jährige erstmal nicht auf die Strecke dürfen.
Enttäuschung lässt Mick Schumacher deswegen kaum durchblicken. Bei Medienauftritten betont er stattdessen regelmäßig, wie dankbar er ist, für jede gelernte Lektion und für alles, was er jetzt schon in der Formel 1 erleben durfte. Zudem richtet er den Blick nach vorn, zuletzt gab er sich zuversichtlich nächstes Jahr wieder sein eigenes Cockpit zu haben.
Das heißt nicht, dass die Enttäuschung nicht tief sitzt: Deutsche Motorsport-Fans haben nach dem Haas-Aus des letzten deutschen F1-Talents resigniert, auch Bernie Ecclestone bedauert die unfreiwillige Karriere-Zäsur von Mick Schumacher zutiefst. Im Gespräch mit "Sport Bild" sucht der einstige Geschäftsführer der Formel 1 nach Gründen für Schumachers stagnierende Karriere.
"Mick tut mir leid!", bekundet der 92-jährige Ex-Chef. "Die Last seines Namens ist schwer. Seinem Namen gerecht zu werden, ist sein größtes Problem", verweist Ecclestone auf die Erwartungen, die von vornherein auf dem Weltmeister-Sohn lasteten.
Papa Michael hatte ganze sieben Mal das Gesamtklassement der Formel 1 gewonnen – 1994 und 95 bei Team Benetton, von 2000 bis 2004 im Ferrari. Die Rekorde für die meisten Rennsiege und Pole-Positions konnten ihm erst in den vergangenen Jahren von Lewis Hamilton abgenommen werden.
Nun soll Schumacher-Sohn Mick eben jenem Hamilton helfen, weitere Rennsiege einzufahren, indem er wertvolle Testdaten sammelt und den Briten bei der Renn-Vorbereitung unterstützt. Mick ist natürlich dankbar: "Es ist toll, hier mit den Ingenieuren und den Fahrern zu reden und einfach von ihnen zu lernen", freute er sich zuletzt gegenüber "Sky".
Auch Bernie Ecclestone weiß, wie wichtig es in der Königsklasse ist, von erfahrenen Piloten an die Hand genommen zu werden. "Michael hätte seinem Sohn so, so viele Details mit auf den Weg geben können, mit all seiner Erfahrung", hadert der Brite nach wie vor mit dem Schicksal des Rekord-Weltmeisters. "Er hätte ihm den richtigen Weg gezeigt, fahrerisch, aber auch politisch."
Seit einem schweren Ski-Unfall 2013 lebt Michael Schumacher komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Über seinen derzeitigen Gesundheitszustand ist nichts bekannt.
Doch nicht nur auf der Strecke hätte Mick von seinem Vater profitieren können, glaubt Ecclestone: "Mit Michael als Berater an seiner Seite würde Mick als Stammfahrer im Cockpit eines guten Teams sitzen." Ohne dessen Unterstützung werde es schwer für Mick, ein Stammcockpit zu kriegen. "Vor allem eines, in dem er gewinnen kann", betont der Ex-F1-Boss.
Das sei auch das Problem seiner ersten beiden Rennsaisons gewesen. "[Mick] war im falschen Team", resümiert Ecclestone hart. "Red Bull wäre für ihn besser gewesen. Dort hätten sie sich mehr um ihn gekümmert und ihn aufgebaut", erklärt er in der "Sport Bild". Demnach habe Haas-Boss Günther Steiner seinen Nachwuchspiloten unnötig unter Druck gesetzt, anstatt ihn in Ruhe performen zu lassen.
Nun muss Mick Schumacher als dritter Fahrer bei Mercedes also von vorn anfangen. Der 23-jährige selbst ist zuversichtlich, bald wieder Stammfahrer zu sein.
Bernie Ecclestone prophezeiht sogar, dass Schumacher schon bald in der Pole-Position für ein Top-Cockpit stehen könnte: "Eines weiß ich sicher: Wenn [Hamilton] diesen achten Titel holt, macht er sofort Schluss." Gleichzeitig ist sich der 92-jährige sicher, dass Mercedes "sich nicht wieder so einen Flop leisten [wird] wie vergangenes Jahr." Einen klaren Favoriten auf den WM-Titel 2023 gebe es aber nicht.