Mit einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg hat Charles Leclerc seine Formel-1-Führung souverän ausgebaut und den Druck auf den glücklosen Weltmeister Max Verstappen weiter erhöht. Während der Ferrari-Pilot am Sonntag mit einer kontrollierten Fahrt beim Großen Preis von Australien triumphierte, schied Verstappen zum zweiten Mal in dieser Saison unverschuldet vorzeitig aus.
Der Titelverteidiger musste seinen am Heck brennenden Red Bull in Melbourne frustriert abstellen und mit ansehen, wie Leclerc in der WM-Wertung noch weiter enteilte. Der 24-Jährige aus Monaco hat nach seinem zweiten Saisonsieg bereits 46 Punkte Vorsprung auf den Niederländer, der wie schon zum Auftakt in Bahrain auf Position zwei liegend rausflog.
Hinter Leclerc, der früh vom ersten WM-Titel seiner Karriere träumen darf, kam Sergio Perez aus Mexiko im zweiten Red Bull auf Position zwei. Der Brite George Russell erkämpfte im Mercedes den dritten Platz. Leclercs ehemaliger Teamkollege Sebastian Vettel kam nach seiner Corona-Zwangspause im Aston Martin nicht ins Ziel. Nach einem selbst verschuldeten Unfall war schon vor Halbzeit des Rennens Schluss. Mick Schumacher scheiterte im Haas erneut beim Versuch, erstmals in seiner Laufbahn Punkte zu holen.
Bei der Rückkehr nach Australien nach zwei Jahren Corona-Pause verteidigte Leclerc seine Pole Position beim Start souverän. Sein spanischer Teamkollege Carlos Sainz, der als WM-Zweiter angereist war, verlor hingegen erst zehn Positionen und schied schon in der zweiten Runde nach einem übermütigen Überholmanöver aus. Sainz rutschte von der Strecke und hatte Glück, dabei kein anderes Auto mitzunehmen. Vor allem der Wagen von Schumacher war gefährlich nah.
Im ausverkauften Albert Park vor mehr als 120.000 Zuschauern gelang es Leclerc auch beim Neustart nach der ersten Safety-Car-Phase, den ersten Platz zu verteidigen. Dahinter hielt Verstappen den Kontakt, der drittplatzierte Rekordweltmeister Lewis Hamilton verlor schnell wieder an Boden. Hamiltons Mercedes-Team hat zum Start des Jahres weiterhin Probleme, ein konkurrenzfähiges Auto bereitzustellen. Der Konstrukteurs-Weltmeister der vergangenen Jahr ist derzeit nicht in der Lage, so zu dominieren wie in den Jahren zuvor.
Weiter weg von der Spitze als erhofft war auch Sebastian Vettel. Nach seiner überstandenen Coronavirus-Infektion ging der 34-Jährige nur von Position 17 in seinen ersten Grand Prix der Saison. Der Hesse musste in Bahrain und Saudi-Arabien pausieren, in Australien erlebte er schon vor dem Rennen schwierige Tage. Ein Motorschaden am Freitag und ein selbst verschuldeter Unfall am Samstag sorgten dafür, dass der 53-malige Grand-Prix-Sieger kaum vorbereitet antreten musste. Vettel hatte 2017 und 2018 in Melbourne im Ferrari gewonnen, im Aston Martin konnte er sich am Ende des Feldes nicht befreien und war nach einem unfreiwilligen Ausflug ins Kiesbett nach elf Runden Letzter.
Nach einem frühen Boxenstopp von Schumacher zog Vettel an seinem deutschen Landsmann auf Position 17 vorbei, in Runde 24 war dann aber alles vorbei. Der Heppenheimer verlor nach einem Fahrfehler die Kontrolle über seinen Wagen und krachte in die Streckenbegrenzung. Nach dem heftigen Einschlag wurde er von den Ärzten untersucht, war aber schon wenig später wohlauf wieder im Fahrerlager zu sehen.
Leclerc baute seine Führung derweil Runde um Runde aus, die beiden Red Bull angeführt von Verstappen dahinter konnten nichts ausrichten und entschieden sich schnell für ein taktisches Manöver. Mit einem frühen Boxenstopp und dem Wechsel auf harte Reifen erhöhte der Weltmeister den Druck auf Leclerc. Leclerc ließ sich davon nicht beeindrucken und hielt die Spitze, ehe nach Vettels Crash zum zweiten Mal das Safety Car auf die im Vorjahr erneuerte Strecke musste.
Beim zweiten Neustart kam Verstappen gefährlich nah und war am Ende der Zielgeraden direkt neben Leclerc. In seinem Ferrari konnte er die Führung dank des enorm starken Motors der Italiener aber verteidigen und zog wieder davon, bis Verstappen in der 39. Runde frustriert aus seinem kaputten Wagen steigen musste. Das war bereits zum Saisonauftakt nötig, als er in Bahrain in einer ähnlichen Situation auch nicht ins Ziel kam. In der Folge passierte an der Spitze nichts mehr und Leclerc für seinem vierten Karrieresieg entgegen.
(fas / dpa)