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Frauen WM: Dürfen Männer in die Kabine? 5 Fragen zum Frauenfußball

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Dürfen männliche Trainer mit in die Kabine? 5 häufig gestellte Fragen zum Frauenfußball

Gutefrage.net fragt, wir antworten:
21.06.2019, 08:20
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Die deutschen Fußball-Frauen schossen am Montag Südafrika mit 4:0 vom Platz und sicherten sich damit den Sieg in der Vorrunden-Gruppe B. Den Einzug ins Achtelfinale der Weltmeisterschaft in Frankreich hatte das deutsche Team schon nach dem 1:0-Erfolg gegen Spanien in trockenen Tüchern. Jetzt heißt es erstmal ein paar Tage durchatmen.

Richtig Fahrt nimmt die WM am Samstag wieder auf, wenn für das deutsche Team die K.o.-Runde beginnt. Um die Zeit zu überbrücken, haben wir uns nochmal durch gutefrage.net geklickt, um Antworten auf die brennendsten (und sonderbarsten) Fragen zu finden...

User coeleste fragt:

Haben die Frauen schon mal gegen die Männer Fußball gespielt?

In der Regel spielen die Frauen im Fußball nicht gegen die Männer. Das ist ähnlich wie bei fast allen Sportarten, zum Beispiel bei den olympischen Spielen. Das hängt unter anderem mit den Unterschieden in der Physis zusammen.

Denn Frauenfußball ist rund ein Drittel langsamer als Männerfußball, berichtet der Kölner Sportwissenschaftler und Ex-Meistertrainer der Frauen des FFC Frankfurt, Hans-Jürgen Tritschoks, gegenüber der TZ. Damit hätte, laut Tritschoks, die Frauen-Nationalmannschaft schon gegen ein U16-Bundesliga-Team nur schlechte Chancen zu gewinnen.

Einige Teams testeten diese Leistungsunterschiede schon: Das australische Frauen-Nationalteam verlor im Jahr 2016 gegen die U15 des Männer-Erstligisten Newcastle Jets mit 7:0. Die damaligen Fünften der Fifa-Weltrangliste schieden anschließend immerhin erst im Viertelfinale bei Olympia aus.

Die deutsche Nationalelf verlor im Weltmeisterschaftsjahr 2003 ein Testspiel gegen die B-Jugend des VfB Stuttgart mit 0:3.

Imke Wübbenhorst kündigte nach nur vier Spielen ihren Rückzug beim BV Cloppenburg an.
Imke Wübbenhorst kündigte nach nur vier Spielen ihren Rückzug beim BV Cloppenburg an.Bild: imago images / foto2press

Die Trennung zwischen Frauen und Männern im Sport hat auch damit zu tun, dass Frauen viele Sportarten aufgrund historischer und sozialer Beschränkungen erst viel später ausüben als Männer. So auch im Fußball: Der DFB beschloss am 30. Juni 1955 auf seinem Verbandstag, es den im DFB organisierten Vereinen zu untersagen, Frauenfußball anzubieten. Erst am 31. Oktober 1970 hob der Verband das Frauenfußballverbot wieder auf.

Ein anonymer User fragt:

Dürfen männliche Trainer beim Frauenfußball mit in die Kabine kommen?

Eine Frage, die wohl jeden Trainer und jede Spielerin mittlerweile nervt. Ja, dürfen sie. Es ist sogar ganz normal, dass die Trainer vor dem Spiel eine Ansprache in der Kabine halten. Selbstverständlich aber erst, wenn alle Spielerinnen angezogen und fertig geduscht sind.

Um unangenehmen Überraschungen vorzubeugen, klopft der Trainer einfach bei den Frauen an und wartet auf die Antwort, bevor die Kabine betritt. Dieselbe Rücksichtnahme gilt natürlich auch für Trainerinnen, die Männer coacht – und zwar egal in welchen Ligen.

Die Frage sorgte übrigens im Männerfußball zuletzt für sehr viel Gelächter: Die Trainerin Imke Wübbenhorst sorgte Anfang des Jahres für einen medialen Aufschrei, weil sie als erste Frau eine Männermannschaft in der Oberliga trainierte. Sofort fragte jemand aus dem Umfeld des Clubs, ob sie denn eine Sirene auf dem Kopf tragen werde, damit sich ihre Spieler noch schnell eine Hose anziehen können, bevor die Trainerin in die Kabine komme. Wübbenhorst fand die Frage so blöd, dass sie auf diesem Niveau großartig konterte: "Natürlich nicht. Ich bin Profi. Ich stelle nach Schwanzlänge auf."

Der ehemalige französische Verbandspräsident Claude Simonet feiert mit den französischen Frauen in der Kabine.
Der ehemalige französische Verbandspräsident Claude Simonet feiert mit den französischen Frauen in der Kabine.Bild: imago images

Ein anonymer User fragt:

Wie nennt man eine weibliche Mannschaft? Frauschaft?

Das Wort "Mannschaft" ist ein männlich geprägter Begriff, wird jedoch trotzdem sowohl für Frauen, als auch für Männer genutzt. Eine "Frauschaft" beschreibt laut dem Duden ein "aus weiblichen Mitgliedern bestehendes Team" und wäre somit die korrektere Bezeichnung für die Fußball-Frauen.

Allerdings hat sich das Wort "Mannschaft" hartnäckig in unseren Sprachgebrauch integriert, sodass auch bei den Frauen offiziell von einer "Fußballmannschaft" oder genauer gesagt von einer "Frauenfußballmannschaft" gesprochen wird. Auf der sicheren Seite ist man mit dem geschlechtsneutralen Begriff "Team".

Ein anonymer User fragt:

Ist die Schussstärke bei Frauen geringer als bei Männern?

Kommt natürlich ganz grundsätzlich auf den Menschen an, und auf die Kraft, die er besitzt. Aufgrund des unterschiedlichen Körperbaus kann man davon ausgehen, dass Männer im Durchschnitt einen härteren Schuss haben als Frauen – Denn genetisch bedingt, haben Männer einen höheren Anteil an Muskelmasse und dadurch mehr Kraft.

Das bestätigt auch eine Grafik aus der "Zeit" – Dort wird geschrieben, dass der Schuss einer Frau im Durchschnitt 78 Kilometer pro Stunde schnell ist. Die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Männerschuss hingegen beträgt 108 Kilometer pro Stunde.

Auch bei einer Studie während der Europameisterschaft der Männer 1996 wurde die Geschwindigkeit der Schüsse beim Elfmeterschießen zwischen England und Deutschland gemessen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug damals 120 Kilometer pro Stunde, schreibt Physiker John Wesson in seinem Buch "Fußball – Wissenschaft mit Kick".

Ein anonymer User fragt:

Warum werden die Stadien beim Frauenfußball so schlecht besucht?

Die Stadien beim Frauenfußball werden deutlich schlechter besucht als bei den Männern. Dieses Problem ist vor allem im normalen Ligabetrieb zu beobachten.

Beim diesjährigen Pokalfinale des 1. FFC Frankfurt gegen Turbine Potsdam, waren 20.000 Menschen auf den Rängen. Eine grandiose Quote für ein Spiel der Frauen, allerdings kamen viele Zuschauer lediglich, um neutral und still Fußball zu gucken. Glühende Final-Stimmung kam nicht auf.

Im Vergleich: Das diesjährige Pokalfinale der Männer im Olympiastadion, RB Leipzig gegen Bayern München, sahen 74.200 Zuschauer. Die 24.000 Tickets, die RB zur Verfügung gestellt wurden, waren innerhalb von drei Stunden ausverkauft, so berichtet der Verein.

Diese immensen Unterschiede können auf zweierlei Gründe zurückgeführt werden: Frauenfußball ist deutlich jünger als der Männerfußball und dadurch schlichtweg noch nicht so verbreitet. Die Frauenbundesliga gibt es erst seit 1996/97. Die Bundesliga der Männer dagegen wurde im Jahr 1962 gegründet.

Die deutlich ausschlaggebendere Begründung ist allerdings die Attraktivität der Liga. Die Spiele der Frauen werden oftmals am Vormittag ausgetragen, das Zuschauerinteresse ist daher gering.

Zudem gibt es in der Frauen-Bundesliga stetig lange Unterbrechungen und Unregelmäßigkeiten, beispielsweise durch den Algarve-Cup der Nationalmannschaft. Schlussendlich ist das fehlende Zuschauerinteresse auch auf mangelnde Medienpräsenz, außerhalb der großen Turniere, zurückzuführen. Dem Liga-Alltag des Frauenfußballs wird kaum eine Bühne geboten.

(kre)

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