
Spaniens Dani Olmo versucht sich gegen drei Schweden durchzusetzen.Bild: dpa / Jose Manuel Vidal
Fußball International
15.06.2021, 07:3115.06.2021, 07:31
Entnervt und entzaubert schlichen die verschwitzten
Spanier vom Platz, die coolen Schweden ließen sich von ihren Fans
feiern und beklatschten sich selbst. Mit einem höchst
disziplinierten, aber genauso unansehnlichen Catenaccio trotzten die
Skandinavier zum EM-Auftakt dem Titel-Mitfavoriten am Montag in
Sevilla ein 0:0 ab und sorgten für lange Gesichter beim dreimaligen
Fußball-Europameister und WM-Champion von 2010. "Wir sind natürlich
sauer, weil wir das Tor nicht gemacht haben", sagte Spaniens
Mittelfeldspieler Koke. "Wir haben wirklich gekämpft, hatten aber
leider nicht das nötige Glück."
Auch 75 Prozent Ballbesitz und eine rekordverdächtige Passbilanz von
847:107 reichten den Spaniern nicht zum Sieg. Das Team von Trainer
Luis Enrique verzweifelte immer wieder am Abwehrbollwerk der
Skandinavier, die sich den Punkt mit viel Herz und Leidenschaft
verdienten. "Wir haben 110 Prozent gegeben", sagte Abwehrspieler
Victor Lindelöf. "Die Spanier haben den Ball sehr gut laufen lassen,
es war schwer, sich ihrem Druck zu stellen. Aber wir haben ein
wirklich gutes Ergebnis erzielt."
Spanien vergaben gute Chancen
Allerdings hatte das Drei-Kronen-Team um RB Leipzigs Emil Forsberg
und Werder Bremens Ludwig Augustinsson vor 10 559 Fans im Estadio La
Cartuja auch Glück ob des Chancenwuchers der klar überlegenen
Spanier. Noch in der Nachspielzeit vergaben die eingewechselten
Gerard Moreno und Pablo Sarabia zwei hochkarätige Möglichkeiten zum
Sieg. "Das einzige, was gefehlt hat, war das Tor", haderte Koke mit
dem Ergebnis. Die Iberer treffen im nächsten Vorrundenspiel in der
Gruppe E auf Polen. Die Schweden, die bei einer EM erst einmal die
Gruppenphase überstanden haben (2004), bekommen es mit der Slowakei
zu tun.
Den Gastgebern war von der Corona-Aufregung in den vergangenen Tagen
nichts anzumerken. Nach einem positiven Test bei Kapitän Sergio
Busquets, der deswegen wie auch die Schweden Dejan Kulusevski und
Mattias Svanberg fehlte, war ein Teil der Mannschaft kurz vor dem
Turnierstart noch geimpft worden – offenbar ohne Nebenwirkungen.
Die Hausherren beherrschten die Partie von Beginn an und drängten die
passiven Nordeuropäer, die in der Anfangsphase kaum einmal über die
Mittellinie kamen, tief in deren Hälfte. Die spanische Dominanz
erinnerte ein wenig an das 6:0 gegen Deutschland im November 2020 in
der Nations League.
Starker Schweden-Keeper
Nur die Tore fehlten. Die erste Chance zur Führung bot sich Dani Olmo
vom deutschen Vizemeister RB Leipzig nach einer guten Viertelstunde.
Der 23-Jährige, der in der ersten Halbzeit der auffälligste
Offensivakteur seiner Mannschaft war, scheiterte mit seinem Kopfball
am stark reagierenden Schweden-Keeper Robin Olsen.
Danach vergab Koke zweimal aus verheißungsvoller Position. Die beste
Möglichkeit hatte aber Alvaro Morata: Der insgesamt glücklos
agierende Stürmer stand nach einem Stellungsfehler der Schweden
plötzlich völlig frei vor Olsen, schlenzte den Ball aber knapp am Tor
vorbei.
Die Nachlässigkeiten beim Abschluss hätten sich kurz vor der Pause
beinahe gerächt, als der Ex-Dortmunder Alexander Isak für einen
Schreckmoment sorgte. Der Schuss des schwedischen Angreifers prallte
Spaniens Verteidiger Marcos Llorente ans Schienbein, von dort an den
Pfosten und dann in die Arme von Torwart Unai Simón, der den Vorzug
vor dem routinierten David de Gea erhalten hatte. Auf der Gegenseite
scheiterte Olmo erneut an Olsen. So ging es torlos in die Kabinen.
Nach dem Wechsel erlahmte der Schwung der Gastgeber bei schwül-warmem
Wetter zunehmend. Der Ball wurde nun mehr in die Breite als in die
Tiefe gespielt, was der schwedischen Abwehr die Arbeit erleichterte.
Spanische Chancen blieben nun rar.
Vielmehr war der Außenseiter nach gut einer Stunde der Führung ganz
nah. Isak tänzelte im Strafraum drei Gegenspieler aus und bediente
seinen Sturmpartner Marcus Berg, doch der frühere HSV-Profi vergab
aus Nahdistanz kläglich. Kurz darauf musste er seinen Platz dem
Mainzer Robin Quaison überlassen. Für Offensivakzente sorgten die
Schweden in der Schlussphase aber nicht mehr. Dafür legten die
Spanier noch einmal zu, konnten sich aber nicht belohnen.
(pas/dpa)
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