
Uli Hoeneß hinterlässt beim FC Bayern München in zwei Wochen sein Lebenswerk. Bild: imago sportfotodienst / Bernd Feil / M.i.S.
Fußball
01.11.2019, 11:5001.11.2019, 13:41
49 Jahre, so lange wirkte Uli Hoeneß beim FC Bayern München. Der Noch-Präsident machte aus dem Verein in der bayerischen Landeshauptstadt einen der größten Fußballklubs der Welt. Am 15. November zieht sich der 67-Jährige offiziell zurück und der ehemalige Adidas-Chef Herbert Hainer tritt die Nachfolge als Präsident an.
Hoeneß blickte für das Bayern-Vereinsmagazin "51" nochmal auf seine wilde Karriere beim Rekordmeister zurück. Der Bayern-Boss plauderte über private Details, seine Zukunft und erklärte, wie es bei seinem Herzensklub weitergeht.
Hoeneß über...
... eine Attacke von Ex-Spieler Markus Babbel:
"Der Markus Babbel, der ging mir in Bremen in der Kabine mal an die Kehle. (...) Er hatte sich von Andi Herzog zwei Mal tunneln lassen. Da schnauzte ich ihn an: 'Mach' mal deine Beine zu!' Drei Spieler mussten ihn zurückhalten, aber er hatte mich schon am Kragen. Tags darauf gaben wir uns die Hand."
... seinen größten Fehler:
"Mein allergrößter Fehler war meine Steuersache. Das bereue ich
zutiefst, und Kritik daran ist höchst berechtigt. Ich bin meiner
Familie unendlich dankbar, sie war ein ungeheurer Halt."
... über die Zeit im Gefängnis:
"Damals konnte ich viel nachdenken und über das Leben lernen. So verrückt es klingt: Auch diese Zeit möchte ich nicht missen. In schweren Stunden erinnere ich mich an die Schicksale, die ich da mitbekommen habe. Einmal saß einer noch in meiner Kammer, obwohl er entlassen war. Er sagte, er wüsste nicht, wohin er soll. Keiner hat ihn abgeholt. Irgendwann saß er dann doch in einem Taxi. Ins Nirgendwo. Solche Erlebnisse gehen nicht spurlos an einem vorüber."
"Ich habe im Gefängnis teilweise so rührende Briefe bekommen, dass ich in meiner Zelle wie ein Kind geweint habe."

2014: Uli Hoeneß bei der Steuerhinterziehungsverhandlung vor der 5. Strafkammer des Landgerichts MünchenBild: imago/Future Image
... seinen neuen Lebensabschnitt:
"Ich bin selbst neugierig. Mein Büro soll Herbert Hainer beziehen.
Wenn man beim FC Bayern meinen Rat braucht, bin ich da. Wenn sie ihn
nicht brauchen, ist es ein gutes Zeichen. Mein Leben ist total in
Balance. Besonders freue ich mich auf noch mehr Zeit mit meinen
Enkelkindern. Ich bin unter anderem Vorsitzender des Kuratoriums der
Dominik-Brunner-Stiftung und sitze im Vorstand der FC Bayern Hilfe
eV, werde weiter meine Vorträge halten, dazu Golfen und Schafkopfen -
es wird nicht so sein, dass ich zuhause vor dem Telefon sitze und
warte, dass jemand anruft."
... das Internet:
"Ich werde mich damit beschäftigen und es dann soweit beherrschen,
dass ich mir darin auch mal gezielt Informationen besorgen kann. Es
wird bei meiner Frau und mir jedoch nie so weit kommen wie bei diesem
amerikanischen Ehepaar, das im Sommerurlaub am Nebentisch saß und
sich eine Stunde nicht unterhalten hat, weil beide mit ihrem
Smartphone beschäftigt waren."

Dafür haben sie jetzt auch mehr Zeit: Hoeneß mit Ehefrau Susi beim Spiel der Bayern-Basketballer.Bild: imago images/Sven Simon
... Social Media:
"Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich
bei sozialen Medien in Zukunft bei meinen Familienmitgliedern
mitreden kann. Momentan werde ich da immer etwas mitleidvoll in die
Ecke gestellt (grinst)."
... das Fallen der 100-Millionen-Marke bei Transfers 2020:
"So eine Summe wäre stemmbar. Aber ich glaube nicht, dass sie fällt,
wenn man geschickt genug vorgeht."
... eine eigene TV-Show:
"Auf gar keinen Fall. Aber wenn ich Abstand zu allem habe, könnte ich mir vorstellen, mal wieder Gast bei einer politischen Talkrunde zu sein. Als Präsident des FC Bayern hatte ich mir das abgewöhnt, auch wegen meiner Steuersache."
... Nachfolger Herbert Hainer und den designierten Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn:
"Oliver saß oft in meinem Büro zum Kaffee auf der Couch, und seine
Entwicklung in den letzten Jahren hat mir immer mehr imponiert. Wir
hatten sehr tiefgreifende Gespräche. Vor zehn oder auch vor fünf
Jahren hätte ich ihn mir in dieser Position noch nicht vorstellen
können – und als ich ihn schließlich gefragt habe, ob das für ihn
überhaupt interessant wäre, hat er kurioserweise zunächst auch
gemeint, er könne sich das gar nicht vorstellen. Eine Woche später
rief er dann aber an und sagte, wir sollten das vielleicht doch mal
genauer durchsprechen. Als ich Herbert Hainer fragte, sagte er: 'Das
ist der einzige Posten auf der Welt, der mich reizen würde.'"

Zwei Bayern-Urgesteine: Hoeneß und Kahn kennen sich seit Jahren. Bild: imago images / Sven Simon
... die Kritik, Hainer und Kahn seien nur Vertraute für den Machterhalt:
"Das behaupten nur Menschen, die hinter jedem Busch einen Feind
sehen. So ticke ich nicht. Ich habe Leute ausgesucht, denen ich diese
Aufgabe zutraue. Und ich darf schon auch mal selbstbewusst
feststellen: Ohne mich sähe dieser FC Bayern anders aus. Wenn meine
Nachfolger das ähnlich hinbekommen, könnten doch alle recht glücklich
sein."
(bn/dpa)
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