Nach seinem positiven Coronatest vor dem Endspiel der Klub-Weltmeisterschaft in Katar ist Fußballstar Thomas Müller offenbar in München gelandet. Dies berichtet die "Bild"-Zeitung. Der Offensivspieler war am Mittwoch positiv auf das Coronavirus getestet worden und fehlte den Münchnern somit beim Finale gegen Tigres Uanl, das die Bayern mit 1:0 gewannen.
Während der Rest der Mannschaft schon am frühen Freitagmorgen die Heimreise antrat, musste Müller zunächst in Katar ausharren. Sportdirektor Hasan Salihamidzic war extra dort geblieben, um die sichere Rückreise für Müller zu organisieren.
Um 23.35 Uhr am Freitag landete dann ein Ambulanz-Flieger der Privat-Fluggesellschaft FAI auf dem Flughafen München. Fotos zeigten, wie ein Mann in einem Ganzkörperanzug sowie mit Visier, Maske und Schuhüberziehern aus dem Flugzeug des Typs Bombardier Challenger 604 stieg. Auf dem Rollfeld empfingen ihn Zoll-Polizei, Flughafen-Transporter sowie ein mobiles medizinisches Team. 2014-Weltmeister Müller muss sich nun zu Hause in Quarantäne begeben.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die augenscheinliche Sonderrolle bei der Rückreise des Bayern-Stars. "Normalerweise wäre eine Reise mit bekannter Infektion natürlich undenkbar", erklärte Lauterbach im Interview mit Sport1.
Kritik kam auch aus anderen Sportverbänden. "Ich erwarte durch die Gesundheitsämter eine Gleichbehandlung aller Berufssportler", sagte Handball-Ligachef Frank Bohmann im SID-Gespräch. Auch Stefan Holz, Geschäftsführer der Basketball Bundesliga (BBL), sieht die Situation kritisch. "Vielleicht ist da bei einem Gesundheitsamt die Beißhemmung eine andere", sagte er dem SID: "Da hängt mehr dran. Da kommen 150 TV-Leute, bei uns eine Handvoll."
Sportmediziner Wilhelm Bloch sprach sich für ein einheitlicheres Vorgehen bei den Quarantänemaßnahmen in allen Mannschaftssportarten aus. "Ich würde mir wünschen, dass in allen Ballsportarten die gleichen Regeln gelten", sagte der Professor der Deutschen Sporthochschule Köln dem SID. Wenn man das Vorgehen im Profifußball "im Sinne der Gleichbehandlung sieht, ob das richtig ist, das kann man mit einem großen Fragezeichen versehen".
(lau/mit Material von afp)