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Graugänse, Verspätungen der Spieler und ein um Worte ringender Bundestrainer. Das sind nur drei von mehreren Dingen, die bei der Amazon-Doku "All or Nothing: Die Nationalmannschaft in Katar" in Erinnerung bleiben und nicht für Komplimente gesorgt haben. Vielmehr wurde die Doku kritisiert, genau wie das Verhalten ihrer Protagonisten.
Auch Sönke Wortmann, der mit der Doku "Deutschland. Ein Sommermärchen" einen der ersten und erfolgreichsten deutschen Sport-Filme geschaffen hat, sieht moderne Fußball-Dokumentarfilme kritisch. Im Interview mit "Sports Illustrated" erklärt er die Stärken seines Werks: Die Authentizität. "Die Kamera wackelt, und es ist nicht wie an einem Set beleuchtet", führt der heute 64-Jährige aus.
Moderne Formate sehe Wortmann als "Marketinginstrument, und so ist es auch gefilmt". Er spricht aktuellen Dokus auch die "journalistische Form" ab und sieht lediglich angestrebte Marketing-Effekte. All das sind auch Vorwürfe, die sich der DFB mit der Amazon-Doku über Katar ausgesetzt sieht. Daher verwundert auch, was nun die "Bild" enthüllt hat.
Laut einem Bericht des Boulverad-Blatts kann sich der DFB eine weitere Dokumentation über die Heim-Europameisterschaft im kommenden Sommer vorstellen. Innerhalb des Verbands soll es bereits Gespräche darüber gegeben haben, ob ein externes Kamerateam wieder nah ans Team herangelassen werde. Es soll sogar schon lose Anfragen geben.
Allerdings soll der DFB aus dem vergangenen Doku-Desaster gelernt haben. Unter anderem wurde kritisiert, dass die vier Episoden ausgerechnet während einer der größten sportlichen Krisen des deutschen Fußballs veröffentlicht wurden. Gleichzeitig zeigen die Amazon-Folgen auf, dass das Verhältnis zwischen Flick und seiner Mannschaft alles andere als optimal war.
Aus einem Blickwinkel war die Amazon-Doku jedoch ein Erfolg: Wie so oft im modernen Fußball geht es dabei um Geld. Der Streamingdienst soll rund fünf Millionen Euro an den DFB gezahlt haben, um redaktionelle Freiheiten zu erhalten und über den Erscheinungs-Zeitpunkt entscheiden zu können. Für den Verband, der immer wieder von Geld-Problemen geplagt ist, war das eine willkommene Zahlung.
Klar sei für eine Doku über die Heim-EM aber, dass sich der DFB mehr Mitspracherechte sichern und damit gleichzeitig auf Geld verzichten würde. Die Gefahr, dass es dann erneut zu einem medialen Debakel wird, wäre dadurch in jedem Fall verringert. Dann müsste Neu-Bundestrainer Julian Nagelsmann mit seiner Mannschaft noch ein erfolgreiches Turnier spielen, damit zumindest die Chance besteht, dass ein ähnlich erfolgreiches Werk wie das "Sommermärchen" von Wortmann entsteht.
