Während die Männer gerade erst aus einer Länderspielpause in den Ligabetrieb zurückgekehrt sind, läuft es bei den Frauen genau andersherum. Die Frauen-Bundesliga ruht in den kommenden Tagen, denn die Uefa Women's Nations League steht auf dem Programm.
Am Freitag empfangen die DFB-Damen in Sinsheim Wales, vier Tage später muss die deutsche Nationalmannschaft in Island ran. Die Marschroute für diese beiden Partien ist klar: Sechs Punkte müssen her. Denn nach der Auftaktpleite gegen Dänemark im September (0:2) folgte zwar ein 4:0-Sieg über Island, in der Tabelle steht das DFB-Team aktuell aber nur auf dem zweiten Rang.
Das würde nicht für eine Olympia-Teilnahme reichen. Für die europäischen Nationen gibt es zwei Tickets, diese machen die vier Gruppenersten der Liga A in einem Mini-Turnier untereinander aus. Sportlich wartet auf die deutsche Nationalmannschaft also eine Herausforderung.
Diese wird zusätzlich durch die schwierigen Umstände befeuert. Nach dem blamablen Vorrunden-Aus bei der WM 2023 befindet sich die DFB-Elf generell in einem Prozess des Umbaus. Dieser fand zuletzt auch auf dem Trainerstuhl statt, denn Martina Voss-Tecklenburg fehlt seit dem WM-Aus krankgeschrieben.
Ihr Ehemann sprach von einer "mentalen und körperlichen Erschöpfung". Horst Hrubesch hat daher vorerst die Nationalmannschaft übernommen, wurde dabei aber eindeutig als Interimslösung präsentiert.
"Britta Carlson ist auch da, die die Spiele vorher gemacht hat. Wie das jetzt geregelt ist, das muss der DFB dann entscheiden. Das ist nicht mein Bier. Ich hoffe, dass es letztendlich vier Spiele werden – und dann noch die beiden in den Playoffs", erklärte der Bundestrainer auf Zeit am Montag laut "Sportbuzzer" in Frankfurt.
Dort hat sich die Nationalmannschaft versammelt, um sich auf die anstehenden Partien vorzubereiten. "Ich habe keinen Kontakt mit ihr gehabt", berichtete Hrubesch mit Blick auf Voss-Tecklenburg. Ähnlich dürfte es bei den Spielerinnen aussehen.
Als die offiziell weiterhin amtierende Bundestrainerin zunächst beim "Forum Intelligentes Bauen" in Bremen über "Teambuilding und Coaching aus der Welt des Sports" sowie anschließend beim Zahnärztetag in München über "Change Management im Frauenfußball" sprach, reagierte ganz Fußball-Deutschland jedenfalls überrascht.
In Frankfurt fand mit Lena Oberdorf nun eine Nationalspielerin deutliche Worte in Richtung Voss-Tecklenburgs: "Es gibt mir ein paar Fragezeichen, natürlich. Ich hätte mir da durchaus was anderes gewünscht. Dass man sagt: Okay, wir klären erstmal, was bei der WM passiert ist – und danach in den Erholungsurlaub. Nichtsdestotrotz ist es jetzt so passiert."
Dass "MVT" unter diesen Bedingungen noch einmal zum DFB-Team zurückkehrt, erscheint äußerst unwahrscheinlich. Klar ist hingegen, dass diese Thematik nun nicht vom Sportlichen ablenken darf. In dem Bereich gab es zuletzt immerhin auch schon genug Probleme. Damit es gegen Wales und Island mit den sechs Punkten klappt, will Hrubesch "ein höheres Tempo" sehen, man wolle "voll auf Tore spielen".