"Wäre, wäre, Fahrradkette" – dieser Satz von Lothar Matthäus ist längst Kult. Und auch jetzt passt er zur Situation im DFB-Tor: Wäre Marc-André ter Stegen nicht verletzt, gäbe es wahrscheinlich keine Diskussion. Doch so stellt sich wieder die Frage nach der Nummer Eins – und plötzlich rückt auch ein Comeback von Manuel Neuer in den Fokus. Während Matthäus die Option begrüßen würde, warnt Didi Hamann vor vorschnellen Entscheidungen.
Die Torwartdiskussion in der deutschen Nationalmannschaft ist zurück – und das nur ein Jahr nach der Heim-EM 2024, als sie eigentlich beendet schien. Marc-André ter Stegen hatte damals das Erbe von Manuel Neuer angetreten und sich im Tor der DFB-Elf fest gespielt. Doch nun zwingt eine erneute Verletzung den Keeper des FC Barcelona zu einer langen Pause – und bringt die Rangfolge zwischen den Pfosten erneut durcheinander.
Für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ist deshalb klar: Bundestrainer Julian Nagelsmann muss alle Optionen prüfen, auch die von Manuel Neuer. "Grundsätzlich muss sich Julian Nagelsmann auf jeden Fall Gedanken machen, denn Marc-André ter Stegen muss nicht nur erneut operiert werden, sondern wird es auch danach schwer haben, Spielpraxis zu bekommen. Unter Hansi Flick wird er bei Barcelona wahrscheinlich nicht mehr spielen", sagte Matthäus bei Sky.
Sein Vorschlag: Erst die Alternativen testen, aber Neuer im Hinterkopf behalten. "Julian hat mit Oliver Baumann, Alexander Nübel und Bernd Leno gute Optionen. Sollte er jedoch feststellen, dass er diesen nicht hundertprozentig vertrauen kann, kann man sich natürlich mit Manuel Neuer beschäftigen."
Für Matthäus ist der Bayern-Keeper trotz seiner 38 Jahre noch immer "der beste deutsche Torhüter" und könnte deshalb auch für das kommende Turnier wieder eine Rolle spielen.
Sky-Experte Didi Hamann sieht das Thema differenzierter. "Die Option Manuel Neuer muss man sich natürlich offenhalten", sagte er, warnte aber: "Ihn jetzt ins DFB-Tor zu stellen, halte ich nicht für richtig. Julian Nagelsmann sollte die Länderspielpausen im Herbst nutzen, um eine Nummer Eins zu finden – und dabei weiterhin auf Oliver Baumann und Alexander Nübel setzen."
Hamann kann sich ein Neuer-Comeback erst vorstellen, wenn sich bis ins Frühjahr 2026 keine klare Lösung ergibt: "Sollte sich bis dahin keine Nummer eins herauskristallisieren und Bedarf bestehen, wäre Manuel Neuer natürlich eine Option, über die man immer nachdenken muss."
Klar ist: Die Torwartfrage, die viele Jahre lang mit Manuel Neuer beantwortet wurde, ist wieder offen. Ter Stegens Verletzung und die Unsicherheiten bei seinen Einsatzzeiten in Barcelona haben eine neue Dynamik erzeugt.
Während Baumann, Nübel und Leno solide Leistungen zeigen, fehlt ihnen die internationale Strahlkraft eines Neuer oder ter Stegen.
Ob Nagelsmann tatsächlich auf Neuer zurückgreift, hängt nicht nur von der Form der Konkurrenten ab, sondern auch davon, ob der Bayern-Star selbst bereit ist, neben dem Bayern-Alltag erneut die Zusatzbelastung Nationalmannschaft auf sich zu nehmen. Ein Comeback des viermaligen Welttorhüters wäre spektakulär – und würde die Torwartdiskussion in Deutschland endgültig neu entfachen.