Es kommt Bewegung in die Debatte um das Verbot und die überzogenen Geldstrafen bei Pyrotechnikvergehen. Der DFB brummt den Vereinen seit Jahren immer höhere Strafgelder auf, ohne dass auch nur ein Hauch einer präventiven Wirkung sichtbar werden würde.
Da das DFB-Sportgericht am längeren Hebel der Macht sitzt, kam bislang niemand in der Chefetage auf die Idee, einen Strategiewechsel einzuleiten. Das wird sich ändern, denn inzwischen liegt ein Papier vor, in dem zahlreiche Vereine aus dem Regionalverband Nordost zu einem radikalen Umdenken in dieser Sache auffordern.
Die DFB-Strafen für den Einsatz "nicht missbräuchlich verwendeter Pyrotechnik" sollen nach den Vorstellungen vieler Traditionsvereine aus Ostdeutschland abgeschafft werden. Die Unterzeichner des neuen Papiers wollen den friedlichen und stimmungsvollen Einsatz von Pyrotechnik straffrei stellen. Allein, wenn die Fackeln auf das Spielfeld oder in den gegnerischen Block geschossen werden, soll es weiterhin Strafen geben.
Damit greifen die Vereinsvertreter Forderungen auf, die in den Fanszenen bundesweit seit vielen Jahren proklamiert werden. Unterzeichnet wurde das Papier von insgesamt 15 Vereinen und deren Fangruppierungen. Neben Hertha BSC und den Drittligisten Hansa Rostock, Dynamo Dresden, Erzgebirge Aue und Energie Cottbus setzen auch gleich zehn Regionalligisten aus der Nordoststaffel ihre Unterschrift unter das Papier mit dem Titel für eine "faire Behandlung von Fankultur".
Außerdem unterzeichneten Ultragruppen von Bundesligist Union Berlin und Zweitligist Magdeburg. Das Papier hat also sportpolitisches Gewicht und wird eine neue Debatte nach sich ziehen.
Der Regionalverband Nordost hat bereits reagiert und eine differenzierte Prüfung der Forderungen zugesagt. Im Grunde haben die Regional- und Landesfürsten gar keine andere Wahl als, beim DFB auf die Umsetzung der hier formulierten Forderungen zu pochen. Gerade in Ostdeutschland wirken die viel zu hohen DFB-Strafen mitunter existenzgefährdend für viele Klubs.
Das ist ein gutes Signal. Die Verantwortlichen sollten sich jetzt Zeit nehmen und klug abwägen, wie man in dieser Sache zu einem nachhaltigen Ausgleich der Interessen kommen kann. Inzwischen liegen vor allem aus dem europäischen Ausland einschlägige Erfahrungen zum sicheren und verantwortbaren Einsatz der Pyrotechnik vor. Gleichzeitig sollte die aktuelle Initiative dahingehend genutzt werden, die Fans mit ins Boot zu holen. Das heißt vor allem: Mit in die Verantwortung zu nehmen!
So viel steht jedenfalls bis heute fest: Pauschale Verbote und überharte Bestrafungen haben in dieser Sache rein gar nichts gebracht.
Die Fronten haben sich immer weiter verhärtet und der Einsatz von Pyrotechnik hat sich längst zu einem symbolträchtigen Machtspiel zwischen Fans und DFB verselbstständigt. Genau da müssen wir ansetzen und die Luft aus dem Spiel lassen.
Lasst doch die engagierten Fangruppen zeigen, ob und wie sie bereit und in der Lage sind, die Rahmenbedingungen für das Gedeihen einer stimmungsvollen Stadionatmosphäre mitzugestalten.