Als Lena Oberdorf im vergangenen Sommer vom VfL Wolfsburg zum FC Bayern München wechselte, war die Aufregung groß. Deutschlands womöglich beste Fußballerin wechselte für die nationale Rekordablöse von 450.000 Euro nach München.
Aktuell gibt es bei den Männern eine ähnliche Situation. Wollen die Bayern jedoch Florian Wirtz holen, müssen sie mindestens 100 Millionen Euro an Bayer Leverkusen bezahlen. Es klaffen immer noch Welten zwischen dem Männer- und Frauenfußball in Deutschland.
Die Entwicklungen des Frauen-Fußballs würde in Deutschland zwar in die richtige Richtung gehen, dennoch blickt Lena Oberdorf mit einer gewissen Sorge in die Zukunft.
"Wir haben in Deutschland eine kleine Pflanze gezeugt, aber wenn man jetzt zu viel Wasser zugibt und zu schnelles Wachstum haben will, kann es nach hinten losgehen", sagt sie in ihrem Podcast "Popcorn und Panenka".
Denn das aktuelle Gefühl sei vergleichbar mit der Situation nach dem Olympia-Sieg 2016. "Alle dachten, wir haben es geschafft: Die Leute kommen ins Stadion, die Reichweite ist da", aber den großen Boom im Frauen-Fußball gab es nicht.
Doch eine Sache stimmt sie positiv. Anders als noch 2016, würden die Fans nun viel mehr einzelnen Spielerinnen nacheifern. Die dadurch entstandene größere Reichweite und dauerhafte Präsenz auf ihren Social-Media-Kanälen helfe dabei, als Vorbilder sichtbar zu bleiben.
Ihr sei es beim Fußball zudem nie darum gegangen, dass sie mit dem Sport Geld verdienen muss. Grundsätzlich sei Geld in ihrem Leben noch nie ein großes Thema gewesen. Sie sagt:
Insgesamt bilanziert Oberdorf, dass die Tendenz im Frauen-Fußball in die richtige Richtung gehe, "aber gar nicht bei den Top-Vereinen, sondern bei den Vereinen auf Platz fünf, sechs, sieben, acht. Dass man dort das Niveau hebt und sich alle vernünftig auf den Sport konzentrieren können."
Für sie sei es unabhängig vom Verdienst das größte Privileg, dass sie in ihrem Job ihre Sport-Leidenschaft ausleben könne. Sie könne sich nicht vorstellen, dass sie morgens zur Arbeit geht, "danach noch Fußball spiele und am Wochenende durch Deutschland reise, um ein Spiel zu spielen."
Das ist jedoch noch immer Alltag für Bundesliga-Spielerinnen.
Auf eine Entwicklung im Frauen-Fußball kann sie aktuell jedoch gut verzichten: den Video-Schiedsrichter. Den gibt es in der Frauen-Bundesliga nicht, nur in der Champions League.
"Manchmal macht es Sinn, aber im Endeffekt ist es doch eine subjektive Entscheidung vom Videoschiedsrichter, der unten im Keller sitzt. Es ist Handspiel und in manchen Situationen sagt er: 'Es war Hand' und in manchen Fällen war es nicht strafbar", sagt sie. Spätestens seit der EM der Männer im vergangenen Sommer würde die Handspiel-Regel niemand mehr verstehen.
Weiter kritisiert Oberhofer: "Das Schlimme ist, dass die Regel immer wieder geändert wird. Eine Saison ist es strafbar, wenn der Ball vom Oberschenkel an die Hand springt, dann nicht mehr. Beim Grätschen darfst du eine Stützhand haben, dann wieder keine." Spaßeshalber fordert sie, das Handspiel im Fußball einfach komplett zu legalisieren.
Aus Fan-Sicht verstehe sie die Aufregung, weil man sich nun bei Fehlentscheidungen zweimal ärgern würde: einmal über den Schiedsrichter auf dem Feld und einmal über den Video-Assistenten. Dennoch schränkt sie ein: "Als Spielerin finde ich es natürlich toll, wenn er mir einen Elfmeter gibt."