Wem nutzt die UEFA Nations League? Wer braucht diesen neuen Wettbewerb? Spieler, Trainer und vor allem Fans lehnen dieses "Produkt" ab und dafür gibt es gute Gründe. Im Schatten der traditionsreichen WM- und EM-Turniere ist diese Liga – rein sportlich gesehen – vollkommen wertlos. Wer weiß schon auswendig, dass die bisherigen Gewinner in der Saison 2018/19 Portugal und zwei Jahre später Frankreich waren? Und wer weiß noch, dass Deutschland im Herbst 2018 aus der A-Gruppe dieser Liga abgestiegen war.
Und wer kennt die sportpolitische Stilblüte, dass dieser Abstieg niemals vollzogen werden musste? Die UEFA hatte nach dem peinlichen Abstieg des DFB-Teams die A-Gruppe flugs von 12 auf 16 Teams aufgestockt. Genau so macht man Geschäfte, aber keinen guten Sport!
Die Resonanz ist nach wie vor überschaubar. Dabei hat das DFB-Team in der aktuellen Spielzeit drei hochklassige Gegner. Gegen Italien und England spielte man in der zurückliegenden Woche jeweils 1:1 und morgen Abend geht es in der Puskas-Arena in Budapest gegen Ungarn. Die Rahmenbedingungen und Geschichten zu diesem Spiel bieten schon jetzt einen dramaturgisch ansehnlichen Rahmen.
Die TV-Einschaltquoten waren bislang allerdings wieder einmal schwach. Der Klassiker gegen Italien wurde von nicht einmal sechs Millionen Zuschauern verfolgt und gegen England schalteten zur besten Sendezeit gerade mal 8,8 Millionen Menschen den Fernseher ein.
Immerhin: Doppelt so viel wie zur gleichen Zeit die Anwaltsserie "Die Kanzlei" schauten. Eine ebenso unterhaltsame, wie leichte Fernsehkost, die im Grunde kein Maßstab für die Bemessung der Faszination eines Länderspiels sein sollte. Doch genau dorthin hat uns die Inflation fußballerischer Wettbewerbe geführt. Das Ereignis "Fußball-Länderspiel" verliert an Wert.
Heute würde die Einrichtung solcher neuen Wettbewerbe auf massiven Fanprotest stoßen. Erinnert sei an die Idee der Super League im europäischen Vereinsfußball oder die Reform der Fußball-WM, die nach den Plänen der FIFA künftig im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfinden sollte.
In beiden Fällen waren die UEFA Bosse enorm eifrig in der Kritik. Zur Ausweitung der WM Turniere bemühte der UEFA Präsident Aleksander Čeferin sogar ein rhetorisches Untergangszenario:
"Der Wert liegt gerade darin, dass die WM alle vier Jahre ausgerichtet wird. Darauf wartet man, es ist wie bei den Olympischen Spielen - ein riesiges Ereignis. Ich sehe nicht, dass unsere Konföderation das unterstützt. Ich hoffe, die FIFA kommt wieder zu Sinnen (…). Der Vorschlag würde "den Fußball töten".
Das ist natürlich absoluter Unfug, aber enorm unterhaltsam. Schließlich hatte die UEFA im März 2014 mit der Einführung der Nations League Ähnliches beschlossen: Einen neuen Wettbewerb, der vor allem einem Ziel folgt: Er soll Geld in die Kassen der Uefa spülen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
In dieser Liga für Europas Fußballverbände geht es niemanden um die Weiterentwicklung des Fußballs. Die Werte des Sports wurden den banalen Geldwerten untergeordnet. Mehr nicht. Deshalb wundert es wahrscheinlich auch niemanden, dass wir als Fans und Zuschauer diese Nations League immer noch nicht wertschätzen können.
Meine These lautet daher: Hätten wir in dieser Woche drei Freundschaftsspiele gegen die Fußballnationen Italien, England oder Ungarn ausgetragen, dann hätten definitiv genauso viele Zuschauer den Fernseher eingeschaltet! Der Rahmen einer Nations League wertet solche Spiele kein bisschen auf.
Im Gegenteil: Die dahinterstehenden Interessen und Strategien tragen zur Inflation des Fußballs bei und machen ihn tatsächlich wertloser.
Allerdings: Wenn sich die Bosse der Fußballorganisationen gegenseitig vorwerfen, den Fußball zu töten oder ihm zu schaden, dann wäre es doch klug darüber ins Gespräch zu kommen, wie man dieses Spiel für Fans und Sponsoren wieder wertvoller machen kann. Eine Uefa-Nations League brauchen wir dafür sicher nicht.