Thomas Tuchel kritisiert England-Fans nach historischem Sieg
Als der englische Fußballverband im Oktober 2024 verkündete, dass Thomas Tuchel mit Beginn des Jahres 2025 die Herren-Nationalmannschaft übernehmen wird, war die Überraschung ebenso groß wie das Entsetzen einiger Traditionalist:innen.
Ausgerechnet ein Deutscher soll die Three Lions anführen? Noch dazu einer, der nur knapp dreieinhalb Monate zuvor den FC Bayern nach einer Saison mit viel Drama, aber keinem einzigen Titel verlassen hatte? Diese Entscheidung gefiel in England nicht allen.
Die Zahlen sprechen klar für Thomas Tuchel
Knapp ein Jahr später hat der Trainer durchaus Argumente in eigener Sache vorzuweisen. Er stand bisher bei sieben Partien der Engländer an der Seitenlinie, dabei fuhren die Three Lions sechs Siege ein – allesamt ohne Gegentor. Einzig ein Testspiel gegen den Senegal im Juni ging mit 1:3 verloren.
Daraus ergibt sich der hervorragende Punkteschnitt von 2,57. Gemessen daran ist Tuchel der erfolgreichste englische Nationaltrainer, der die Three Lions in mindestens zwei Spielen betreut hat.
Kritik gab und gibt es trotzdem am deutschen Übungsleiter. Denn mit dem Wechsel von Gareth Southgate zu Tuchel ging in Großbritannien auch die Hoffnung einher, dass die Nationalmannschaft ansehnlicheren Fußball bieten würde. Genau den vermissen einige Fans und Expert:innen noch immer.
Historischer Abend: England siegt ohne Kane und Präsenz von Toptrio
So gesehen dürfte der Donnerstagabend Balsam für Tuchels Seele gewesen sein. Im Wembley-Stadion rollten die Three Lions in der Anfangsphase über Nachbar Wales hinweg, führten nach 20 Minuten bereits mit 3:0. Vor allem der dritte Treffer, ein Schlenzer von Bukayo Saka, war dabei ein Augenschmaus.
Die Engländer schraubten das Ergebnis in der Folge zwar nicht weiter in die Höhe, es blieb also beim 3:0, erlebten aber dennoch einen historischen Abend.
Denn es war das erste Mal seit 1992, dass die Three Lions in ihrer Startelf ohne einen Profi des FC Liverpool, des FC Chelsea oder von Manchester United auskamen. In den vergangenen 33 Jahren hatte stets mindestens ein Spieler aus dem Trio der Topklubs für England gestartet. Zudem fehlte mit Harry Kane der Kapitän und aktuell womöglich formstärkste Spieler der Welt. Der Bayern-Star klagt über Knöchelbeschwerden.
Tuchel kritisiert die englischen Fans
Obwohl es am Donnerstagabend also auch ohne den Superstar lief, fand Tuchel nach dem Spiel kritische Worte. Allerdings nicht für seine Mannschaft, sondern für die Zuschauer:innen. "Das Stadion war still. Wir haben keine Energie von der Tribüne zurückbekommen", beklagte der Trainer im Gespräch mit ITV.
Vom eigenen Anhang erwarte er mehr, besonders nach einer derart berauschenden Anfangsphase: "Was kann man mehr in 20 Minuten leisten? Wir haben sie nicht rauskommen lassen."
Diese Dominanz, die drei Tore mit sich brachte, wurde laut Tuchel aber nicht angemessen gewürdigt. "Wenn du eine halbe Stunde lang nur Wales-Fans hörst, ist das traurig, denn das Team hatte heute mehr Unterstützung verdient", legte er deutlich nach.
Ob ihn solche Aussagen im nationalen Sympathieranking klettern lassen, darf zumindest mal angezweifelt werden. Tuchel aber dürfte es egal sein, er will mit den Three Lions vor allem eines erreichen: Er will 2026 Weltmeister werden.