
Fabian Reese geht für Hertha BSC auf Torejagd.Bild: IMAGO/Andreas Gora
Fußball-Kolumne
In seiner Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
01.08.2025, 08:0201.08.2025, 08:02
An diesem Abend beginnt die 52. Saison der 2. Fußball-Bundesliga. Standesgemäß eröffnet wird sie von zwei Schwergewichten des deutschen Fußballs: Der FC Schalke 04 empfängt um 20.30 Uhr Hertha BSC – ein Duell für alle, die den Fußball auch wegen seiner Historie, Leidenschaft und seiner tief verwurzelten Bindungskraft lieben.
Und wie in jedem Jahr gibt es auch diesmal Fragen über Fragen: Wie wird sich die Liga in dieser Saison präsentieren? Werden die Zuschauerzahlen erneut Rekordhöhen erreichen? Wer spielt oben mit – sportlich wie finanziell? Wer muss sich auf den Abstiegskampf einstellen?
Und nicht zuletzt: Welche Spieler werden zu Helden? Und wie mächtig bleibt der Schatten, den die erste Liga wirft?
Eine Liga, 18 Teams, viele Ambitionen
Die Vorfreude unter Fans ist groß, sogar in Gelsenkirchen herrscht Euphorie. Mehr als 80.000 Menschen kamen vergangenes Wochenende zum "Schalke-Tach", um das Stelldichein des Klubs zu feiern.
Die Schrecken der letzten Saison, in der der Abstieg in die Drittklassigkeit bedrohlich nah rückte, scheinen demnach verflogen, abgehakt. Stattdessen schaut man euphorisch nach vorne und ist überzeugt, dass der Aufstieg gelingen kann.

watson-Kolumnist und Fan-Forscher Harald Lange.Bild: uni würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"
Ganz ähnlich denken auch andere Zweitligisten. Aus fast allen Regionen Deutschlands ist ein Vertreter dabei – mit klangvollen Namen, gewachsenen Fanstrukturen und Ambitionen. Die Leistungsdichte ist beeindruckend. Einen klaren Abstiegskandidaten auszumachen, fällt schwer. Und ebenso wenig lässt sich ein Favoritenkreis benennen, der durchmarschieren könnte. Mit anderen Worten: Wir werden eine spitzenmäßige Zweitligasaison erleben.
Schalke, Dresden, Bielefeld: Tradition, die Stadien füllt
Zuschauerrekorde könnten in diesem Jahr allerdings schwerer zu knacken sein. Mit dem Aufstieg des HSV und des 1. FC Köln fehlen zwei Zuschauermagnete, die regelmäßig für sechsstellige Kulissen sorgten. Die Aufsteiger aus Kiel und Bochum bringen gemeinsam deutlich weniger Fans mit. Doch das schmälert nicht den sportlichen Wert der Liga.
Denn das Prädikat "stärkste zweite Liga der Welt" verdient sich die Liga auf anderen Ebenen. Mit Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld sind Traditionsvereine zurück – fest verankert in ihren Regionen, begleitet von enthusiastischen Fanlagern.
Bielefeld profitiert finanziell noch vom Coup im letztjährigen DFB-Pokal, Dresden steht für das ostdeutsche Selbstverständnis im Fußball, gemeinsam mit dem FC Magdeburg.
Die Zutaten für eine packende Saison sind vorhanden: Vereine mit Geschichte, Spieler mit Potenzial, Fans mit unerschütterlicher Leidenschaft. Die 52. Spielzeit verspricht Spannung, Dramatik und jene Erzählungen, die den Fußball größer machen als das Spiel allein.
Während die DFB-Frauen bis zur Erschöpfung kämpften, schonten ARD und ZDF ihre Kommentator:innen. Statt Analyse gab es Floskeln, statt Einordnung Kumpel-Sound. Eine verpasste Chance für den Frauenfußball.
Es hat wahrlich keinen Spaß gemacht, was man sich da am Mittwochabend über mehr als 120 Minuten ansehen musste. Bälle wurden sich schlampig zugespielt, Situationen falsch gelesen, es rumpelte in der Absprache, ja, im Allgemeinen hat sich hier ein Schauspiel dargeboten, das in seiner Anachronie an die verrosteten 80er-Jahre erinnerte. Und da reden wir noch gar nicht über das Fußballspiel. Es soll um die Übertragung in der ARD gehen.