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WM 2026

DFB-Team: Julian Nagelsmanns riskantes Spiel mit Kimmich und ter Stegen

UEFA Nations League Spiel um Platz 3 - 24/25 - Deutschland - Frankreich am 08.06.2025 in der MHP Arena in Stuttgart Trainer / Coach Julian Nagelsmann Deutschland nachdenklich *** UEFA Nations League m ...
Denkerpose: Julian Nagelsmann macht sich reichlich Gedanken zur Nationalmannschaft.Bild: IMAGO images / osnapix
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DFB-Team: Julian Nagelsmann und das doppelte Spiel mit dem Feuer

Knapp ein Jahr vor dem Beginn der WM 2026 legt sich Julian Nagelsmann auf gleich zwei Positionen im DFB-Team fest. Das kommt überraschend und wirft Fragen auf.
30.07.2025, 18:2730.07.2025, 18:27
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Wenn am 11. Juni 2026 die WM in den USA, Kanada und Mexiko eröffnet wird, will das DFB-Team als eine von 48 Mannschaften um den Titel mitmischen. "Dass man zwei Jahre warten muss, dass man Weltmeister wird, tut weh", hatte Julian Nagelsmann schon kurz nach dem deutschen EM-Aus 2024 gesagt.

Erst einmal steht aber die Erfüllung der Pflicht an: Das DFB-Team muss sich für die Endrunde qualifizieren. Der Weg mutet einfach an, in der Qualigruppe warten die Slowakei, Nordirland und Luxemburg. Als Gruppenerster ist man sicher bei der WM dabei, als Gruppenzweiter bieten die Play-offs noch einen Rettungsschirm.

Trotz dieses Puffers scheint die WM momentan nicht nur weit weg zu sein, sie ist es auch wirklich noch. Der Startschuss für das globale Großereignis fällt in 316 Tagen. Umso kurioser mutet es an, dass sich Nagelsmann schon jetzt in zwei Personalfragen festgelegt hat.

Ter Stegen erhält die volle Rückendeckung von Nagelsmann

Bei einer Gesprächsrunde auf dem Internationalen Trainerkongress in Leipzig bestätigte er zunächst den verletzten Marc-André ter Stegen, der zuletzt am Rücken operiert wurde, als Nummer Eins. "In meinen Gedanken weiß ich, dass Marc zurückkommt im Dezember, dann die beiden Spiele machen wird im März, im Juni auch, und dann die WM spielen wird", sagte der Bundestrainer.

Den Torhüter, für den die vergangenen Wochen denkbar bitter verlaufen sind, öffentlich derart zu stärken, ist einerseits nachvollziehbar. Es wirft aber zugleich erste Fragen auf. Kehrt ter Stegen im Dezember schon wieder auf den Platz zurück? Darf er dann in Barcelona, wo er zuletzt degradiert wurde, wieder ran?

"Er ist die Nummer eins, wenn er gesund und im Verein die Nummer eins ist. Das weiß er", schränkte Nagelsmann dahingehend zumindest etwas ein. Denn eine Nummer Eins ohne Spielpraxis würde das Leistungsprinzip gänzlich aushebeln. Und damit wohl vor allem Kritik am Bundestrainer nach sich ziehen.

Marc-Andre ter STEGEN, DFB 1 ehrenrunde in the UEFA Nations League 2024 match NETHERLANDS - GERMANY 2-2 in Season 2024/2025 at Sept 10, 2024 in Amsterdam, NL.
Marc-André ter Stegen soll die Nummer Eins bleiben.Bild: IMAGO images / ActionPictures

Relativ deutlich schloss er für den Moment auch eine Rückkehr von Manuel Neuer aus. "Manu hat eine sehr gute Klub-WM gespielt, aber die Entscheidung haben wir ganz bewusst getroffen", sagte Nagelsmann.

Auch diese Aussage ist gewiss nachvollziehbar, könnte aber nach hinten losgehen: Nämlich dann, wenn Neuer seine Form hält, ter Stegen bei Barça nicht ins Tor zurückkehrt und Oliver Baumann sowie Alexander Nübel nicht herausragend agieren. Dann werden die öffentlichen Rufe nach Neuer ohrenbetäubend.

Dass sich Nagelsmann zur Situation im deutschen Tor ausführlich geäußert hat, ist indes keine Überraschung. Aufgrund der Verletzung von ter Stegen liegt der öffentliche Fokus auch ohne Länderspiele voll auf dem DFB-Team. Zumindest auf der Lage zwischen den Pfosten.

DFB-Team: Nagelsmann plant mit Kimmich im Zentrum

Über die Besetzung des zentralen Mittelfelds oder der rechten Abwehrseite sprach zuletzt niemand. Nagelsmann hat das nun geändert. "Stand jetzt kehrt Joshua Kimmich auf die Sechs zurück", verkündete der Bundestrainer.

Kimmich sei "einer von zwei, drei Spielern, die im Klub dort Stammspieler sind. Die Gefahr ist, auf dieser Position zu viel zu gamblen. Wir müssen schauen, dass wir auf dieser Position Spieler haben, die im Rhythmus sind".

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Joshua Kimmich ist im DFB-Team gesetzt.Bild: IMAGO images / Buzzi

Kimmich als Sechser: Das ist grundsätzlich eine gute Idee. Es ist die Position, auf der sich der Kapitän am wohlsten fühlt, auf der er seine Fähigkeiten als Denker und Lenker einer Mannschaft am besten einbringen kann.

Das Aber bei Kimmich wiegt viel zu schwer

Aber ist Kimmich damit wirklich der Held, den dieses DFB-Team braucht? Oder braucht die deutsche Nationalmannschaft diese einzigartige Verlässlichkeit nicht vielmehr auf einer anderen Position – ganz konkret: hinten rechts.

Im zentralen Mittelfeld heißen die Optionen Angelo Stiller, Aleksandar Pavlović, Robert Andrich, Pascal Groß, Leon Goretzka, Anton Stach, Felix Nmecha, Tom Bischof und Rocco Reitz. Die Auswahl, auch an unterschiedlichen Typen, ist enorm.

Der Großteil der Profis spielt international, kann auch auf einen entsprechenden Erfahrungsschatz zurückgreifen und kennt sich bestens.

Bei den deutschen Rechtsverteidigern hingegen sieht es ganz anders aus. Zu den wenig berauschenden Optionen, die sich im DFB-Team schon probieren durften, gehören Benjamin Henrichs, Josha Vagnoman und Ridle Baku. Künftig könnte sich eventuell noch Nnamdi Collins von Eintracht Frankfurt probieren.

Nagelsmanns Idee könnte nach hinten losgehen

Eine weitere Option: Nagelsmann stellt dauerhaft auf ein System mit einer Dreierkette um, etabliert auf der rechten Seite dann einen Schienenspieler. Aber auch in dem Szenario fehlt etwas die Fantasie, wer auch nur annähernd so verlässlich wie Kimmich abliefern soll.

Der hat seine Seite schließlich nicht nur defensiv zumeist im Griff gehabt, sondern auch das Offensivspiel trotz seiner Tempodefizite angekurbelt.

Der Befürchtung liegt nahe: Um sich im Mittelfeld nicht zu vergambeln, wie es Nagelsmann selbst sagt, verzockt sich der Bundestrainer auf der Position des Rechtsverteidigers.

Und das Ganze macht er auch noch ohne Not schon ein Jahr vor der WM. Auch wenn die Absicht, Kimmich ebenso wie ter Stegen mit seinen klaren Worten zu stärken, erkennbar ist, muss die Frage doch gestattet sein, ob sich der Bundestrainer damit nicht verpokert. Ein gewaltiges, doppeltes Spiel mit dem Feuer ist es allemal.

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