In der vergangenen Transferperiode konnte der FC Bayern zwei echte Ausrufezeichen setzen. Zunächst holten die Münchener mit Min-jae Kim einen der besten Innenverteidiger der Vorsaison für knapp 50 Millionen Euro aus Neapel. Nach langem Hin und Her legten die Münchner in der Folge mit Harry Kane nach.
Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft kam für fast 100 Millionen Euro von den Tottenham Hotspur. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge kann die Ablösesumme durch Bonuszahlungen zudem noch auf bis zu 120 Millionen Euro ansteigen.
Der Angreifer ist damit der teuerste Zugang der Vereinsgeschichte. Bis dato scheint sich die Investition zu lohnen, denn Kane ist direkt zu einem Leistungsträger aufgestiegen. In seinen ersten zehn Partien für den FC Bayern hat der Stürmer bereits neun Tore erzielt, fünf weitere hat er vorbereitet.
Kane ist nicht nur ein eiskalter Vollstrecker, er setzt auch seine Nebenleute in Szene. Und macht damit das ganze Offensivspiel besser.
Der Engländer ist damit eindeutig ein Puzzlestück, das den Münchenern in der Vorsaison nach dem Abgang von Robert Lewandowski gefehlt hat. Als vollen Erfolg kann man den Transfersommer der Bayern aber trotzdem nicht bezeichnen. Schon gar nicht, wenn es nach Thomas Tuchel geht.
Der Trainer hat lange Zeit Verstärkungen für die Defensive gefordert, gerade einen Sechser wünschte er sich explizit. Letztlich bekam er diesen nicht, die Verpflichtung von João Palhinha scheiterte auf den letzten Drücker dramatisch.
Wie dünn gerade die Defensive besetzt ist, zeigte sich zudem in der ersten Runde des DFB-Pokals, als die Bayern gänzlich ohne gelernten Innenverteidiger spielen mussten. Es folgte das Hin und Her rund um Jérôme Boateng. Der FCB nahm den Abwehrspieler letztlich zwar nicht unter Vertrag, sah sich aber dennoch öffentlicher Kritik ausgesetzt.
Derartige Probleme in seinem Kader will der Rekordmeister künftig schon im Keim ersticken – und zwar mit einer passenden Transferstrategie. So berichtet Bild-Journalist Christian Falk im Podcast "Bayern Insider", dass die Münchener gewissermaßen zweigleisig planen.
So gelte es einerseits, junge Spieler zu verpflichten, die mit großem Talent gesegnet sind. Die den Verein perspektivisch tragen – mit ihren Leistungen oder notfalls mit einem teuren Weiterverkauf. Andererseits wolle der FC Bayern aber natürlich auch weiterhin gestandene Profis verpflichten, die das Team sofort verstärken.
Diese Strategie passt zum FCB-Interesse an Max Eberl. Der ist nach seinem Aus in Leipzig aktuell ohne Job und wird in München als Sportvorstand gehandelt. Eine Anstellung des 50-Jährigen würde nämlich bedeuten, dass der erst im September gekommene Sportdirektor Christoph Freund in die zweite Reihe zurückrutschen würde.
Dem Mann, der für RB Salzburg einst Spieler wie Erling Haaland, Dayot Upamecano oder Karim Adeyemi verpflichtet hat, wird im Jugendbereich ein exzellentes Gespür nachgesagt. Während sich Eberl im Falle einer Anstellung also um die größeren Namen kümmern würde, könnte Freund im Hintergrund die Superstars von morgen für den FC Bayern gewinnen.
Dafür muss der FCB aber freilich noch einen Vertrag mit Eberl aushandeln. Das Interesse beider Seiten gilt als verbrieft, gerade Uli Hoeneß soll sich für ein Engagement des 50-Jährigen starkmachen. Im November könnte eine Entscheidung fallen, dann tagt der Aufsichtsrat des Rekordmeisters das nächste Mal.