Es lief die 25. Minute, als der erste "Puto"-Ruf durch das Rund des Moskauer Luschniki-Stadions hallte. Während des WM-Spiels gegen Deutschland belegten mexikanische Schlachtenbummler die Mannschaft des Titelverteidigers wiederholt mit der Beleidigung, die in spanischsprachigen Regionen mit "Schwuchtel" und/oder "Stricher" übersetzt wird. ("Outsports"/"New York Times")
Es ist nicht das erste Mal, dass solche Rufe durch ein Fußballstadion schallen. Lateinamerikanische Fußballanhänger nutzen das P-Wort traditionell, um ihre Gegner bei Abstößen, Ecken oder anderen Standardsituationen zu verunsichern – ähnlich den "Arschloch, Wichser, Hurensohn"-Sprüchen, mit denen deutsche Ultras Torhüter der gegnerischen Mannschaft zu diffamieren versuchen.
Bereits bei der WM 2014 waren mexikanische Fans mit ihren homophoben Chören negativ aufgefallen, die Fifa entschied damals, dass diese jedoch als "nicht beleidigend" bewertet werden sollten. ("queer.de")
Beim Confed-Cup 2017 zeigte sich der Fußball-Weltverband konsequenter und verwarnte Mexiko offiziell für sein Fanverhalten. Der mexikanische Verband wandte sich darauf in einem offenen Brief an seine Anhänger und forderte ein Unterlassen der geschmacklosen Tradition. ("sportbuzzer.de")
Nach den Vorfällen im Moskauer Luschniki-Stadion hat die Fifa eine Prüfung der Vorwürfe gegen die mexikanischen Fans angekündigt und Konsequenzen nicht ausgeschlossen. Der mexikanische Fußballverband distanzierte sich unterdessen von jeglichen homophoben Rufen und rief die Anhänger einmal mehr zur Räson auf. ("ZDF"/"Reuters")
Auch heimische Zeitungen halten sich mit Kritik an den mexikanischen Fans, die ihrer Nationalmannschaft nach Russland gefolgt sind, nicht zurück – haben jedoch eine delikate Alternative parat: Warum nicht einfach "Putin" statt "Puto" rufen? ("ntv"/"queer.de")
Fraglich, ob der russische Staatspräsident, der einen LGBTQ-Aktivisten wegen eines einzelnen Plakats auf dem Roten Platz verhaften ließ, sich das bieten lassen würde.
Auch im deutschen Fußball ist Homophobie immer noch ein Thema: Im November 2018 fielen Fans des 1. FC Köln negativ auf, als sie beim Auswärtsspiel gegen Hertha BSC in Berlin ein Banner mit der Aufschrift "Eure Väter sind ganz froh über die Jungs vom Bahnhof Zoo" zeigten. ("queer.de")