
Oliver Kahn war lange selbst Profispieler und anschließend als Funktionär tätig. Bild: imago images / Jan Huebner
Fußball
Die Heim-EM liegt mittlerweile einige Wochen zurück, die letzten Deutschland-Fahnen sind von den Balkonen der Nation verschwunden. Fußballerisch ist die 2. Bundesliga schon angelaufen, in der ersten Liga geht es ebenfalls in wenigen Tagen wieder los.
Häufig wurde auch wegen der starken Fokussierung auf Erfolge innerhalb der Vereine der fehlende Zusammenhalt in der Nationalmannschaft kritisiert, an manchen Stellen gar das Ausscheiden im Viertelfinale auf diesen Aspekt geschoben. Welttorhüter und Ex-Bayern-Vorstand Oliver Kahn hat da eine etwas andere Sichtweise.
EM 2024: Oliver Kahn lobt Fankultur in Deutschland
"Die Stimmung und Fankultur hierzulande sind einmalig", stellt der Ex-Torhüter zunächst im Interview mit dem "Kicker" ebenfalls fest. Demnach stelle die starke Fangemeinschaft in Deutschland häufig auch eine Art Korrektiv dar, das die Schwächen des deutschen Fußballs aufzeige. Denn wie Kahn berichtet, habe er selbst im Stadion während der EM eine klare Erkenntnis gewonnen.
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"In Spanien sind sich der Verband und die meisten Vereine und Trainer einig, welchen Fußball man spielen möchte", erklärt er mit Blick auf den entscheidenden Gegner der Nationalmannschaft bei der EM.
Man sähe dort auch in der Defensive eine Art Einigkeit unter den Spielern, was wiederum zu einem ersatzlos dynamischen Fußball in der gesamten spanischen Nationalmannschaft führe. "Wenn ein Pedri verletzt ausfällt, kommt eben Dani Olmo, der eine exzellente EM gespielt hat", unterstreicht Kahn.
FC Bayern: Kahn gibt Prognose für Florian Wirtz ab
Das Fehlen einer solchen Flexibilität kritisiert der Ex-DFB-Torhüter dann auch in Bezug auf die Nationalmannschaft. "Wenn nach Toni Kroos auch Ilkay Gündoğan nicht mehr dabei sein wird und Kimmich weiter rechts spielen sollte, entstehen im Mittelfeld schon einige Fragezeichen", erklärt Kahn.
Eine weitere wichtige Personalie sieht er hier auch in Florian Wirtz, der aktuell in der Bundesliga noch bei Leverkusen unter Vertrag steht. Bis zur WM 2026 werde er sich seiner Meinung nach noch deutlich weiter entwickeln, eine Rolle als Schlüsselspieler ist ihm schließlich zumindest bei der Werkself schon sicher.
Genau aus diesem Grund müsse man in Leverkusen aber doch auch aufpassen. "Wirtz wird irgendwann sicher Wechselabsichten haben", weiß Kahn. So hätten auch die Bayern bereits ein Auge auf jenen Spieler geworfen, der vor der Heim-EM im Testspiel gegen Frankreich das schnellste Länderspieltor der DFB-Geschichte erzielt hatte. "Die Bayern werden alles tun, um wieder Meister zu werden", betont der 55-Jährige.
Einem WM-Titel mit der vergleichsweise jungen DFB-Elf im Jahr 2026 hingegen steht Oliver Kahn dennoch "skeptisch" gegenüber.
Dass Bundestrainer Julian Nagelsmann nach der Heim-EM andere, deutlich positivere Prognosen gegeben hat, dürfe man nicht allzu ernst nehmen. "Diese Aussage zur WM entstand aus einer Trotzreaktion, beeinflusst vom unglücklichen Aus."
Über die Lautsprecheranlage im Celtic Park in Glasgow ertönt am Mittwochabend "The Celtic Song". Mehr als 57.000 Menschen grölen die Hymne des schottischen Erstligisten, den Blick auf den grünen Rasen gerichtet.