Die größten Turbulenzen im deutschen Frauen-Fußball scheinen beigelegt. Seit Samstag haben sich der DFB und die ehemalige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg auf eine Vertragsauflösung geeinigt. Zuvor war die Zukunft von Voss-Tecklenburg über mehrere Monate nach der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland unklar.
Zunächst war die 55-Jährige krankgeschrieben, später nahm sie Erholungsurlaub, bevor die Einigung mit dem Verband erzielt wurde. In den nächsten Wochen und Monaten wird Horst Hrubesch ihre Aufgabe interimsweise übernehmen, vielleicht sogar auch bei den Olympischen Spielen in Paris im kommenden Sommer an der Seitenlinie stehen. Spätestens danach soll aber auch für ihn Schluss sein.
Der DFB muss sich dann auf Nachfolger:innen-Suche machen. Noch ist nicht klar, wen der Verband favorisiert. In der Gerüchteküche gibt es dennoch einige Namen, die auf Voss-Tecklenburg folgen könnten. Einer davon ist der aktuelle Sportdirektor der Wolfsburg-Frauen, Ralf Kellermann. Seit 2017 ist er in der Position, vorher war er neun Jahre lang erfolgreich Trainer der Wolfsburgerinnen, gewann zwei Mal die Champions League, drei Mal die Meisterschaft und sogar vier Mal den DFB-Pokal.
Im Interview mit dem "Kicker" hat er nun aber klargemacht, dass er nicht für den Job als Bundestrainer infrage kommt: "Ich werde nicht mehr als Trainer arbeiten und hätte auch gar nicht die nötige Fußballlehrer-Lizenz. Es gibt keinen Kontakt zum DFB für die Position des Sportdirektors." Danach betonte er, dass er sich beim VfL Wolfsburg wohlfühle und er weiter daran arbeiten möchte, seinen Klub "wieder in die Erfolgsspur" zu bringen.
Denn genau diese Spur hat der Klub in den vergangenen Wochen ungewollt verlassen. Seit drei Partien hat der Verein nicht mehr gewonnen, verlor zuletzt das Topspiel beim FC Bayern mit 1:2 und schied zusätzlich in der letzten Qualifikationsrunde zur Champions League gegen Paris FC aus.
Ein Gesicht dieser Durststrecke ist Mittelfeldspielerin Jule Brand. Der DFB-Star steckt, wie sein Klub, in einer kleinen Krise. Kellermann sprach klar an: "Sie hat keine Konstanz in ihren Leistungen, deutet immer wieder ihr Potenzial an, hat aber noch keinen Weg gefunden, dieses Potenzial verlässlich auf den Platz zu bringen."
Noch präziser bemängelte er, "dass sie sich körperlich nicht gegen ihre Gegenspielerinnen durchsetzen kann." Gleichzeitig betonte Kellermann, dass Brand auch erst 21 Jahre alt sei. "Wenn Jule eine Topspielerin werden will, muss sie hart an sich arbeiten und zu einhundert Prozent für den Fußball leben. Bei dem, was alles auf sie einprasselt, ist das nicht so einfach", fügte er an.
Gute Ergebnisse von Wolfsburg knüpft Kellermann aber nicht nur an die Leistung von Brand. Er hat auch andere Verbesserungsmöglichkeiten ausfindig gemacht, durch die der VfL zur alten Leistungsstärke zurückkommen soll. Laut Kellermann sei das Potenzial vorhanden, es werde aber nicht immer abgerufen. "Wichtig ist auch, dass unser Trainer Tommy Stroot demnächst seinen Fußballlehrer-Lehrgang abgeschlossen hat und uns dann wieder in vollem Umfang zur Verfügung steht", erklärte der Wolfsburg-Boss.