Das DFB-Team hat kürzlich einen zufriedenstellenden Start ins Jahr der Heim-EM hingelegt. Gegen Frankreich und die Niederlande fuhr die Mannschaft von Julian Nagelsmann zwei überzeugende Siege ein. Dabei fruchteten die Änderungen des Bundestrainers.
So überzeugte Toni Kroos bei seiner Rückkehr direkt als Taktgeber im Zentrum, auf der linken Abwehrseite gelang Debütant Maximilian Mittelstädt gleich ein Treffer. Und auf der anderen Seite akzeptierte Joshua Kimmich seine neue Rolle als Rechtsverteidiger ohne Murren.
Seit Jahren gibt es immer wieder Diskussionen über die beste Position des Bayern-Profis. Er selbst sieht sich am liebsten im zentralen Mittelfeld, überzeugte dort in den vergangenen Monaten aber zu selten. So hat ihn auch Thomas Tuchel im Klub in die Abwehr zurückgezogen.
Es ist ein Schritt, den Michael Ballack schon vor Monaten gefordert hatte. Im Gespräch mit dem "Kicker" fühlte er sich nun bestätigt. "Aber das hat nichts mit der Qualität von Kimmich zu tun", schützte der Ex-Profi den 29-Jährigen zunächst.
Umso kritischer lesen sich seine anschließenden Worte. Demnach musste Kimmich aus dem Zentrum raus, "weil ich weder beim FC Bayern noch in der Nationalelf eine Konstellation gesehen habe, in der seine Schwächen auf dieser Position aufgefangen und seine Stärken hervorgehoben worden wären".
Zwar habe auch Toni Kroos seine Schwächen, "nämlich in der Rückwärtsbewegung", in seinem Fall ließe sich das Problem der fehlenden Balance aber durch einen defensiv denkenden Sechser wie Robert Andrich oder Pascal Groß lösen. "Bei Kimmich war das eben nicht so klar, wer eigentlich zu ihm passt."
Dass Thomas Tuchel dies im Sommer thematisiert habe, wurde dem Bayern-Trainer kritisch ausgelegt. Er habe Kimmich damit die Qualität abgesprochen, meinten einige Expert:innen. "Das war Blödsinn", urteilte Ballack nun und lobte Tuchel: "Er hatte es schon frühzeitig erkannt."
So sinnvoll der 98-malige deutsche Nationalspieler die Umpositionierung von Kimmich auch findet, ein Aspekt stört ihn an der Thematik doch. Die Diskussion, ob sich Kimmich mit seiner neuen Rolle identifiziert, "führen wir auch deshalb, weil er selbst zu wenig kommuniziert hat und zu viel über sich ergehen ließ".
Ballack hätte sich gewünscht, dass Deutschlands Nummer Sechs "ein bisschen offensiver auftritt, als nur zu sagen: Ich spiele da, wo mich der Trainer hinstellt".
Julian Nagelsmann wiederum dürfte momentan ganz glücklich darüber sein, dass er einen Rechtsverteidiger hat, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt. Denn auch ohne lautstarke, öffentliche Ansagen ist hinreichend bekannt: Joshua Kimmich würde am liebsten auf der Sechs spielen. In der Nationalmannschaft ebenso wie beim FC Bayern.