37 Minuten waren im Champions-League-Finale der vergangenen Saison gespielt und es sah alles danach aus, als könnte nach neun Jahren wieder ein deutsches Team die europäische Trophäe gewinnen. Mit 2:0 führte der VfL Wolfsburg nach Toren von Ewa Pajor und Alexandra Popp. Am Ende verloren die Wölfinnen mit 2:3.
"Zunächst einmal ist es eine unglaubliche Enttäuschung", resümierte Popp nach dem Spiel. "Es herrscht eine gewisse Leere, weil wir 2:0 geführt haben. Das ist jetzt sehr schwer zu verstehen, weil der Schmerz und die Enttäuschung groß sind. Aber gebt den Spielerinnen ein paar Tage Zeit, dann sieht die Welt hoffentlich schon wieder anders aus."
Knapp vier Monate später folgte allerdings die nächste, noch größere Enttäuschung. Durch eine 0:2-Niederlage gegen Paris FC verpasste Wolfsburg den Einzug in die Gruppenphase der Champions League. In der vergangenen Woche ist nun die Gruppenphase zu Ende gegangen – und keine deutsche Mannschaft konnte sich das Weiterkommen sichern.
"Für mich eine dicke Überraschung, außerdem ein Schlag ins Gesicht für den deutschen Frauenfußball – und ein Alarmzeichen", schreibt die ehemalige Nationalspielerin Anja Mittag in ihrer "Kicker"-Kolumne. Von Eintracht Frankfurt habe sie "nicht unbedingt erwartet, dass sie die Gruppenphase überstehen". Von den Bayern allerdings umso mehr. Mittag schreibt:
Trotzdem reiche es nicht, "ein Ausrufezeichen zu setzen", meint Mittag. Hinzu kämen "auffällig viele Verletzungen", was sich bei den Bayern schon lange durchziehe. Sie ist sich sicher: "So wird es auch in Zukunft schwer."
Positiver ist Anja Mittag gestimmt, wenn es um die bevorstehenden Spiele der deutschen Nationalmannschaft geht. Am 23. Februar spielen die DFB-Frauen im Nations-League-Halbfinale gegen Frankreich und gleichzeitig um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris im Sommer.
Frankreich sei ein "Superlos", befindet Mittag. "Die Französinnen haben nichts zu verlieren, weil sie als Gastgeberinnen ja ohnehin in Paris dabei sind. Damit geht ihnen ein Stück Anspannung verloren. Ich glaube, das wird eine entscheidende Rolle spielen."
Auch bei einer Niederlage hätte Deutschland noch die Chance, sich durch einen Sieg beim Spiel um Platz drei die Qualifikation zu sichern. Anja Mittag glaubt aber nicht, dass es so weit kommen wird. "Die deutsche Mannschaft setzt sich gegen Frankreich durch und qualifiziert sich für Olympia", ist sich die 38-Jährige sicher.
Die entscheidenden Spiele gegen Frankreich habe man immer gewonnen, zuletzt 2022 im Halbfinale der Europameisterschaft in England mit 2:1. "Und auch 2015 bei der Weltmeisterschaft in Kanada hatten wir die Nase vorn, obwohl wir im Viertelfinale in Montreal lange Zeit das schlechtere Team waren."