Der von zahlreichen Corona-Ausfällen betroffene Rekordmeister FC Bayern München ist mit einer Niederlage gegen Mönchengladbach in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga gestartet. Das Münchner Starensemble wartete seit drei Pflichtspielen auf einen Sieg gegen die Fohlen. Dennoch musste der Kader des Tabellenführers am Freitagabend in der zuschauerleeren und verschneiten Münchner Fußballarena mit einer 1:2 Niederlage vom Platz ziehen.
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann zeigte sich nach dem Spiel verärgert: "Wir waren dem Sieg eigentlich näher als Gladbach."
Besonders über das Gegentor, welches zum Ausgleich führte, zeigte er sich frustriert und kritisierte die Abwehrleistung seiner Mannschaft. "Das war eine unfassbar schwache Flanke, die wir eigentlich simpel verteidigen können. Aber wir gehen erst mit der Hacke hin und dann kriegen wir den Ball nicht."
Ohne einen bestimmten Namen zu nennen, galt die Kritik wohl dem zuletzt angeschlagenen Innenverteidiger Niklas Süle.
Es sei ein Tor gewesen, welches "niemals fallen darf, das wir ganz einfach verteidigen können, wenn wir das nicht mit der Hacke probieren, sondern den Ball seriös wegspielen", sagte der Trainer gegenüber "Sport1" und kündigte an, am Samstag bei seinem Abwehrspieler nachzufragen.
Joshua Kimmich feierte zum Rückrundenstart nach seiner Corona-Infektion nach neun Wochen sein Comeback auf dem Spielfeld – allerdings auf der Rechtsverteidiger-Position.
Nagelsmann sagte, er habe "in den letzten 20 Minuten gesehen, dass kein Saft mehr im Tank war". "Auch da kannst du nicht erwarten, dass er 90 Minuten die Linie rauf- und runtersprintet, auch wenn er gute Werte hat. Fußball ist noch mal anders als Laufband oder durch den Wald laufen."
Gladbachs Sportdirektor Max Eber verriet am Mittwoch, dass die Münchner das Spiel gegen die Mannschaft von Adi Hütter angesichts der zahlreichen Coronafälle haben absetzen wollen.
Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder sprach sich zuvor für eine Absage aus: "Wir werden erleben, dass es bei anderen Mannschaften auch so sein kann. Und deswegen wäre es besser, das würde verschoben werden", sagte der CSU-Politiker bei Bild TV.
Doch vergeblich: Trotz der Bitte auf Verlegung von Sportvorstand Hasan Salihamidžić, ließ der DFL das Spiel durchführen.
Und auch Vorstandsboss Oliver Kahn räumte schon vor dem Rückrunden-Auftakt bei DAZN ein: "Wir akzeptieren die Regularien der DFL für heute."
In der Spielordnung der DFL ist die "Absetzung wegen Erkrankung von Spielern" geregelt. Dort heißt es:
Diese Voraussetzungen erfüllte Bayern. Allerdings werden in diese Anzahl auch Verletzte eingerechnet.
Kahn wünsche sich vom DFL, "diese Regularien noch einmal ganz genau anzuschauen und diese dann doch noch mal zu überarbeiten. Die Regularien wurden zu einer Zeit gemacht, als es Corona noch nicht gegeben hat".
Und auch Thomas Müller äußerte sich klar dazu: "Die Vorzeichen waren alles andere als rosig", kommentierte der Weltmeister nach der dritten Saisonpleite für die Bayern. "Ob es jetzt fair ist, dass eindeutig verletzte Spieler zu einer Liste dazugehören, würde ich jetzt eher bezweifeln", setzte er an, bevor er von Dieter Nickles offenbar ausgebremst worden wurde. Was der Sprecher der Bayern dem Mannschaftskapitän mitteilte, war im Fernsehen für den Zuschauer nicht zu verstehen. Müller resümierte: "Ach, willst nicht, Dieter? Zu politisch, zu politisch! Also würde ich eher bezweifeln. Das muss die Liga da wissen, was sie tun, aber wir hätten es genauso gut gewinnen können."
(abd)