Was für Deutschland Franz Beckenbauer, ist für Mexiko Rafael Marquez: der "Kaiser". Der inzwischen 39-jährige Innenverteidiger nimmt in Russland an seiner fünften Weltmeisterschaft teil, er gewann als unumstrittener Stammspieler 2006 und 2009 mit dem FC Barcelona die Champions League und gilt für viele Fans als größter mexikanischer Fußballer aller Zeiten.
Doch ebenso wie Beckenbauer kämpft Marquez momentan mit enormen Imageproblemen und einer sich nähernden Konfrontation mit den Gesetzeshütern. Die Vorwürfe gegen Marquez lauten: Geldwäsche und Koordinierung eines international agierenden Drogenkartells. Da wirkt das Getuschel um Beckenbauers vermeintliche Schmiergeld-Affäre plötzlich ziemlich kleinlaut.
Im vergangenen Sommer setzte das US-amerikanische Finanzministerium zu einem großen Schlag gegen den internationalen Drogenhandel an und fror die Konten dutzender Unternehmen ein, die in Verbindung mit Kartellen und Drogenbaronen gebracht wurden – betroffen war auch das Vermögen Rafa Marquez'. ("Süddeutsche Zeitung"/"Spiegel Online")
Konkret geht es um seine Verbindungen zu Raúl Flores Hernández, besser bekannt als El Tío. Der ist nicht nur einer der berüchtigsten Drogenbosse Mexikos, sondern auch der Taufpate von Marquez' Tochter.
Weder die mexikanische Öffentlichkeit noch die Nationalmannschaft möchte eine mögliche Verbindung ihres "Kaisers" in die illegalen Geschäfte seines engen Freundes El Tío für wahr haben. Nationaltrainer Juan Carlos Osorio machte bereits klar, dass er hinter Marquez steht: "Er wird sehr wichtig für uns sein. Rafael ist sehr erfahren und ist trotz seines Alters fit." ("Der Westen")
Marquez, der seine Fußballkarriere nach der WM beenden wird, äußerte sich zu den Vorwürfen, die nun Teil von Ermittlungen der US-amerikanischen Bundespolizei FBI sind, wie folgt: "Ich weise kategorisch jedwede Verbindung zu dieser Organisation zurück." Das ist zumindest insofern zu widerlegen, da er eine – wie bereits erwähnt – sehr enge Verbindung zu El Tío pflegt – und bei allen Freunden kommt doch früher oder später der Job als Gesprächsthema auf, oder nicht? ("Spiegel Online")
Bis seine Schuld und sein Einfluss auf den Drogenhandel nicht bewiesen sind, wird sich "Kaiser" Rafa Marquez auf die Unschuldsvermutung stützen und versuchen, seine fünfte Weltmeisterschaft zu genießen. Mit der egalisiert er übrigens den Rekord für die meisten WM-Teilnahmen und darf sich mit einer weiteren deutschen Fußballlegende im gleichen Atemzug nennen lassen: Lothar Matthäus. Ob Marquez das wirklich will, ist eine andere Frage.