Dass sich nach dem angekündigten Ausstieg von Lars Windhorst so schnell ein neuer Investor für Bundesligist Hertha BSC fand, kam für viele überraschend. Immerhin scheint der Hauptstadtklub wirtschaftlich ein Fass ohne Boden zu sein: Lars Windhorst hat über drei Jahre rund 375 Millionen Euro in den Verein gesteckt, davon ist inzwischen nichts mehr übrig. Der einzige Ertrag: Hertha spielt zumindest noch in der Bundesliga.
Auf der Jahreshauptversammlung im November hatte Vereinspräsident Kay Bernstein einen Verlust von 79,75 Millionen Euro verkündet. Bernstein sprach von einer "Erblast" und deutete an, dass der Verein vor einer enormen wirtschaftlichen Herausforderung stehe. Man müsse daher "Verzicht üben, wo Verzicht möglich ist."
Doch nun zeichnet sich ein Hoffnungsschimmer ab: Der neue Investor, eine Sport-Investmentgruppe namens "777 Partners", scheint seriös und liquide zu sein.
Schon vor einer Woche trafen sich Vertreter des US-Unternehmens mit Hertha-Präsident Bernstein und Geschäftsführer Fredi Bobic zum "gegenseitigen Beschnuppern", wie Bobic es nannte. "Bild" gegenüber zeigte sich Bobic danach hochzufrieden. Zwar sei noch kein Vertrag unterschrieben, jedoch gäbe es "aktuell keinen Grund, ein Veto einzulegen", wird Bobic zitiert.
Wichtig für die Hertha-Bosse: "777" besteht nicht darauf, ins tägliche Geschäft einzugreifen, sondern will "nur" an der Gewinn-Ausschüttung beteiligt werden. Anders als Windhorst hat die Gruppe dabei viel Erfahrung im Fußball: In Spanien, Italien, Belgien, Frankreich, Brasilien und Australien besitzen sie bereits Anteile und spielen sich dabei selten ins Rampenlicht. Hertha erhofft sich daher vor allem einen stilleren Teilhaber als Lars Windhorst.
Wie "Sport Bild" nun berichtet, stellen die "777 Partners" der Hertha im Gegenzug auch wieder Geld zur Verfügung. Allerdings wollen sie dafür auch Leistung sehen: Dem Bericht zufolge stellen die Amerikaner ein Prämien-Modell in Aussicht, je besser Hertha in der Liga abschneidet, desto mehr wird investiert. Dadurch sollen unterschiedliche Zielsetzungen nicht wieder zu Spannungen führen, wie das unter Lars Windhorst der Fall war.
Derweil muss sich Hertha womöglich auf die Suche nach einem neuen Geschäftsführer vorbereiten. Nach dem Rücktritt von Oliver Bierhoff bei der Nationalmannschaft (und der umgehenden Absage von Matthias Sammer) war Bobic schnell zum Favoriten auf den Posten geworden. Auch einen Kontakt zum DFB soll es schon gegeben haben, obwohl Bobic zuletzt der Hertha die Treue bekundete.
Im "Kicker"-Interview am Montag hatte Bernstein erklärt, dass er Bobic zum DFB ziehen lassen würde. "Ich stehe immer auf dem Standpunkt: Reisende soll man nicht aufhalten", erklärte der Hertha-Präsident. Allerdings hoffe er, dass Bobic dem Verein noch eine Weile erhalten bleibe.
Am Dienstag hatte der DFB bekanntgegeben, dass eine Experten-Kommission um DFB-Boss Bernd Neuendorf und DFL-Chef Hans-Joachim Watzke dabei helfen soll, die Nationalmannschaft bis zur Heim-EM 2024 wieder konkurrenzfähig zu machen.
Viele sehen die Chancen auf einen Eins-zu-Eins-Ersatz von Oliver Bierhoff schwinden. Unter anderem ARD-Experte Thomas Hitzlsperger: "Wenn die fünf am Ende Fredi Bobic empfehlen und er kriegt den Job. Da würde ich lachen", spottet der Ex-VfB-Boss. "Es muss schon mehr rauskommen."
Allerdings sollte erwähnt sein, dass Hitzlsperger anfangs selbst als Kandidat auf die Bierhoff-Nachfolge gehandelt wurde – wenngleich als einer der abwegigeren.