Jule Brand war mit einem Tor und einer Vorlage die entscheidende Spielerin für den 2:0-Sieg des DFB-Teams beim EM-Auftakt in St. Gallen. Überschattet wurde das Spiel von der Verletzung von Kapitänin Giulia Gwinn, die unter Tränen ausgewechselt werden musste.
1:0 Jule Brand (52. Minute)
2:0 Lea Schüller (66. Minute)
Ist leider kein Tor, sondern eine Auswechslung noch in im ersten Durchgang.
In der 36. Minute verhinderte Kapitänin Giulia Gwinn mit einer starken Grätsche die sichere Führung durch Ewa Pajor, die aus zehn Metern frei zum Schuss gekommen wäre. Dabei verdrehte sich die Deutsche jedoch sehr unglücklich das linke Knie. Schnell kamen Gedanken daran hoch, dass sich Gwinn bereits zwei Kreubandrisse zugezogen hatte.
Nach einer kurzen Behandlungspause konnte sie selbstständig vom Platz gehen und zunächst wieder auf das Feld joggen – nur um sich Sekunden später wieder hinsetzen zu müssen. Noch vor der Halbzeit musste die 26-Jährige gestützt und unter Tränen ausgewechselt werden.
"Damit fehlt eine Führungsfigur und Mentalitätsspielerin", sagte ARD-Expertin Almuth Schult. Carlotta Wamser ersetzte sie in ihrem dritten Länderspiel als rechte Verteidigerin.
"Es kann bei der ein oder anderen schon mal vier, fünf Minuten dauern, bis sie im Spiel drin ist. Das kann man nicht beeinflussen. Da hoffen wir, dass wir sie gut darauf vorbereitet haben", wusste DFB-Coach Christian Wück schon einen Tag vor dem Spiel auf der Pressekonferenz
Rund 40 Minuten vor Spielbeginn gab er sich im ARD-Interview weiterhin unaufgeregt. "Das Wichtigste ist, dass wir die Nerven der Mannschaft beruhigen können und das wollen wir im Trainerinnen-Team vorleben. Wir haben die Erfahrung und das ist wichtig für die Truppe, dass wir den Eindruck vermitteln, dass sie merkt, dass wir alles im Griff haben."
Doch wirklich im Griff hatte das Wück-Team das Spiel nicht. Die Anfangsphase war von vielen Ungenauigkeiten und leichten Passfehlern geprägt. Die Aufregung war allen Spielerinnen deutlich anzumerken und es war wenig von der Leichtigkeit aus den letzten Siegen gegen die Niederlande (4:0) und Österreich (6:0) zu sehen. Die deutsche Offensive konnte sich kaum über mehrere Stationen nach vorn kombinieren.
ARD-Expertin Almuth Schult war von der ersten halben Stunde "wenig angetan". Zwar verzeichneten die Deutschen schnelle Ballgewinne, aber das Passspiel muss "besser und präziser" werden. Zudem fehlte das Tempo.
So war es dann kurz nach dem Seitenwechsel eine Einzelaktion samt Traumtor von Jule Brand, das die Führung brachte. Im Anschluss ergaben sich einige gute Chancen und mehr Räume für die deutsche Mannschaft.
Schon deutlich mehr Emotionen zeigte der Bundestrainer bei seinem persönlichen Fanklub. "16, 17, 18 Menschen" seien in die Schweiz gereist, um bei seinem ersten Spiel als Bundestrainer der Frauen bei einer EM dabei zu sein. "Es sind sehr viele Verwandte hier und ich freue mich unheimlich, dass sie den Weg auf sich genommen haben", sagte er im ARD-Interview.
Auch die Eltern von DFB-Kapitänin Giulia Gwinn saßen hinter der deutschen Bank, kehrten jedoch nach der Halbzeit laut ARD-Reporter Bernd Schmelzer nicht zurück. Ebenfalls im Gwinn-Trikot verfolgte ihre Bayern-Kollegin und Österreich-Nationalspielerin Sarah Zadrazil die Partie.
Schon vor dem Turnier wurde bekannt, dass die meisten Tickets bei diesem Turnier nach Deutschland gingen – insgesamt fast 30 Prozent aller Karten.
Die über 4000 deutschen Fans im Stadion machten sich im Vorfeld per Fanmarsch auf den Weg in die Arena. Es war jedoch atmosphärisch kein reines deutsches Heimspiel. Denn auch die polnischen Fans unter den 15.972 Zuschauer:innen trugen ihren Teil für eine insgesamt sehr gute Atmosphäre bei.
Die DFB-Frauen treffen im zweiten Gruppenspiel am Dienstag um 18 Uhr in Basel auf Dänemark. Die ARD und Dazn übertragen das Spiel. Dänemark hat sein Auftaktspiel gegen Schweden mit 0:1 verloren.
Für Polen geht es am Dienstag um 21 Uhr in Luzern gegen Schweden.