Toni Kroos wird zur nächsten Länderspielpause im März in die deutsche Nationalmannschaft zurückkehren. Das hatte der Weltmeister von 2014, der vor drei Jahren aus dem DFB-Team zurückgetreten war, unter der Woche verkündet. Julian Nagelsmann habe ihn in mehreren intensiven Gesprächen vom Comeback überzeugen können.
Die Meldung löste deutschlandweit eine Welle der Euphorie aus. Wenngleich Kroos auch bei den enttäuschenden Turnieren im Jahr 2018 und 2021 dabei war, verbinden viele Fans mit ihm doch deutlich bessere DFB-Zeiten. Vor allem der Triumph von Rio dürfte vielen in den Sinn kommen.
Den vielen positiven Reaktionen zum Trotz äußerte sich Dietmar Hamann nun kritisch. Im Vorlauf der Bundesliga-Konferenz warf er bei Sky einen Gedanken auf. "Können İlkay Gündoğan und Toni Kroos beide in derselben Mannschaft spielen?", fragte er und schob zugleich die Antwort hinterher: "Ich glaube nicht."
Moderatorin Britta Hofmann entgegnete, dass es sich "die Fans vorstellen können". Dabei verwies sie auf eine DFB-Startelf, die über ein Voting zusammengestellt wurde. İlkay Gündoğan und Toni Kroos würden demnach gemeinsam mit Joshua Kimmich in einem Dreiermittelfeld auflaufen.
"Da sind sechs Spieler dabei, die bei mir nicht spielen würden. Da ist viel Sympathie dabei", erwiderte Hamann grinsend. Mit ernsterer Miene schob er dann aber nach, dass "der Kapitän spielen muss". Das ist weiterhin İlkay Gündoğan, Julian Nagelsmann hatte den Profi des FC Barcelona nach Amtsantritt in dieser Rolle bestätigt.
"Nagelsmann hat gesagt, dass Kroos spielt, wenn er zurückkommt", führte Hamann das Dilemma aus. Seine Schlussfolgerung: "Normalerweise musst du İlkay Gündoğan die Kapitänsbinde wegnehmen. Oder du hast einen Kapitän, der nicht spielt. Aber das willst du ja nicht, du willst einen starken Kapitän, der vorangeht."
Der Sky-Experte sieht allerdings nicht nur ein Problem bei der Besetzung der Mittelfeldzentrale. Nagelsmann hat öffentlich betont, Joshua Kimmich künftig wieder als Rechtsverteidiger einzuplanen – sogar unabhängig von der Kroos-Rückkehr.
"Da hat er seit acht Jahren nicht gespielt", schimpfte Hamann, ohne es mit der Jahresangabe sonderlich genau zu nehmen. Tatsächlich startete Kimmich im September als Rechtsverteidiger, als Hansi Flick sein letztes Spiel als Bundestrainer absolviert hat.
Worum es dem Ex-Profi an der Stelle aber wirklich ging: Er ist kein Fan dieser Entscheidung. "Kimmich soll dann derjenige sein, der uns in so einem Turnier ins Halbfinale, Finale oder zum Titel führt? Ich bin gespannt, was da in den nächsten Wochen und Monaten passiert."
Womöglich ändert die Länderspielpause im März Hamanns Meinung. Dann stehen für das DFB-Team zwei hochkarätige, aufschlussreiche Testspiele an. In Lyon geht es zunächst gegen Frankreich, drei Tage später empfängt die deutsche Nationalmannschaft in Frankfurt die Niederlande.