Mehr als 90 Millionen Euro hat Borussia Dortmund in der vergangenen Transferperiode für neue Spieler ausgegeben. Trotzdem ist der angestrebte Umbruch noch nicht komplett, wie Sportdirektor Sebastian Kehl im Interview mit der "Sport Bild" verrät. Demnach will er auch im kommenden Sommer fleißig am Kader arbeiten, "vielleicht auch schon punktuell im Winter."
Insgesamt zeigt sich Kehl mit dem Verlauf des Sommertransferfensters zufrieden. Selbst mit dem Abgang von Erling Haaland kann er wohl leben. "So gern wir Erling immer hatten und haben und so erfolgreich er bei uns auch war – am Ende wurde das Thema auch zu einer gewissen Belastung in der Kabine, im Klub und im Umfeld", gesteht der Sportdirektor.
Weil Dortmund nun endlich Gewissheit hat und als Entschädigung noch eine hohe Ablöse kassieren konnte, sei es trotzdem "gut so, wie es gekommen ist." Daher würden sich beim BVB auch alle für Haaland freuen, dass er so erfolgreich (zehn Tore in sechs Spielen) in die Premier-League-Saison gestartet ist.
Als Grundlage für den Umbruch und um Platz für die Neuzugänge zu schaffen, trennte sich der BVB im Sommer neben Haaland von neun weiteren Profis (einschließlich Marcel Schmelzer, der seine Karriere beendete). Trotzdem gesteht Kehl, grundsätzlich noch "ein, zwei Jungs zu viel im Kader zu haben" und kündigte an, dass wohl "nicht jeder der acht auslaufenden Verträge verlängert wird."
Zudem wolle Kehl die Vertragsstrukturen beim BVB ändern. "Es bringt nichts, einen Spieler mit teurem Grundgehalt zu haben, der keinen sportlichen Mehrwert bringt", führt er aus. Daher sollen in Zukunft Grundgehälter geringer ausfallen und das Einkommen der Profis stärker an Erfolgs- und Einsatzprämien gekoppelt sein.
Die sei zwar "nicht immer möglich, da wir oft mit finanzstarken Klubs aus anderen Ländern konkurrieren, die diese hohen Grundgehälter [...] ohne Probleme bezahlen." Allerdings würden die Vereine an dieser Stelle auch von den Folgen der Pandemie profitieren: Die "Spieler und Berater merken, dass nicht mehr so viel Geld im Umlauf ist", erklärt Kehl.
Auf die eigenen Meisterschaftsambitionen angesprochen, verweist der BVB-Sportdirektor auf die Rahmenbedingungen im Vergleich mit dem FC Bayern. "Wir müssen sehr kreativ sein [...] damit wir irgendwann mal wieder Deutscher Meister werden", weiß Kehl.
Während Kehls Hunger nach Titeln laut eigener Aussage "riesig" sei, will er den Erfolg der aktuellen Saison nicht ausschließlich danach beurteilen. "Unsere 850 Mitarbeiter müssen die Chance haben, glücklich zu sein, wenn wir als Klub das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht haben und dennoch nicht auf Platz 1 stehen", führt er aus.
Für ihn bedeute eine erfolgreiche Saison demnach auch, dass der angestoßene Umbruch vorangetrieben wurde. Kehl selbst habe bereits das Gefühl, dass der BVB "in allen Bereichen sukzessive besser" werde.
(kpk)