
Wieder zurück in München: Douglas Costa.Bild: www.imago-images.de / FrankHoermann/SVEN SIMON
Fußball
06.10.2020, 10:3307.10.2020, 10:40
Meister FC Bayern München hat kurz vor
Transferschluss gleich vier Mal einkauft. Damit bekommt Trainer Hansi
Flick für die vielen Spiele einen breiteren Kader zur Verfügung
gestellt. Auch die neureiche Hertha war auf dem Transfermarkt bis zum
Schluss aktiv, weitere drei Spieler wechselten nach Berlin. Und
WM-Held Mario Götze könnte noch folgen. Eine Übersicht über die
Transferaktivitäten der Fußball-Bundesligisten:
FC Bayern München
Im Endspurt vergrößerten die Bayern ihr
Aufgebot. Der frühere Münchner Douglas Costa (30) kehrt drei Jahre
nach seinem Wechsel zu Juventus Turin wieder zum deutschen
Fußball-Rekordmeister zurück. Champions-League-Finalgegner Eric Maxim
Choupo-Moting (31), Spaniens U21-Europameister Marc Roca (23) und
Bouna Sarr (28) sind neu im Kader von Trainer Hansi Flick.
Nationalspieler Leroy Sané (24) ist der Königstransfer und kann das
Münchner Spiel in den kommenden Jahren prägen.
Torhüter Alexander
Nübel (24) soll als Nachfolger von Manuel Neuer aufgebaut werden,
Tanguy Nianzou (18) ist zumindest für Kenner Ralf Rangnick eines der
größten Abwehrtalente Europas. Torhüter Manuel Neuer muss auf seinen
langjährigen Trainingspartner Sven Ulreich verzichten, der mit dem
Hamburger SV aufsteigen will. Auch Michaël Cuisance verließ den Klub
noch auf Leihbasis nach Marseille.
Borussia Dortmund
Jugend forscht beim BVB. Die Dortmunder
verpflichteten im Sommer für die ohnehin schon junge Mannschaft die
Teenager Jude Bellingham (17) und Jesus Reinier (18), dazu stieg
Youssoufa Moukoko (15) zu den Profis auf. Auf Last-Minute-Transfers
verzichtete Schwarz-Gelb, nachdem auch die Wechsel der Routiniers
Emre Can (26) und Thomas Meunier (28) frühzeitig perfekt gemacht
worden waren. "Die Mannschaft ist spannend", lobte bereits
Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge.
RB Leipzig
Ein wenig Glamour kam erst auf den letzten Drücker
nach Leipzig. Die Sachsen liehen am Montag Justin Kluivert, Sohn von
Holland-Held Patrick, von der AS Rom aus. Zuvor waren insgesamt 29
Millionen Euro für Alexander Sörloth und Hee-chan Hwang geflossen,
die Timo Werner und Patrik Schick beerben sollten. Nationalspieler
Benjamin Henrichs wurde nach zwei vergeblich Anläufen verpflichtet,
pflegt aber bisher die Reservistenrolle.
Borussia Mönchengladbach
Sportdirektor Max Eberl ist meist der
frühe Vogel auf dem Transfermarkt. Diesmal wurden allerdings nur zwei
qualitativ wertvolle Leihgeschäfte abgeschlossen: Valentino Lazaro
von Inter Mailand und Hannes Wolf (RB Leipzig). Beide werden den
Konkurrenzkampf in der Offensive beleben. Beste Nachricht für
Borussen-Fans: Kein Stammspieler hat den Klub verlassen.
Bayer Leverkusen
Das Transfer-Gerangel um 100-Millionen-Mann Kai
Havertz (21) mit dem FC Chelsea zog sich bis Anfang September. Einen
direkten Ersatz holte Bayer nicht. Nur für den nach Monaco
gewechselten Kevin Volland (28) kam Patrick Schick (24). Trotz der
Havertz-Millionen war Bayer auf dem Transfermarkt zurückhaltend, weil
zum einen Edmond Tapsoba (21) und Ezequiel Palacios (22) schon im
Winter als Vorgriff geholt worden waren und zum anderen von den 100
Millionen Euro zunächst nur 80 kamen. Der Rest sind Zuschläge.
TSG 1899 Hoffenheim
Die Kraichgauer setzten vornehmlich auf
Leihgeschäfte und bewiesen dabei einen langen Atem. Erst kurz vor dem
Ende der Transferperiode kamen TSG-Rekordspieler Sebastian Rudy und
Englands U21-Nationalspieler Ryan Sessegnon. Zuvor war der
Frankfurter Mijat Gacinovic im Tausch für Steven Zuber verpflichtet
worden.
VfL Wolfsburg
Der "Transfer-Weltmeister" aus den Zeiten eines
Felix Magath oder Dieter Hoeneß wickelte seine Personalien diesmal
sehr gezielt, sehr geräuschlos und vergleichsweise frühzeitig ab. Die
beiden Verteidiger Maxence Lacroix und Ridle Baku sowie die Angreifer
Maximilian Philipp und Bartosz Bialek haben alle eine Perspektive und
setzen genau an den bisherigen Schwachstellen des Kaders an. Der VfL
brauchte mehr Tempo und Varianten im Angriff und außerdem mehr
Auswahl in der Defensive. Nur die vermeintlichen "Altlasten" Jeffrey
Bruma und Yunus Malli wurde der Klub wieder einmal nicht los.
SC Freiburg
Die Abgänge der Leistungsträger Robin Koch (Leeds
United), Luca Waldschmidt (Benfica Lissabon) und Alexander Schwolow
(Hertha BSC) taten dem Sport-Klub weh. Trotzdem gelang der Mannschaft
von Trainer Christian Streich ein ordentlicher Saisonstart – was
nicht nur, aber auch am Rekordeinkauf der Breisgauer lag. Etwa zehn
Millionen Euro kostete den SC der Mittelfeldspieler Baptiste
Santamaria, der sofort Stammspieler wurde. Andere Neuzugänge wie
Ermedin Demirovic und Guus Til spielten bisher keine tragende Rolle.
Überraschend ist, dass der wechselwillige Janik Haberer vorerst beim
SC bleiben wird.
Eintracht Frankfurt
Die Hessen agierten clever auf dem
Transfermarkt. Alle Leistungsträger wurden gehalten, mehrere
Ergänzungsspieler abgegeben und einige vielversprechende Zugänge wie
Amin Younes oder Steven Zuber verpflichtet. Zudem sicherte sich die
Eintracht bis 2023 die Dienste von Portugals Nationalspieler André
Silva, der zuvor nur bis zum Saisonende vom AC Mailand ausgeliehen
war.
Hertha BSC
Der, den manch einer in Berlin wähnt, hat für seine
Entscheidung noch mehr Zeit. Mario Götze ist nicht ans
Transferfenster gebunden, weil er vertragslos ist. Ansonsten
passierte auf den letzten Drücker noch einiges, wenngleich die
Neuankömmlinge nicht so bekannt sein mögen wie beispielsweise die
zuvor bereits verpflichteten Jhon Cordoba (1. FC Köln) oder Lucas
Tousart (Olympique Lyon). Hertha holte Eduard Löwen zurück von FC
Augsburg, wohin er nach nur einem halben Jahr in Berlin verliehen
worden war.
Hertha lieh den Franzosen Mattéo Guendouzi vom FC Arsenal
aus und schnappte sich für mehrere Jahre den paraguayanischen
Nationalspieler und Innenverteidiger Omar Alderete vom FC Basel.
Dafür muss Trainer Bruno Labbadia auch noch ohne Arne Maier -
ausgeliehen an Arminia Bielefeld – und Karim Rekik planen, der zum FC
Sevilla wechselte.
1. FC Union Berlin
Der Hertha-Rivale aus dem Stadtteil Köpenick
zeigte sich auch sehr aktiv. In Sebastian Andersson (1. FC Köln) und
Keeper Rafal Gikiewicz (FC Augsburg) verließen den Verein unter
anderem zwei wichtige Stützen des Erfolgs in der Premierensaison in
der Bundesliga. Die Eisernen holten dafür gleich mal etwas bekanntere
Namen: In der Offensive soll Ex-Nationalspieler Max Kruse die
Berliner weiter stärken, für das Tor wurde Loris Karius vom FC
Liverpool ausgeliehen. Vor allem Kruse überzeugte schon beim 4:0 über
Mainz mit einem Tor und einer starken Leistung.
FC Schalke 04
Die Schalker hatten aufgrund der finanziellen Lage
überhaupt keinen Spielraum und gaben am Ende keinen einzigen Cent für
Neuzugänge aus. Mit U20-Nationalspieler Kilian Ludewig (20) lieh
Schalke am letzten Tag zumindest noch einen Rechtsverteidiger aus, da
zuvor kein einziger im Kader stand. Insgesamt ist der Kader durch die
Abgänge von Sebastian Rudy (30), Alexander Nübel (24) oder Weston
McKennie (22) eher schwächer geworden. Bester Beleg: Die im Vorjahr
noch weggeschickten Ralf Fährmann (32), Mark Uth (29) und Nabil
Bentaleb (25) standen in den ersten Spielen in der Startelf.
FSV Mainz 05
Obwohl die Rheinhessen einen kapitalen Fehlstart in
die Saison hingelegt haben, wurde die Mannschaft nicht verstärkt.
Vielmehr verloren die Mainzer in Ridle Baku, der nach Wolfsburg
wechselte, einen Leistungsträger. Mit diesem Kader dürfte es im
Abstiegskampf schwer werden.
1. FC Köln
Der FC war lange wie gelähmt, weil Sportchef Horst
Heldt erst Spieler verkaufen oder zumindest verleihen musste. 16
Spieler verließen den FC letztlich, aktiv werden konnte Heldt aber
erst, als mit Jhon Cordoba (27, für 15 Millionen zur Hertha) auch mal
einer Geld brachte. Dann kamen nacheinander die Offensivspieler
Sebastian Andersson (29), Ondrej Duda (25), Dimitrios Limnios (22),
Tolu Arokodare (19) und Marius Wolf (25). Aber alle sehr spät.
Vielleicht auch deshalb verlor der nicht eingespielte FC die ersten
drei Saisonspiele.
FC Augsburg
Die Schwaben haben nach der vergangenen Zittersaison
ihren Kader umgebaut. Als drei erfahrene Spieler wurden Tobias
Strobl, Daniel Caligiuri und Rafal Gikiewicz verpflichtet. Der einst
übergroße Kader wurde verkleinert, Routinier Daniel Baier
(Karriereende) ist ebenso wie Philipp Max (PSV Eindhoven) nicht mehr
an Bord. Am Stichtag beendeten der FCA und Eduard Löwen ihre
Zusammenarbeit und die Leihe, der Mittelfeldakteur ging zu Hertha BSC
zurück. Wichtige Impulse sollen von Rückkehrer Michael Gregoritsch
kommen, der nach der Leihe mit Nebengeräuschen an den FC Schalke
wieder in Augsburg durchstarten will.
Werder Bremen
Neben dem FC Bayern hatte Werder wohl den
stressigsten "Deadline Day" von allen Klubs. Der Plan war, Davy
Klaassen und Milot Rashica für viel Geld zu verkaufen und dann noch
eine Verstärkung für das Mittelfeld zu holen. Geklappt hat aber nur
die Rückkehr von Klaassen zu Ajax Amsterdam. Vor allem der geplatzte
Rashica-Transfer zu Bayer Leverkusen tut allen Beteiligten weh, weil
der Spieler unbedingt weg wollte und die Bremer das Geld brauchten.
Teure Transfers und Vertragsverlängerungen in den Vorjahren, dazu
jetzt die Corona-Pandemie: Werder hat große finanzielle Sorgen.
Arminia Bielefeld
Im Rahmen der Tatsache, dass Arminia keinen
Cent an Ablöse ausgeben konnte, scheint der Kader ideal ergänzt.
Manche Neuzugänge wie Mike van der Hoorn (27), Sergio Cordova (23)
oder Ritsu Doan (22) haben schon auf sich aufmerksam gemacht. Am
letzten Tag kam mit Hertha-Leihgabe Arne Maier (21) noch der Kapitän
der deutschen U21. Weh tut bei den Abgängen der frühzeitig
feststehende von Jonathan Clauss (28) nach Lens.
VfB Stuttgart
Im Vergleich zur Aufstiegssaison hat der VfB
seinen Kader kaum verändert. Die ohnehin schon ausgeliehenen
Stammspieler Gregor Kobel, Pascal Stenzel und Wataru Endo wurden
frühzeitig fest verpflichtet. Zudem kommen zahlreiche Talente wie der
zuvor lange verletzte Sasa Kalajdzic immer besser in Form. Auch der
wechselwillige argentinische Nationalspieler Nicolas Gonzalez konnte
gehalten werden. Zudem wurden Waldemar Anton und Konstantinos
Mavropanos für die Abwehr geholt. Das Karriereende von Mario Gomez
wirkt sich nicht negativ auf die sportliche Qualität des Kaders
aus.
(lau/dpa)