Mit 150 Einsätzen ist Lothar Matthäus Deutschlands Rekordnationalspieler.Bild: Imago Images / Beautiful Sports
Fußball
Sein Heimdebüt als Bundestrainer dürfte sich Julian Nagelsmann ganz anders vorgestellt haben. Im rappelvollen Berliner Olympiastadion ging das DFB-Team am Samstag gegen die Türkei zwar in Führung, ließ die Gäste in der Folge aber in die Partie kommen. Die nahmen die Einladung an, setzten sich am Ende mit 3:2 durch.
Nach dem Sieg über die USA sowie dem Remis gegen Mexiko musste Nagelsmann in seinem dritten Spiel als deutscher Nationaltrainer also die erste Niederlage hinnehmen. Kritikpunkte gab es nach dem Schlusspfiff mehr als genug.
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"Das Thema ist die Emotionalität auf allen Positionen. Die hatten wir nicht", nahm der Bundestrainer bei RTL vor allem die Profis in die Verantwortung: "In ein paar Momenten haben wir es gut gemacht, dann aber wieder nicht. Auch mal an die Grenze zu gehen und das Spiel zwingend zu gewinnen."
Julian Nagelsmann kassierte gegen die Türkei seine erste Niederlage als Bundestrainer.Bild: IMAGO / Uwe Kraft
Lothar Matthäus sah die Probleme indes eher in einem Bereich, der in der Verantwortung des Trainers liegt: in der Aufstellung. So überraschte Nagelsmann mit Kai Havertz, den er als Linksverteidiger auf den Platz brachte. Es ist eine Position, die der Offensivmann zuvor noch nie bekleidet hatte.
DFB-Team: Lothar Matthäus will Kai Havertz offensiver sehen
"Wenn ich seine Qualitäten im Team haben will, muss ich einen Platz finden, wo er die Extraklasse, die er teilweise noch während der letzten WM verkörpert hat, zeigen kann", machte Deutschlands Rekordnationalspieler in seiner Kolumne bei "Sky" deutlich, was er von dem Experiment hält.
Gleichwohl merkte Matthäus an, dass Havertz "gegen die Türkei noch einer der besseren Spieler" gewesen sei. Und Experimente seien grundsätzlich auch nicht verboten, zumal sich Nagelsmann in den ersten beiden Partien noch zurückgehalten hatte: "Ich akzeptiere, dass der Bundestrainer etwas ausprobieren wollte, aber ich hoffe, dass es nicht mehr vorkommt."
Deutlich übler stieß dem 62-Jährigen die Aufstellung im Mittelfeld auf. Dort bildeten Kapitän İlkay Gündoğan und Joshua Kimmich erstmals unter Nagelsmann die Doppelsechs. Bei der USA-Reise hatte der Bayern-Star krankheitsbedingt nicht zur Verfügung gestanden.
"Ich weiß nicht, warum man im zentralen Mittelfeld immer wieder Joshua Kimmich und İlkay Gündoğan zusammen ausprobiert", fehlte Matthäus jegliches Verständnis für das Aufbieten des Duos. Beide hätten zwar "außergewöhnliche Klasse, sie passen aber nicht zusammen".
Diese Probleme bereiten Gündoğan und Kimmich dem DFB-Team
Das habe man bereits bei der WM in Katar gesehen, als neues Experiment kann man es nun also nicht durchgehen lassen. "Wenn sie zusammenspielen, passt das Innenverhältnis nicht. Sie nehmen sich gegenseitig die Laufwege, sie nehmen sich die Bälle, sie sind sich zu ähnlich. Wenn sie zusammen im Zentrum spielen, hat die Defensive nicht die Kompaktheit, die ein Trainer haben möchte", führte der Rekordnationalspieler seine Kritik aus.
Eine Herausforderung für Julian Nagelsmann (l.): Wie baut er Joshua Kimmich ins Team ein?Bild: IMAGO / Laci Perenyi
Trotz dieser deutlichen Worte stimmt Matthäus dem Bundestrainer aber dahingehend zu, dass er beide in der Mannschaft haben will. "Es gibt für mich nur eine Option: Gündoğan bleibt im Zentrum und Kimmich geht nach rechts", legte er Nagelsmann nahe, den Bayern-Profi wieder als Rechtsverteidiger aufzubieten.
Dort fehle ihm im internationalen Vergleich zwar das Spitzentempo, "aber Philipp Lahm hat es bei der WM 2014 auch geschafft, diese Position zu spielen". Kimmich könne dies ebenfalls, er sei schließlich ein "cleverer, guter Spieler und war vor vier, fünf Jahren einer der besten Rechtsverteidiger auf der Welt".
Ob Nagelsmann Matthäus erhört, könnte sich schon am Dienstagabend zeigen. Dann tritt die deutsche Nationalmannschaft in Wien gegen Österreich an.
Michael Olise sorgt in der noch recht jungen Spielzeit beim FC Bayern für Furore. Der Flügelspieler ist mit seinen schnellen Dribblings und seiner Abschlussstärke maßgeblich dafür mitverantwortlich, dass der Rekordmeister wieder "bayernlike" auftritt und nach sechs Spieltagen auf Platz Eins der Tabelle steht.