Lena Oberdorf hat in den vergangenen Jahren einen einzigartigen Aufstieg im deutschen Frauenfußball erlebt. Bereits mit 16 Jahren debütierte sie in der Bundesliga und traf zum Einstand direkt zwei Mal. Anschließend brauchte sie nur ein weiteres Jahr, um sich ihren ersten Einsatz in der Nationalmannschaft zu verdienen – und zwar direkt bei einer Weltmeisterschaft.
Es folgten eine Meisterschaft und vier Pokalsiege mit dem VfL Wolfsburg und ein zweiter Platz bei der Europameisterschaft in England, obendrein ist sie bereits zentrale Stütze bei der Nationalmannschaft.
Kurz vor den Olympischen Spielen zog sich die 22-Jährige in diesem Sommer jedoch einen Kreuzbandriss zu – und fiel in ein kleines Loch, wie sie nun verriet. Heraus hilft ihr dabei auch ein Psychologe.
Nach ihrer Verletzung habe sie die Spiele ihrer Kolleginnen bei Olympia zunächst am Fernseher mit ihren Eltern verfolgt. Sie habe sich gefühlt, "als wäre ich wieder 15", wie sie nun im "Kicker fe:male"-Podcast erklärte.
Realisiert habe sie die Verletzung erst so richtig, als sie zur Mannschaft nach Paris gefahren ist. "Das ist wirklich deine Mannschaft, die da gerade spielt. Du hättest da auch spielen können", habe sie gedacht.
Diese Phase sowie die Reha seien "etwas schwierig" gewesen. Ihr gehe es wieder ganz gut, auch dank eines Psychologen. Sie versuche, mit ihm herauszufinden, "wer ich so neben der Fußballerin bin". Sie kenne, seitdem sie 14 ist, nichts anderes. Nun, da alles um sie etwas ruhiger sei, müsse sie sich damit anfreunden.
Es gehe dabei unter anderem darum, welche verschiedenen Persönlichkeiten sie habe. Da die Athletin Lena gerade weggebrochen ist, "haben wir uns gefragt, wer so die anderen Lenas sind, die mich auch ausmachen und auszeichnen".
Oberdorf schilderte zudem, wie sie die große Verantwortung bereits früh in der Karriere belastet hat. So sei sie aus Essen damals zum VfL Wolfsburg gewechselt, weil sie gemerkt habe, dass es ihr "zu viel Druck" gewesen sei.
Ihr Essener Trainer habe damals gemeint, sie sei der "Motor" der Mannschaft. Sie war zu dem Zeitpunkt 16 oder 17. In Wolfsburg habe sie sich mehr Ruhe erhofft, um sich zu entwickeln – habe dann aber wieder fast jedes Spiel von Anfang an gespielt.
Es sei "immer sehr viel nach oben" und sehr viel Stress gewesen. Im Nachhinein sei alles gut verlaufen. Bereits damals, etwa vier Jahre früher, hätte sie aber ihren Psychologen gebraucht, damit er ihr sagt: "Du bist nicht nur Fußballerin, du hast auch andere Stärken und andere Seiten an dir, die andere Leute mögen."
Dennoch zeigt sie sich auch glücklich, dass sie jetzt mal Zeit hat, "mich mit mir zu befassen". Dabei denkt Oberdorf auch ans Karriereende: "Fußball ist endlich. Und irgendwann ist meine Karriere auch zu Ende." Daher sei es vielleicht gut, dass sie dann nicht in ein Loch fällt, sondern jetzt "ein bisschen".
Zum Ende des Podcasts kommt sie auf Jule Brand zu sprechen. Diese ist nicht nur ihre Kollegin in der Nationalmannschaft und ehemalige Mitspielerin beim VfL Wolfsburg, den Oberdorf vor der Saison Richtung Bayern München verlassen hat. Sie und Brand sind auch gute Freundinnen.
Sie vermisse Brand "schon sehr". Mit ihr sei es immer sehr entspannt, weil sie "kein komplizierter Mensch" sei.
Teilweise sei Brand in der gemeinsamen Zeit einfach zu Oberdorf nach Hause gekommen, "mit einem McFlurry in der Hand und meinte so: 'Du hast eh nichts Besseres zu tun, oder?'" Anschließend hätten beide entweder gequatscht oder auch einfach jeweils am Handy gehangen – oder seien einfach gegangen, wenn ihnen danach war.
Solche Menschen seien selten, bei denen man einfach machen könne, was man will, ohne dass sie hinterher sauer seien. "Und Jule ist halt so ein Mensch."