Mit Miroslav Klose verbinden viele deutsche Fußball-Fans Erfolg. Er ist mit 16 Treffern bei Weltmeisterschaften der erfolgreichste Torjäger des Turniers, stand außerdem beim WM-Titel 2014 im deutschen Kader und spielte im Finale 88 Minuten. Mit 71 Toren in 137 Länderspielen weist er zusätzlich eine starke Quote auf, ist Rekordtorschütze im DFB-Dress.
Kein Wunder also, dass die Meinung des heute 45-Jährigen bei den Fans geschätzt wird. Mit seiner ruhigen und seriösen Art ist er sowieso wenig für Polemik bekannt. Vielmehr gilt: Was Klose sagt, hat oft Substanz und wird in der Fußballwelt anerkannt.
Deshalb dürften die neuesten Aussagen des ehemaligen Bayern-Stürmers alarmierend wirken. Im Interview mit dem "Kicker" wurde er auf die "große Krise" des deutschen Fußballs angesprochen. Konkret wurde er gefragt, ob er Matthias Sammer zustimmen würde, dass sich der DFB überhaupt in solch einer großen Krise befinde.
"Ja, völlig", lautet die klare Antwort von Klose, "die Nationalelf hat bei den jüngsten Turnieren nicht performt, also muss es tiefere Probleme geben. Beim Nachwuchs fängt es an". Danach fährt er mit der klaren Feststellung fort: "Wir haben Nachholbedarf."
Ein Lob hat Klose dennoch für den deutschen Fußball. Er findet es gut, dass bei der Trainer-Ausbildung mittlerweile zwischen Jugend- und Profi-Trainern unterschieden wird.
In Bezug auf die neue Reform bei der Nachwuchsförderung ist Klose zurückhaltend: "Ob die Reform mit mehr Eins-gegen-Eins und häufigeren Ballkontakten mehr Individualisten hervorbringen, ist abzuwarten." Ab der Saison 2024/25 wird gerade in den jungen Jahrgängen vermehrt im Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei gespielt.
Die Idee dahinter: Je kleiner die Gruppe, umso mehr Ballkontakte sammeln die Kinder bereits im jungen Alter, werden somit noch mehr gefördert als beim herkömmlichen Sieben-gegen-Sieben.
Neben der Krise des deutschen Fußballs spricht Klose auch über die Talente, die er bereits trainiert hat. Von 2018 bis 2020 war Klose Coach der U17 des FC Bayern, war ab 2022 für etwas mehr als eineinhalb Jahre Trainer des österreichischen Bundesligisten SCR Altach. "Musialas Entwicklung ist überragend", erklärte Klose die Personalie, mit der er besonders zufrieden sei, "Jamal hat alles angenommen, wollte alles direkt umsetzen und war immer sehr fleißig".
Er würde regelmäßig mit dem 20-Jährigen schreiben und sich über dessen "frühere Lederallergie" lustig machen. "Er hatte einige Stockfehler", schmückte Klose die Allergie aus, kam danach aber ins Schwärmen: "Wenn man heute sieht, wie er in höchster Geschwindigkeit mit rechts und links die Bälle verarbeitet und wie eng er den Ball führt, ist es ein Genuss, ihm zuzuschauen."
Danach zählt Klose auf, dass er mit Malik Tillman (Eindhoven), Lasse Günther (Wehen Wiesbaden) oder Jamie Lawrence (Magdeburg) noch weiteren Talenten den Weg ins Profi-Geschäft geebnet hätte. Letztlich kommt er auch auf Frans Krätzig zu sprechen, der in der aktuellen Saison unter Bayern-Trainer Thomas Tuchel schon auf fünf Einsätze bei den Profis kommt.
"Fußballerisch kann er alles. Die Frage ist, ob er die Robustheit und Geschwindigkeit für die Bundesliga hat", ordnet Klose ein. Um das zu bewerten, müsse Krätzig aber noch ein paar Möglichkeiten unter Tuchel erhalten, damit sein wahres Leistungspotential einzuordnen ist. Passend dazu spielte Krätzig nun in der Länderspielpause für die U20 gegen Rumänien und ist damit auch perspektivisch eine Hoffnung für den deutschen Fußball.