Anfang April sah es für den VfB Stuttgart ziemlich düster aus. Die Schwaben hatten gerade mit 0:3 beim 1. FC Union verloren und sich von Bruno Labbadia getrennt. Es war die zweite Entlassung der Saison, der Traditionsklub stand am Tabellenende der 1. Bundesliga. Sebastian Hoeneß übernahm als Cheftrainer und sorgte für eine sensationelle Wende.
Zunächst führte er die Stuttgarter über die Relegation gegen den Hamburger SV zum Klassenerhalt, dann implementierte er über den Sommer einen spielerisch starken Ansatz. Den Lohn dafür gibt es in dieser Saison wieder und wieder auf dem Rasen.
Der VfB steht zum Jahresende nämlich nicht nur als eines der spielstärksten Teams der Liga da, sondern dank elf Siegen aus den ersten 16 Partien auch als Tabellendritter. Die Schwaben haben 34 Zähler auf dem Konto und damit schon jetzt einen mehr als am Ende der Vorsaison.
Es ist ein Umschwung, der kaum in Worte zu fassen ist. Gegenüber dem "Kicker" wagte sich Hoeneß selbst nun dennoch an eine Einordnung. "Ich bin sehr glücklich über die Entwicklung. Aber ich weiß auch, dass sich die Dinge im Fußball schnell ändern können. Deshalb gehe ich mit einer klaren, realistischen Einschätzung an die Dinge ran, kommuniziere das auch nach innen und nach außen", mahnte er zugleich.
Als Trainer sieht er seine Pflicht darin, notfalls müsse er auch mal gegensteuern. Ganz grundsätzlich will der Übungsleiter aber nicht als Spaßbremse auftreten: "Dass die Fans träumen und euphorisch sind, finde ich absolut okay."
Auf Platz drei stehend dürfte der eine oder andere VfB-Fan etwa schon an die Champions League denken. Der Vorsprung auf den fünftplatzierten BVB beträgt schon sechs Punkte, Hoeneß hat trotzdem "noch keine Sekunde" über die Königsklasse nachgedacht: "Es ist wichtig, dass wir uns im Hier und Jetzt bewegen."
Das scheint auch sein Credo zu sein, wenn es um potenziell interessierte Arbeitgeber geht. Klubs wie der FC Bayern und Borussia Dortmund werden immer mal wieder lose mit Hoeneß in Verbindung gebracht. Auf die Frage, ob er diesen Klubs widerstehen könnte, fand der Coach deutliche Worte.
"Die Frage stellt sich für mich wirklich nicht. Ich habe einen Vertrag und mache keinen Hehl daraus, dass ich mich hier sehr wohlfühle. Es macht für uns als Mannschaft wie auch für mich als Trainer keinen Sinn, allzu weit in die Zukunft zu blicken."
Zugleich berichtete er, dass es mit dem VfB Stuttgart noch keine Gespräche über eine mögliche Vertragsverlängerung gegeben habe. "Ich habe noch einen bis 2025 laufenden Vertrag. Für einen Trainer ist das lange", betonte Hoeneß und ergänzte: "Es gibt nicht viel dazu zu sagen, außer dass ich mich sehr wohlfühle. Ich glaube, das ist erkennbar."
Es ist ein Gefühl, das aus Sicht aller Stuttgarter auf Gegenseitigkeit beruhen und gerne noch lange anhalten dürfte.