Der FC Bayern München hat am Donnerstagabend den Uefa-Supercup gegen den FC Sevilla gewonnen. Nach Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League war es der vierte Titel der abgelaufenen Saison für das Team von Trainer Hansi Flick.
Nicht mit dabei in der Puskás Arena in Budapest war ein Spieler, der einst mit großen Vorschusslorbeeren nach München kam: Fiete Arp. Während er sich noch offiziell Deutscher Meister und Pokalsieger 2020 nennen durfte, war er im Königsklassenkader der Bayern für das Champions-League-Finalturnier in Lissabon schon nicht mehr nominiert. Auf der Webseite des FC Bayern und beim Portal "Transfermarkt" ist er mittlerweile sogar offiziell in der Drittligamannschaft gelistet.
Im Sommer 2019 wechselte der gebürtige Bad Segeberger für rund drei Millionen Euro vom Hamburger SV zum Rekordmeister. Viele Experten konnten diesen Schritt zum großen FCB damals nicht verstehen. Aber als ambitionierter deutscher Fußballprofi geht man nun mal zu den Bayern. (Es sei denn, man heißt Campino. Aber der ist halt auch kein Fußballprofi...)
2017 mit der U17-Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet, machte Arp immerhin in den vergangenen Jahren als eins der größten Stürmertalente Deutschlands von sich reden: 20 Tore in 28 Spielen für DFB-Nachwuchsnationalteams, 46 Tore in zusammengerechnet 54 U17- und U19-Partien für den HSV, jüngster Torschütze der Hamburger in ihrer Bundesliga-Geschichte. Der U19-Nationalspieler hatte mit zarten 17 Jahren einen Traumeinstand ins Profigeschäft gefeiert.
Doch all das ist Vergangenheit. Gegenwärtig ist es ruhig geworden um Fiete Arp. Nach etwas mehr als einem Jahr beim Rekordmeister kämpft der 20-Jährige nun darum, den Anschluss an seine Altersgenossen und seine Teamkollegen nicht zu verlieren.
Den Sprung vom erfolgreichen und gehypten Jugendspieler zum gestandenen Fußballprofi hat er bisher nicht geschafft. Einen Bundesligaeinsatz für die Bayern konnte er noch nicht verzeichnen. Für den HSV lief er immerhin 18 Mal in der höchsten deutschen Spielklasse auf, schoss aber lediglich zwei Tore. Die karge Ausbeute hatte aber sicher auch damit zu tun, dass beim kriselnden Ex-Erstligisten damals die Hoffnungen darauf ruhten, dass der junge Arp den Dinokarren aus dem Dreck zieht.
Nach dem Abstieg, den Arp natürlich nicht im Alleingang verhindern konnte, blieb er den Hamburgern noch ein Zweitligajahr erhalten. Doch auch eine Spielklasse tiefer konnte der junge Mann keine Bäume ausreißen: 17 Spiele, ein Tor, eine Vorlage.
Der Wechsel zum FC Bayern sollte dann ein neues Kapitel für Arp werden. Täglich unter besten Bedingungen mit den Besten trainieren, nicht mehr der Hoffnungsträger des kompletten Hamburger Sportvereins sein. Zunächst schien diese Rechnung aufzugehen: Arp zeigte während der Saisonvorbereitung 2019 gute Ansätze, saß in der Bundesliga wenigstens manchmal auf der Bank.
Doch die vergangenen Bayern-Monate waren für den Mittelstürmer wieder von Stagnation geprägt – aber auch von viel Pech. 22 Partien verpasste er zwischen August 2019 und Juni 2020 aufgrund verschiedener Verletzungen, unter anderem Kahnbeinbruch, Armverletzung, muskuläre Probleme.
In der Reservemannschaft in der 3. Liga kam er in der zweiten Saisonhälfte 2019/20 regelmäßig zum Einsatz, allerdings bloß einmal über 90 Minuten. Drei Drittliga-Tore sowie ein -Assist stehen zu Buche.
Andere Bayern-Talente aus der zweiten Mannschaft der Bayern, wie Jamal Musiala, Chris Richards, Joshua Zirkzee oder Mickael Cuisance, die mittlerweile regelmäßig Spielzeit in der ersten Mannschaft bekommen, haben Arp längst überrundet. Die Jungprofis Sarpreet Singh und Lars-Lukas Mai, vergangene Saison ebenfalls regelmäßig Teil des Profikaders, wurden in die 2. Liga ausgeliehen, um im Unterhaus Spielpraxis zu sammeln, Mai zu Darmstadt 98, Singh zum 1. FC Nürnberg.
Arp hingegen scheint man aktuell nicht mal die 2. Bundesliga zuzutrauen. Oder besser gesagt hat sich der 20-Jährige bewusst dazu entschieden, eine ganze Saison in der Drittklassigkeit zu verbringen. Nach Informationen des Fachmagazins "Kicker" hat der 1,84 Meter große Youngster bereits "vor einiger Zeit" beschlossen, fest in der Reserve zu kicken, um Konstanz in seine Leistungen zu bringen, sich zu beweisen.
Ein leiser Abschied aus dem Profikader, hoffentlich nur ein vorläufiger. Wahrscheinlich ist es genau das Richtige für Arp, dessen Vertrag in München noch bis 2024 läuft. Bei Bayern II kann er nun ohne den Druck und ohne den Anspruch, dass er eigentlich Teil der Profimannschaft ist, in Ruhe den nächsten Entwicklungsschritt versuchen. Der berühmte Schritt zurück nach vorn.
Sein unbestrittenes Talent ist ihm sicher nicht abhandengekommen seit seinem ersten Bundesligator vor rund drei Jahren.
(as)