Noch während der Länderspielpause ist rund um den BVB oftmals das Wort Krise gefallen. Zwei Siege beim SC Freiburg (4:2) und gegen den VfL Wolfsburg (1:0) später scheint die schwarz-gelbe Welt vorerst wieder heil zu sein.
Mit elf Punkten aus den ersten fünf Bundesliga-Spieltagen steht Borussia Dortmund vernünftig da, der Rückstand auf die Tabellenspitze beträgt zwei Zähler. Der Schein trügt allerdings.
Denn spielerisch konnte der BVB weder in Freiburg noch zu Hause gegen Wolfsburg komplett überzeugen. Offensiv fehlten gerade im Heimspiel die Glanzmomente, die den BVB im letzten Jahrzehnt so oft ausgezeichnet haben. Defensiv wirkte das Team speziell im Breisgau anfällig. In der Champions League zeigte PSG dem Bundesligisten zudem klar die Grenzen auf.
Insgesamt scheint die Mannschaft vor allem im gemeinschaftlichen Auftreten Nachholbedarf zu haben, im gemeinsamen Angreifen wie in der gemeinsamen Arbeit gegen den Ball. Laut "Bild" sehen die Klubbosse aber vor allem in einem anderen Bereich Probleme.
So soll sich bei BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Sebastian Kehl der Eindruck verhärtet haben, dass man unbedingt wieder einen Unterschiedsspieler benötige. Dieser sei notwendig, um die eigenen Ziele zu erreichen und die Strahlkraft des Vereins beizubehalten.
Erst im Sommer hat Borussia Dortmund mit Jude Bellingham einen solchen Superstar verloren, der Engländer ist für knapp 100 Millionen Euro zu Real Madrid gewechselt. In den Jahren zuvor hatte der Bundesligist mit Erling Haaland, Jadon Sancho und Ousmane Dembélé bereits andere Profis dieser Gewichtsklasse verloren.
Ein solch vielversprechender Ausnahmekönner fehlt dem BVB momentan. Youngster wie Karim Adeyemi, Jamie Bynoe-Gittens, Giovanni Reyna und Julien Duranville bringen zwar spannende Anlagen mit, rufen diese momentan aber noch nicht regelmäßig ab.
Dass den Schwarz-Gelben derzeit ein mitreißender Shootingstar fehlt, liegt auch an der Transferstrategie des vergangenen Sommers. Mit dem 22-jährigen Felix Nmecha wurde nur ein Jungprofi verpflichtet, die anderen Neuzugänge sind 28 Jahre oder älter. Einen großen Wiederverkaufswert liefern diese Profis nicht.
Auch Nmecha nicht, denn der für knapp 30 Millionen Euro aus Wolfsburg gekommene Mittelfeldspieler fremdelt in Dortmund noch. Dabei ist der BVB doch auf werthaltige Verkäufe wie die von Bellingham oder Haaland angewiesen. Fertige Superstars kann sich der Verein anders als der FC Bayern nicht leisten.
Wenn die Borussen in den kommenden Transferperioden also wieder verstärkt nach Unterschiedsspielern suchen, dürften sie sich vor allem nach internationalen Top-Talenten umschauen. Um so den nächsten Bellingham, Haaland oder Sancho zu entdecken. Um so wieder begeisternden Offensivfußball zu bieten. Und um damit womöglich endlich mal wieder die Meisterschale einzusacken.