Auf dem Papier war es für Randal Kolo Muani und seinen neuen Arbeitgeber ein erstklassiges Wochenende. PSG setzte sich im prestigeträchtigen Aufeinandertreffen mit Olympique Marseille durch. "Le Classique", wie das Duell der beiden Klubs genannt wird, ging mit 4:0 an die Hauptstädter.
Kolo Muani stand dabei zum zweiten Mal in der PSG-Startelf – und bejubelte seinen ersten Treffer für seinen neuen Klub. Später bereitete er auch noch ein Tor vor. Nach dem Spiel wird trotzdem kaum über das Sportliche gesprochen. Und das gleich aus mehreren Gründen.
Nach dem Schlusspfiff feierten die Pariser Profis gemeinsam mit ihren Anhängern den Sieg. In einem Video, das aktuell auf "X", ehemals Twitter, kursiert, sieht dies zunächst ganz harmlos aus. Eigengewächs Warren Zaïre-Emery gibt den Vorsänger, zwischen den vor Freude hüpfenden Spielern strahlen auch Balljungs in die Kamera.
An mehreren Stellen scheint das Video aber auch Kolo Muani gemeinsam mit den beiden ehemaligen Dortmundern Achraf Hakimi und Ousmane Dembélé sowie Layvin Kurzawa dabei einzufangen, wie sie sich abfällig gegenüber Marseille äußern. Laut "Le Parisien" rufe das Quartett "Marsellais, nique ta mère", auf Deutsch ungefähr "Marseillais, fickt eure Mütter".
Diese drastische Wortwahl könnte ein Nachspiel haben. Dem Bericht zufolge werde die Liga die Aufnahmen in den kommenden Tagen prüfen – und dann womöglich Sperren verhängen. Abwegig ist dies nicht, denn der frühere Marseille-Profi Taye Taïwo wurde 2011 wegen abfälliger Gesänge gegen PSG für ein Ligaspiel gesperrt.
Einen Eklat hatte es indes auch schon während des Spiels gegeben. Die PSG-Anhänger hatten homophobe Gesänge, adressiert an die Spieler von Olympique Marseille, angestimmt. Laut der französischen Nachrichtenagentur "AFP" hielten die Gesänge fast eine Viertelstunde an.
Dieses Verhalten hat mittlerweile sogar die Politik auf den Plan gerufen. So meldete sich mit Amelie Oudea-Castera via "X" die Sportministerin zu Wort. Der Verein solle "eine Klage einreichen, um die Urheber zu identifizieren und sie vor Gericht zu bringen, damit sie aus den Stadien entfernt werden".
Es sei "undenkbar, dass wir solch hasserfüllten und homophoben Gesängen auf unseren Tribünen taub gegenüberstehen". Gegenüber der "AFP" distanzierte sich PSG in der Folge zwar vom Verhalten seiner Fans, die Frage nach einer möglichen Klage ließ der Klub in Händen von Qatar Sports Investments indes unbeantwortet.
Ob es andernfalls Konsequenzen für den Verein etwa in Form einer Geldstrafe oder eines Geisterspiels geben könnte, ist aktuell noch unklar. Unklar ist auch, ob Kolo Muani nach dem Spielende einen kleinen Gruß an seinen Ex-Verein verschicken wollte.
Auf Instagram postete der Angreifer mehrere Bilder vom Heimsieg und wählte dazu den Hashtag "ParisouRien", auf Deutsch "Paris oder nichts". Eine Aussage, die zu seinen letzten Wochen bei Eintracht Frankfurt passt. Als die SGE ihn nicht ziehen ließ, streikte der Franzose. Am Ende bekam er seinen Wunsch – und die Frankfurter knapp 95 Millionen Euro als Entschädigung.