Am Samstagnachmittag bot sich dem FC Bayern die Chance, die Tabellenführung zu übernehmen. Im Fernduell mit Spitzenreiter Bayer Leverkusen wollten die Münchener in Frankfurt vorlegen, ehe die Werkself einen Tag später die schwere Aufgabe bei Überraschungsteam Stuttgart antreten musste.
Die Bayern sollten diese Gelegenheit nicht nur überraschend ungenutzt lassen, sondern letztlich sogar mit einer herben Schlappe im Gepäck die Heimreise antreten. Eintracht Frankfurt nutzte die FCB-Fehler eiskalt aus und schenkte Manuel Neuer gleich fünf Tore ein. Am Ende des Tages stand ein 5:1-Kantersieg für die SGE.
"Wir müssen eine oder zwei Schippen drauflegen, und zwar so, dass wir nach dem Spiel merken, dass wir an die Grenze gegangen sind", ließ Thomas Müller nach der Niederlage gegenüber Sky durchklingen, dass seine Mannschaft nicht mit der optimalen Einstellung eingetreten ist.
Diese wiederum vermissten einige Fans nicht nur auf dem Rasen, sondern nach dem Schlusspfiff auch vor den Kameras. Routinier Müller, der in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden war, erklärte sich als einziger Bayern-Profi. Andere Führungsspieler wie Manuel Neuer, der beim zweiten Gegentor schlecht ausgesehen hatte, oder Joshua Kimmich, der das 0:3 mit einem Fehlpass eingeleitet hatte, schwiegen nach der Pleite.
Das gefiel auch Lothar Matthäus nicht. "Er versteckt sich da", befand der Rekordnationalspieler bei der Fußballtalkshow "Sky90". Mit Blick auf die bescheidende Leistung des Mittelfeldspielers legte er nach: "Nicht nur auf dem Platz ist er nicht mehr so präsent, auch nach dem Spiel ist er nicht mehr so präsent. Und das hat wahrscheinlich seine Gründe."
Matthäus erkannte darin eine Veränderung, denn Kimmich habe sich der Fußballwelt einst anders vorgestellt. So sei der Bayern-Star "eigentlich immer jemand gewesen – mindestens vor einem halben Jahr oder Jahr – der auch nach verlorenen Spielen klar und deutlich seine Meinung von der Kamera gesagt hat".
Den Grund für dieses veränderte Auftreten sieht der Rekordnationalspieler vor allem im sportlichen Bereich. "Kimmich hat in den letzten zwei Jahren richtig auf die Fresse bekommen – auch von uns, weil er eben nicht die Leistung gebracht hat, die wir von ihm erwartet haben", verwies Matthäus auf die anhaltende Kritik.
Zudem habe auch Bayern-Trainer Thomas Tuchel mit seiner vehementen, öffentlichen Forderung nach einem klaren Sechser Kimmich angezählt. All das habe beim 28-Jährigen wohl "Spuren hinterlassen".
Klar ist nun aber auch, dass Kimmich und seine Kollegen dieses Debakel schnell abschütteln müssen, wenn sie Leverkusen nicht davonziehen lassen wollen.
Am Sonntag empfangen die Bayern den drittplatzierten VfB Stuttgart, eine leichte Aufgabe wird es also keinesfalls. Müller aber fordert: "Da muss der Wut-Motor angehen." Und zwar nicht erst nach dem Schlusspfiff.