Der ablösefreie Wechsel des jungen Schalker Torwarts Alexander Nübel zu Bayern München treibt immer heftigere Blüten. Unverhältnismäßig gehässige S04-Fans wollen es offenbar nicht akzeptieren, dass Nübel die Königsblauen verlassen wird.
Wie die "Sport Bild" (Mittwoch) in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, sollen Fans des FC Schalke 04 die Eltern des 23-Jährigen während der Arbeit bedroht haben, nachdem der Rekordmeister den Transfer publik gemacht hatte. Daraufhin sollen Nübels Eltern eine Kreuzfahrt gebucht und für eine Weile aus ihrem Wohnort im Kreis Paderborn geflüchtet sein, wie das Magazin schreibt.
Der Berater des ehemaligen U21-Nationalkeepers, Stefan Backs, kritisierte gegenüber "Sport Bild" die Reaktionen auf Nübels Bayern-Wechsel im Sommer: "Was rund um Alex passiert, ist von vielen Seiten verantwortungslos."
Bereits im Januar hatte Backs in einem Interview mit dem Sport-Informationsdienst (SID) erklärt, dass Schalke-Fans sauer auf Nübel seien, ihn und Backs selbst in sozialen Netzwerken beschimpften. Angriffe vonseiten der Schalke-Anhänger auf Backs hätten Formen angenommen, "die nur schwer zu ertragen sind".
Die Anfeindungen hätten schon Anfang des Jahres nicht nur Backs und Nübel getroffen: Auch Backs' Eltern seien davon betroffen gewesen sowie sein Sohn. Diesem habe er erklären müssen, "wie er damit umgehen muss, wenn er in der Schule angefeindet wird".
Seit Bekanntgabe des Transfers, der zur neuen Saison stattfinden wird, steht Nübel im Kreuzfeuer. Die Schalker Fans verunglimpften Nübel mit Sprechchören, als er patzte, bis er auf dem Platz zu weinen begann. In der Folge verlor Nübel sogar seinen Stammplatz im Schalker Tor an Markus Schubert.
Deutschlands Fußballexperten sind sich weitgehend einig: Nübel hat sich mit dem Wechsel zu Bayern keinen Gefallen getan. Peter Neururer zum Beispiel hatte im WDR2-Podcast "Einfach Fußball" gesagt, dass Nübel finanziell alles richtig gemacht habe. Sportlich sei er aber der am schlechtesten beratene Spieler in Deutschland.
Auch aus dem Bayern-Lager gab es Spitzen gegen Nübel: Die Torhüter beim FC Bayern und deren Berater markieren eifrig ihr Revier, wollen den Novizen gar nicht erst ankommen lassen. Der Rekordmeister hatte in der vergangenen Woche sogar eine Stellungnahme herausgegeben, in der sich der Klub "abwertende Kommentare" über Nübel verbittet.
Aktuell verhandeln die Bayern mit Kapitän und Nummer eins Manuel Neuer um eine Verlängerung seines 2021 auslaufenden Vertrags. Nübel soll in Zukunft hinter Neuer zum neuen Stammkeeper aufgebaut werden.
Das ist kein einfaches Unterfangen, die Qualitätsdichte auf der Torwartposition beim FC Bayern ist groß: Der bisherige Ersatzmann von Neuer, Sven Ulreich, ist erfahren und zuverlässig, bekam zuletzt sogar ein Lob von Trainer Hansi Flick, dass er seine Sache sehr gut mache. Bayerns U23-Stammkeeper Christian Früchtl, aktuell Nummer drei in der FCB-Torwarthierarchie, will sich ausleihen lassen, Spielpraxis sammeln und dann mittelfristig mit um den Platz im Tor kämpfen.
Für Nübel kommt eine Ausleihe aber nicht infrage, um in der kommenden Saison die Chance auf Spielzeiten zu erhöhen. Das schloss sein Berater Backs in der "Sport Bild" kategorisch aus: Nübel werde definitiv für Bayern spielen.
(as)