Thomas Reis hat den VfL Bochum in seiner gut dreijährigen Amtszeit zurück in die Bundesliga geführt und dort sogar einmal den Klassenerhalt geschafft. Nach sechs Niederlagen zum Saisonstart wurde er im September beim Tabelenletzten trotzdem freigestellt. Wenig später heuerte er beim dann neuen Tabellenletzten Schalke 04 an.
Nun hat der 49-Jährige im Interview mit der "Sport Bild" seinem Ärger über das Aus beim VfL freien Lauf gelassen. Was den Trainer am meisten störte, waren demnach nicht eingehaltene Absprachen.
"Trennungen geschehen oftmals nicht im Guten", deutet Reis im Interview zunächst nur an, weil er nicht "nachkarten" will. Dann wird er konkreter: "Es gibt handelnde Personen beim VfL, mit denen ich nichts mehr zu tun haben will."
Der Grund: Schon im Sommer war sich Reis wohl mit Schalke über ein Engagement in Gelsenkirchen einig. Der VfL war informiert gewesen, doch man wollte den erfolgreichen Klassenerhalt aus der Saison 2021/22 zusammen wiederholen. Als dies nach sechs Spieltagen aussichtslos erschien, wurde Reis fallen gelassen.
"Zum Schluss war ich der einzige, der an den Pranger gestellt wurde", beschwert sich der Aufstiegstrainer. "Daraus habe ich meine Lehren gezogen."
Dass er den Kontakt mit den Schalkern öffentlich geleugnet hatte, sei ein Fehler gewesen, gesteht Reis. "Dabei wollte ich in Absprache mit dem VfL nur alle Seiten schützen – wurde aber nicht selbst geschützt", erklärt er die gelernte Lektion.
Dabei scheint es dem 49-Jährigen wichtig zu sein, sich nicht vom Verein und den Fans zu distanzieren. "Bochum wird immer ein Stück weit mein Verein bleiben, doch ich werde das Stadion vorerst nur als Gegner betreten." Sein Frust gilt wohl in erster Linie den Verantwortlichen um Vorstandsboss Hans-Peter Villis.
Dass viele VfL-Fans seinen Wechsel zum Lokal-Rivalen Schalke nicht nachvollziehen können, ist ihm bewusst. "Wenn ich von der Sparkasse zur Volksbank wechsle, ist das kein Problem. Vom VfL zu Schalke schon eher", erklärt er der "Sport Bild". Wenigstens kann Reis so weiterhin in Bochum wohnen.
Davon, dass der Klassenerhalt mit Schalke gelingt, ist Reis überzeugt. "Natürlich wird es nicht einfach. Schließlich gibt es viele Gründe dafür, warum Schalke da ganz unten steht", erkennt der Trainer. Dazu gehöre auch die mangelnde individuelle Klasse des Schalker Kaders. Da aber kaum Geld für Wintertransfers da ist, werde Schalke "versuchen, das mit anderen Tugenden auszugleichen."
Trotzdem werde sich Sportvorstand Peter Knäbel nach Verstärkungen umsehen. "In erster Linie wünsche ich mir Schnelligkeit für die Außenbahn", verrät Reis. Ein Innenverteidiger und ein "echter Sechser" sollen zudem dabei helfen, die Anzahl der Gegentore zu reduzieren. Allerdings ist auch Reis bewusst, dass sich Schalke aufgrund seiner begrenzten finanziellen Mitteln "nach Spielern umsehen muss, die woanders funktioniert nicht haben, aber trotzdem Qualität besitzen."