Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren finden die Olympischen Spiele 2024 wieder auf dem europäischen Kontinent statt. Ab dem 26. Juli kämpfen in Paris mehr als 10.000 Sportler:innen um die Medaillen, anschließend geht es mit den Paralympischen Spiele für weitere 4000 Sportler:innen in einen gesonderten Wettbewerb.
Seit den 1960er Jahren investiert Olympia mehr und mehr in die Förderung von Sportler:innen mit Behinderung. Für 2024 haben die Verantwortlichen von Olympia nun einen weiteren Aspekt in puncto Barrierefreiheit verbessert, der aber vor allem der Fangemeinschaft zugutekommen soll.
Denn bei den diesjährigen Spielen sollen verschiedenste Technologien zum Einsatz kommen, die das gesamte Sportereignis auch Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen zugänglich machen. Vor allem mit einer Sehbehinderung bleiben sportliche Wettbewerbe bisher in vielen Fällen eine eingeschränkte Erfahrung.
Zumindest für sechs Sportarten soll sich das bei Olympia 2024 ändern. Wie das Olympische Komitee mitteilte, können die Wettbewerbe im Fußball, Judo, Schwimmen, Tennis, Reiten und im Judo in den Spielstätten in Paris mit einer ausführlichen Live-Audiodeskription verfolgt werden.
Zuletzt hatte man das entsprechende System bereits im französischen Basketball getestet. Die Audiodeskription wird dabei einerseits von einem Sportkommentator geführt, andererseits ergänzt ein Audio-Describer die visuellen Eindrücke vom Spielfeld. Welche Sprachen hierbei verfügbar sein werden, ist bisher nicht klar.
Insgesamt sollen so mehr als 400 Stunden Olympia mittels Audiodeskription auch für Menschen mit einer Sehbehinderung erlebbar werden. Zehn Disziplinen bei den Paralympischen Spielen werden im Sommer ebenfalls mit Audiodeskription ausgestattet.
Die Koordinierung erfolgte dabei direkt mit Betroffenen. "Wir haben uns auf die Sportarten konzentriert, von denen uns Experten für Sehbehinderungen gesagt haben, dass sie für sie am interessantesten sind", erklärte Ludivine Munos, Leiterin der paralympischen Integration in Paris-2024, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Für Fans zu Hause wird zudem ein Kanal des öffentlich-rechtlichen TV-Senders France Television an den Start gehen, der während Olympia 70 Stunden Audiodeskription liefert.
Eine weitere Neuerung vor Ort werden vibrierende Westen sein, die an den jeweiligen Spielstätten für Menschen mit einer Hörbehinderung zur Verfügung stehen sollen. Über eine spezielle Magnettechnologie unter anderem auf den Fußballfeldern werden Bewegungen aufgezeichnet und anschließend mittels Vibration auf den Rücken der tragenden Person übertragen.
Hierfür wird eine App genutzt, die bei Ballspielen die Bewegung auf dem Feld erkennt und in ein Vibrationsmuster übersetzt. Mit dem Einsatz bei Olympia erhofft man sich hiermit auch eine Steigerung des Bekanntheitsgrades der App.
Insgesamt weisen die Verantwortlichen auf ihrer Website darauf hin, dass für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung spezielle Tools wie Tablets und Plätze mit besserer Sicht auf das Spielfeld reserviert sind.
Für Betroffene dürften die neuen Technologien bei Olympia 2024 eine enorme Erleichterung darstellen. "Es hat mir genauso viel Spaß gemacht wie damals", erklärt etwa Sofiane Ahmad gegenüber dem Magazin "Inside the Game" nach einem Test in Frankreich. Bei einem Verkehrsunfall verlor er vor Jahren sein Augenlicht.
"Es tut uns gut, wenn wir wie alle anderen mitten im Geschehen die Atmosphäre miterleben, anstatt zuhause zu sitzen", bestätigt auch Julien Zelela, Direktor des französischen Blindenverbands. Für die Zukunft erhofft man sich auch eine Ausweitung auf weitere Sportarten und -Wettbewerbe.