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E-Mobilität: Äthiopien verbietet Verbrenner-Autos

Autos fahren auf einer belebten Stra
In Äthiopien gilt ab sofort ein Verbrenner-Aus.Bild: imago images / imageBROKER
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Sensation in Ostafrika: Äthiopien verbannt Verbrenner-Autos

06.05.2024, 15:13
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Seit Jahren wird in Deutschland heftig über den Übergang von Verbrenner zu Elektroautos diskutiert. Erst letztes Jahr tobte ein erbitterter Streit um ein Aus für Neuwagen mit Verbrennermotor in der EU-Kommission. Deutschland blockierte ein entsprechendes Gesetz hartnäckig, bis sich schließlich darauf geeinigt wurde, dass entsprechende Fahrzeuge auch nach dem vereinbarten Ausstiegsjahr 2035 neu zugelassen werden, wenn sie nur CO₂-neutrale Kraftstoffe tanken.

Daraus könnte man schließen, dass die E-Mobilitätswende in der Autoindustrie ein grundsätzlich schwerfälliges, langwieriges Unterfangen ist. Doch wie ein ostafrikanischer Küstenstaat jüngst gezeigt hat, kann es auch ganz schnell mit dem Umstieg auf E-Autos gehen.

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Äthiopien verbietet Einfuhr von Verbrenner-Autos

Äthiopien gehört zu den am wenigsten motorisierten Ländern der Erde. Auf 126 Millionen Einwohner:innen kommen nur rund 1,2 Millionen Kraftfahrzeuge. Trotzdem hat das äthiopische Verkehrministerium Ende Januar bekannt gegeben, dass ab sofort keine Verbrenner-Fahrzeuge mehr in das Land einfahren und Einwohner:innen nur noch Elektroautos kaufen dürfen – ein weltweit einzigartiger Schritt.

Bereits 2022 hatte die Regierung Steuervorteile für den Kauf von E-Autos eingeführt. Weil Äthiopien keine eigenen Autos produziert, ist das Einfuhrverbot de facto ein Aus für den Verbrenner.

Verbrenner-Verbot ist eine wirtschaftliche Entscheidung

Die Abkehr von Verbrenner-Autos hat wohl vor allem ökonomische Gründe: Das für den Betrieb benötigte Diesel oder Benzin musste Äthiopien für zuletzt mehr als sechs Milliarden Dollar pro Jahr teuer und mühsam importieren.

Währenddessen gibt es dank großer Wasserkraftwerke und bald dem fast fertiggestellten Staudamm "Great Ethiopian Renaissance Dam" am blauen Nil billigen Strom im Überfluss.

Außerdem wehrt sich das Land damit gegen dreckige Gebrauchtwagen mit Verbrenner-Motor aus Europa, die die Großstädte verpesten. Der radikale Umstieg auf E-Autos erscheint dem äthiopischen Verkehrsministerium wohl als sinnvollere und günstigere Lösung.

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Ausrangierte Verbrenner-Autos aus Europa verpesten die Luft in der Hauptstadt Addis Abeba.Bild: imago images / Pond5 images

Das Zauberwort heißt Leapfrogging

Wieso schafft Äthiopien in kürzester Zeit, was europäische Länder seit Jahren an ihre diplomatischen, politischen und wirtschaftlichen Grenzen bringt? Der "Spiegel" führt in einem Bericht die Idee des sogenannte "Leapfroggings" an.

Die beschreibt einen Prozess, bei dem ein Land eine oder mehrere Entwicklungsstufen überspringt und direkt zu fortgeschritteneren Technologien, Methoden oder Lösungen übergeht. Soll heißen: Wenn in einem Land, wo ein Großteil der Bevölkerung noch nie ein eigenes Auto besessen hat, komplett auf E-Autos umgestiegen wird, gibt es auch nur wenige Menschen, die den Verbrenner vermissen könnten.

Es besteht die Hoffnung, dass sich in Äthiopien mit seinen hohen Wachtstumsraten schon bald die entsprechende Kaufkraft und Infrastruktur entwickeln wird, um die E-Mobilitätswende zu vervollständigen.

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Äthiopien gehört zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaften Afrikas.Bild: imago images / xinhua

Auswirkungen des Verbrenner-Stopps

Inwiefern das Verbrenner-Aus in Äthiopien Anklang finden wird, muss sich noch zeigen. Ein Autohändler berichtet dem "Spiegel", dass viele seiner Kolleg:innen ihr Geschäft aufgeben mussten, weil sie von dem Einfuhrverbot überrascht wurden.

Andererseits fänden die E-Autos einen reißenden Absatz. Trotz des radikalen Schritts scheint es auch wenig Protest aus der Bevölkerung zu geben. In der Hauptstadt Addis Abeba gibt es schließlich auch eine attraktive Alternative zum Auto: Hier steht die erste moderne Stadtbahn südlich der Sahara.

Das Wochenende wird sonnig – dann folgt der Wetterumschwung

Das Wetter hielt sich in den vergangenen Tagen recht konstant. In vielen Regionen des Landes konnten sich die Menschen täglich über Temperaturen um die 20 Grad Celsius freuen, auch am Feiertag Christi Himmelfahrt kam vielerorts die Sonne raus.

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