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Handball-EM: Heiner Brand übt scharfe DHB-Kritik und sieht große Baustelle

Heiner Brand Sky Experte, Rhein Neckar Loewen vs F
Heiner Brand erhofft sich in Zukunft mehr vom DHB-Team.Bild: IMAGO images / Eibner
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Handball-EM: Heiner Brand zieht kritische DHB-Bilanz und sieht eine große Baustelle

31.01.2024, 18:04
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Am Sonntagabend ist die Handball-EM in Deutschland mit einem Knall zu Ende gegangen. Olympiasieger Frankreich setzte sich in einem packenden Finale gegen Topfavorit und Weltmeister Dänemark mit 33:31 durch. Nikola Karabatić und Co. sicherten ihrer Nation damit den vierten Titel.

Für Deutschland war das Turnier indes schon am frühen Sonntagnachmittag beendet. Auf die Dänemark-Pleite im Halbfinale folgte auch im Spiel um Platz drei eine Niederlage. Das DHB-Team musste sich den Schweden mit 31:34 geschlagen geben.

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Gerade im ersten Durchgang war die deutsche Auswahl dabei klar unterlegen, lag nach 30 Minuten mit 12:18 zurück. "Platz vier. Das ist gut. Das war das Ziel", zieht Weltmeistertrainer Heiner Brand in seiner Kolumne für den "Sportbuzzer" dennoch ein positives Fazit.

Heiner Brand fordert Entwicklung der DHB-Offensive

Gleichwohl ordnet der 71-Jährige dabei kritisch ein, dass "mehr möglich" gewesen sei, gerade im Halbfinale vor heimischer Kulisse: "Die Dänen haben sich nur durch das unsägliche 'Sieben gegen sechs'-Spiel gerettet, im normalen 'Sechs gegen sechs' hatten sie keine Chance."

Der vierte Platz entspreche dem aktuellen Leistungsstand in der Handballelite, "Frankreich, Dänemark und Schweden sind aber nicht weit weg". Wichtig sei nun vor allem, den aktuellen Aufschwung auch in Zukunft zu bestätigen.

"Die Mannschaft ist jung, sie hat Potenzial", erkennt Brand zwar an, spricht aber zugleich eine eindringliche Warnung aus: "Von der Altersstruktur haben wir mit den vielen jungen Spielern eine tolle Situation. Aber die hatten wir 2016 mit Fabian Wiede, Paul Drux und Julius Kühn auch – damals alles 21-Jährige. Und nach dem EM-Gold haben alle gedacht, das läuft die nächsten Jahre so weiter. Doch da ist nichts gelaufen. Es ist kein Selbstläufer."

Deutschland ist Weltmeister 2007 - Bundestrainer Heiner Brand auf den Schultern seiner Spieler

Germany is World Champion 2007 German coach Heiner Brand on the Shoulders his Players
2007 führte Heiner Brand (oben) die deutschen Handballer zum WM-Titel.Bild: imago images / Oliver Hardt

Damit in Zukunft wieder Medaillen drin sind, müsse vor allem am Offensivspiel gearbeitet werden. "Unsere Baustelle ist der Angriff", legt Brand den Finger in die Wunde. Es fehle die "individuelle Stärke" der Franzosen oder die taktische Raffinesse der Schweden: "Doch wir haben unsere Möglichkeiten, brauchen eine klare Spielauffassung."

Handball-EM: Bob Hanning gibt dem DHB-Team die Schulnote 4

Noch kritischer äußert sich indes mit Bob Hanning eine andere Handballlegende. Der langjährige Manager der Füchse Berlin urteilt in seiner Kolumne für die "Bild" knallhart. "Wenn wir als größter Handballverband der Welt mit Platz 4 beim Heim-Turnier zufrieden sind, kann ich nur mit dem Kopf schütteln", widerspricht er der allgemeinen Zufriedenheit.

Die Bilanz von vier Siegen, vier Niederlagen und einem Remis aus neun Spielen sei nicht zufriedenstellend: "Einen Sieg gegen Nordmazedonien abzufeiern, ist legitim. Im Prinzip aber so, als wenn Bayern Münchens Fußballer gegen Cottbus gewinnen."

Dem Turnier gibt Hanning daher "aus (leistungs-)sportlicher Sicht die Schulnote 4". Seine Kolumne schließt der 55-Jährige dennoch zuversichtlich: "Wenn wir die Breite unseres Kaders, der so viel besser ist, als gern suggeriert wird, jetzt noch ein bisschen besser nutzen und zu unserer Stärke machen, dann können wir beim Heim-Turnier in drei Jahren nicht bloß organisatorisch Bestmarken erzielen, sondern auch den Titel holen."

Schweinsteiger ärgert sich über Detail bei Neuer-Rot – auch Kroos reagiert

Noch auf dem Feld entschuldigte sich Manuel Neuer bei einigen Teamkollegen. Mit seinem Platzverweis in der 17. Minute im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen nach Foulspiel an Jeremie Frimpong erschwerte er seinem Team ein Weiterkommen ungemein.

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