
Kristin Kögel ist in der Offensive von Bayer Leverkusen gesetzt.Bild: IMAGO images / Eibner
Interview
Kristin Kögel ist Leistungsträgerin bei Bayer Leverkusen und Kapitänin der deutschen U23-Nationalmannschaft. Mit watson hat sie über Leverkusens überraschendes Mitmischen im Titelrennen gesprochen, zwei Konkurrenten der Zukunft genannt und die Wiedereinführung des U23-Teams eingeordnet.
14.05.2025, 08:0014.05.2025, 08:00
Watson: Im Vorjahr wurde die U23-Nationalmannschaft wieder eingeführt, du bist als Kapitänin ein wichtiger Bestandteil. Was hast du über das Konzept U23-Nationalteam gelernt?
Kristin Kögel: Das ist super. Das ist eine gute Gelegenheit für die jungen Spielerinnen, die noch nicht im Hauptfokus, aber schon auf Scoutingzetteln stehen, sich internationale Erfahrungen abzuholen. Für mich persönlich ist es mega cool, als Kind war es immer ein Traum, für Deutschland zu spielen. Als Kapitänin ist es ein besonderes Privileg.
Welche Erkenntnisse haben die bisherigen Spiele geliefert?
Wir konnten mit dem kleinen Turniersieg zeigen, was an Qualität nachkommt.
"Bei der A-Nationalmannschaft steht der erweiterte Kader schon. Da bin ich nicht mehr im Hauptfokus."
Sprichst du regelmäßig mit A-Nationaltrainer Christian Wück?
Der kommunikative Austausch läuft über die Trainer, nicht über uns Spielerinnen. Dass dieser Austausch stattfindet, sieht man daran, dass Spielerinnen aus der U23 für die A-Nationalmannschaft nachnominiert oder auf die Abrufliste gesetzt wurden. Auch die Spielphilosophie und die Inhalte werden abgestimmt.

Kristin Kögel führt die U23-Nationalmannschaft als Kapitänin aufs Feld.Bild: IMAGO images / Pascu Mendez
Wann sehen wir dich in der A-Nationalmannschaft?
Natürlich wäre es schön, wenn es noch klappt. Ich gebe alles und versuche, mich stets weiterzuentwickeln sowie von meiner besten Seite zu zeigen. Was kommt, wird sich zeigen.
Gibt es noch eine Chance auf eine EM-Teilnahme?
Ich habe in der U23 gute Leistungen gezeigt, aber bei der A-Nationalmannschaft steht der erweiterte Kader schon. Da bin ich nicht mehr im Hauptfokus. Für die EM wird es also schwierig.
Was ist für das DFB-Team bei der EM in der Schweiz drin?
Wir haben eine unfassbare Qualität und müssen uns nicht verstecken. Die Mannschaft wird sich finden und dann habe ich ein gutes Gefühl. Das Halbfinale traue ich dem Team auf jeden Fall zu.
In der Bundesliga hast du diese Saison mit Bayer Leverkusen lange im Titelrennen mitgemischt. Warum ist der Abstand nach oben am Ende doch so groß geworden?
Man darf nicht vergessen, wo wir herkommen. Wir sind zwar super gestartet, aber vergleichen uns sonst nicht mit dem FC Bayern. Hinten heraus haben wir ärgerlicherweise einige Punkte liegen gelassen. Es ist eine Kunst, die Konstanz reinzubekommen. Da sind wir dran.

Kristin Kögel (l.) ist im Zweikampf mit Bayerns Linda Dallmann (r.).Bild: IMAGO images / DeFodi
Ist das nach dem Saisonverlauf enttäuschend?
Es kommt auf das Momentum an, nach dem Remis gegen Köln überwog die Enttäuschung. Wir haben uns aber auch gesagt, dass wir sehr stolz sein können. Wir spielen die beste Saison in der Geschichte der Leverkusener Frauen.
Ist der vierte Platz also ein Erfolg?
Der vierte Platz ist für uns auf jeden Fall ein Erfolg, die Entwicklung geht in die richtige Richtung.
Die Bayern gewinnen ihre dritte Meisterschaft in Folge, aber lange war es eng. Wie bewertest du die Entwicklung in der Spitzengruppe der Liga?
Die Tabelle lügt nicht: Es wird immer enger, es mischen nicht mehr nur zwei Teams mit. Auch Vereine mit viel internationaler Erfahrung wie der FC Bayern wissen, dass ihnen nichts geschenkt wird. Das spricht für die Entwicklung der Liga.
International sind die deutschen Klubs trotzdem krachend ausgeschieden.
Wir haben in Deutschland die Aufgabe, dranzubleiben. Andere Ligen – England, Spanien – investieren unheimlich in den Frauenfußball. Wir müssen international wettbewerbsfähig bleiben.
"Bei Union Berlin wird sehr viel investiert, auf die Entwicklung bin ich gespannt."
Zurück zur Bundesliga: Wird es die nächsten Jahre wieder so eng zugehen?
Die Entwicklung wird sich fortsetzen, von unten schieben weitere Vereine nach. Durch die Aufstockung wächst die Liga, mehr Vereine wollen ins obere Drittel und der Frauenfußball in Deutschland wächst allgemein. Das ist ein Kreislauf.
Welchen Teams traust du den Sprung nach oben zu?
Der positive Effekt der Aufstockung wird seine Zeit brauchen. Aber bei Union Berlin wird sehr viel investiert, auf die Entwicklung bin ich gespannt. Auch bei RB Leipzig sieht man eine positive Entwicklung.
Wolfsburg schnappt euch im Sommer mit Janou Levels eine Stammspielerin weg. Inwiefern sind die Machtverhältnisse in der Frauen-Bundesliga noch immer zementiert?
Das lässt sich leicht erklären. Wolfsburg hat vielleicht nicht mehr den Status wie noch vor ein paar Jahren, steht aber trotzdem noch immer auf einem Toplevel: die Möglichkeiten, die Qualität, der Kader. Das geht nicht direkt verloren.
Letzten Sommer habt ihr bereits Elisa Senß an Eintracht Frankfurt verloren. Die SGE wiederum muss im Sommer Stina Johannes nach Wolfsburg und Barbara Dunst nach München abgeben. Wie sehr nerven diese Transfermechanismen?
Es nervt nicht, aber es ist schade. Das gehört zum Geschäft, weil es Vereine gibt, die für jemanden persönlich einen nächsten Schritt darstellen können. Das ist völlig legitim.
"Gerade auch mit Blick aufs Karriereende würde ich gerne nochmal in einer anderen Liga spielen."
Würdest du einen solchen Schritt nach Frankfurt, Wolfsburg oder München auch gehen?
Grundsätzlich möchte ich das nicht ausschließen. Das ist aber natürlich von vielen weiteren Faktoren abhängig: Passt das Drumherum? Passt die Spielphilosophie? Passt die individuelle Planung des Vereins? Erstmal habe ich aber ohnehin noch ein Jahr Vertrag in Leverkusen.
Auf der Bayer-Website gibst du an, "möglichst viele unterschiedliche Orte bereisen" zu wollen. Könntest du dir also auch mal einen Wechsel ins Ausland vorstellen?
Ich finde es generell schwierig, im Fußball zu planen. Aber dem Ausland bin ich grundsätzlich nicht abgeneigt. Gerade auch mit Blick aufs Karriereende würde ich gerne nochmal in einer anderen Liga spielen.
Toni Kroos hat es mit seinem Madrid-Wechsel vorgemacht. Du hast ihn mal als dein Idol bezeichnet. Wieso?
Er hat mir mit seiner Spielweise von klein auf imponiert. Er hat oftmals gar keine auffälligen Dinge gemacht, aber trotzdem enorm viel Einfluss genommen. Das fand ich sehr beeindruckend.
Nach sieben Jahren konnte der Hamburger SV endlich in die Bundesliga zurückkehren. Um in der Bundesliga zu bestehen, muss der Kader jedoch umgebaut werden.
Ein Ziel hat Merlin Polzin mit dem HSV in dieser Saison noch. "Keiner trainiert, um Zweiter zu werden. Wir wollen das Ganze als Erster beenden", sagte er mit Blick auf das abschließende Saisonspiel in Fürth am Sonntag.