Patrick Esume begleitet die NFL als Experte für RTL.Bild: dpa / Jürgen Kessler
Interview
Nach exakt 206 Tagen hatte das Warten für die Fans der NFL in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ein Ende: Der amtierende Champ, die Kansas City Chiefs, haben im Duell mit den Baltimore Ravens die neue Football-Saison eröffnet.
RTL hat das Match live übertragen. Patrick Esume stand dabei wieder als Experte vor der Kamera, er geht mit dem TV-Sender in seine zweite Saison. Mit watson hat er vorab über Veränderungen in der neuen Spielzeit, die Titelfavoriten sowie Fußballer im Football gesprochen.
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Watson: Jana Wosnitza hat uns verraten, dass ihr diese Saison näher dran sein wollt, etwa beim Tailgating. Sehen wir dich also bald mit Schürze und Grillzange vorm Stadion stehen?
Patrick Esume: Ja, wir lassen hier die Katze aus dem Sack: Ich werde jeden Sonntag um 19 Uhr für RTL mit Grillschürze am Grill stehen und Nackensteaks für die Fans grillen. (lacht) Nein, so wird es nicht kommen. Aber als Team werden wir näher am Live-Geschehen vor Ort dran sein.
"Für die Internationalisierung der NFL brauchst du Identifikationsfiguren in der Liga – siehe Amon-Ra St. Brown."
Was heißt das konkret?
Tailgating, Fans, Gespräche am Rasen – damit rücken wir näher an die NFL heran. Das springt dann auf die Zuschauer über, die können so emotional viel involvierter sein. Und vielleicht gibt es kurz vorm Kickoff auch nochmal die Möglichkeit, etwas von unseren deutschen Spielern zu hören.
Amon-Ra St. Brown wäre doch ein netter Gesprächspartner.
Für die Internationalisierung der NFL brauchst du Identifikationsfiguren in der Liga – siehe Amon-Ra St. Brown. Es ist schon eine richtig dicke Kiste, wenn dir der kurzzeitig bestbezahlte Receiver der NFL auf Deutsch antworten kann.
Amon-Ra St. Brown ist letzte Saison mit den Detroit Lions bis ins NFL-Halbfinale vorgestoßen.Bild: IMAGO images / USA TODAY Network
Im Zuge der Internationalisierung wird regelmäßig auch über ein Franchise in Europa spekuliert. Wann gibt’s das erste NFL-Team in Europa?
Ein ganzes Franchise kann ich mir hier nicht vorstellen.
Wieso nicht?
Da kommt der ELF-Commissioner in mir durch. Ich sehe, was das bedeuten würde. Bei der NFL ist ebenso wie bei uns Chancengleichheit enorm wichtig. Wie willst du aber das Reisen und die Zeitunterschiede regeln? Zudem ist es verdammt schwer, Spieler davon zu überzeugen, für sechs Monate zum Beispiel nach London zu ziehen, weg von den Familien. Das wäre ein Nachteil.
Wie kann die Internationalisierung stattdessen weiter vorangetrieben werden?
Ich glaube, dass wir mehr International Games sehen werden. Madrid kommt, Paris wird sicher ebenfalls bald folgen.
"Wenn die ganzen Swifties gucken, was die Chiefs machen, bringt das der NFL, aber auch dem ganzen Sport mehr Aufmerksamkeit."
Bei der Internationalisierung hat in der Vorsaison auch Taylor Swift eine Rolle gespielt.
Solange sie mit Travis Kelce zusammen ist, wird sich weiterhin viel um sie drehen. Aber vielleicht auch dann, wenn sie sich trennen. Im Showbusiness ist jede PR gute PR.
Ein Aushängeschild der NFL: Kansas-Tight-End Travis Kelce und Popstar Taylor Swift.Bild: Getty Images/ Patrick Smith
Nervt dich der Fokus auf die Sängerin?
Der eine oder andere Hardliner oder Purist beschwert sich darüber, aber ich finde es gut. Football ist ein Lifestyle, ist viel jünger als Fußball oder Handball. Die Menschen, die sich in der Bubble bewegen, holen sich ihre Informationen überwiegend auf Social Media. Wenn die ganzen Swifties gucken, was die Chiefs machen, bringt das der NFL, aber auch dem ganzen Sport mehr Aufmerksamkeit.
"Ich wünsche mir, dass man diese Begeisterung aus deutschen Stadien in den Football transferiert."
In deiner Vita finden sich viele Berührungspunkte mit dem Fußball, unter anderem eine Hospitanz beim HSV. Welchen Fußballjob hättest du ausgeübt, wenn du nicht im Football gelandet wärst?
Dann wäre ich Trainer geworden, denn als Spieler war ich nicht gut genug. Darauf hätte ich Lust.
Was kann Football vom Fußball lernen?
Bei der Fankultur kann der Football etwas lernen, denn es sind zwei unterschiedliche Arten von Fankultur. Auf der einen Seite sitzen wir alle mit verschiedenen Jerseys zusammen, es gibt keine Ausschreitungen, keine Polizei. Das finde ich an unserer Sportart American Football cool, beim Fußball machen mich die Ausschreitungen sprachlos. Auf der anderen Seite stehen selbstmotivierte Begeisterung und Schlachtgesänge. Das hat nur der Fußball. Ich wünsche mir, dass man diese Begeisterung aus deutschen Stadien in den Football transferiert.
Mit diesem Team geht RTL in die neue NFL-Saison.bild: RTL / Ruprecht Stempell
Siehst du dafür schon Ansätze?
Mit "Sweet Caroline" gab es das bei den NFL-Spielen in Deutschland schon ein bisschen. Da waren auch die US-amerikanischen Networks beeindruckt. Bei den Buccaneers gibt es das auch teilweise, aber sowas dauert. Da reichen ein oder zwei International Games nicht.
Wie lautet also das Learning für die NFL?
Gib deinen Fans die Freiheit, lass sie sich in Fanklubs organisieren, die dann eigenmotiviert ihr Team anfeuern. Nicht nur dann, wenn es über die Bildschirme gefordert wird.
Bleiben wir beim Austausch zwischen den Sportarten: Die NFL ist auch bei Fußballern beliebt.
Mats Hummels und Leon Goretzka sind da hart am Start, das ist schon geil.
"Leon Goretzka wäre ein erstklassiger Receiver geworden, Sami Khedira ein toller Safety."
Gibt es einen Fußballer, den du bei einer NFL-Übertragung gerne mal an deiner Seite hättest?
Thomas Müller, das ist ein lustiger Typ. Das ist noch einer der wenigen Fußballer, der in Interviews Ecken und Kanten hat. In der NFL hast du viele Charaktere, im Fußball ist das seltener. Müller aber hat den nötigen Humor, das würde gut passen.
Hauptberuflich noch immer Fußballer, aber auch mit dem Football in der Hand: Thomas Müller.Bild: imago images / ActionPictures
Und welcher Fußballer würde beim Football auf dem Feld eine gute Figur abgeben?
Es gibt einige Fußballer, die durchaus auch gute Footballer hätten werden können. Leon Goretzka wäre ein erstklassiger Receiver geworden, Sami Khedira ein toller Safety. Und Erling Haaland hätte wohl in der Defense gut funktioniert.
Zurück zu dem, was tatsächlich in der NFL passiert: Worauf freust du dich mit Blick auf die neue Spielzeit konkret?
Ich freue mich, dass das ganze Spektakel wieder losgeht. In der Offseason gab es viel Madness, Drama und den Draft. Da galt Bäumchen wechsle dich. Ich bin gespannt, wie sich das in Leistungen transferiert. Es gibt viele Storylines, darauf freue ich mich.
Gibt’s diese Saison den Three-Peat der Chiefs?
Unwahrscheinlich ist es nicht. Hättest du mich vor ein paar Jahren gefragt, ob irgendjemand dreimal hintereinander den Super Bowl gewinnt, hätte ich gesagt: 'Du, Brady ist jetzt retired – das wird nichts mehr.' Aber wenn es einer kann, dann Patrick Mahomes. Die Chiefs sind nicht unbedingt schlechter geworden.
Wer werden diese Saison die größten Konkurrenten sein?
Die San Francisco 49ers und die Baltimore Ravens. Die Detroit Lions werden aber auch mitmischen, haben defensiv stark gedraftet.
Butter bei die Fische: Wer gewinnt den Super Bowl?
Die vier Halbfinalisten könnten dieselben sein wie in der Vorsaison, aber ich will nicht mit den Chiefs gehen. Lamar Jackson liefert jetzt einmal in seinem Leben in den Playoffs ab und gewinnt den Super Bowl mit den Ravens.
